Gerade einmal 11 Monate ist es her, dass der Deutsche Léo Apotheker das Ruder bei
HP von Mark Hurd übernommen hat. Nun muss Apotheker seinen Schreibtisch bereits wieder räumen – und zwar per sofort. Für ihn übernimmt Meg Whitman (Bild). Whitman hat sich in der Branche vor allem einen Namen als Chefin von
Ebay gemacht.
Der ehemalige SAP-Boss Léo Apotheker steuerte den Konzern in Richtung Software-Anbieter und Service-Dienstleister und sorgte vor einigen Wochen Aufsehen und vielerorts für Kopfschütteln, als er bekanntgab, das WebOS- und Tablet-Geschäft einzustampfen und das PC-Business abschieben zu wollen. Bei Investoren und Kunden waren diese Ankündigungen nicht gut angekommen. Zudem hat seit Beginn der Ära Apotheker die HP-Aktie um die Hälfte nachgelassen und Prognosen mussten nach unten korrigiert werden – was wohl aber auch mit der Wirtschafts- und Börsenlage zu tun hat.
Zu Berufung Whitmans meint Ray Lane, Verwaltungsratsvorsitzender bei
HP, dass das Unternehmen sich an einem kritischen Punkt befinde, und dass es erneuerte Führung brauche, damit die HP-Strategie erfolgreich umgesetzt werden und die künftigen Marktmöglichkeiten genutzt werden können. Whitman sei eine Technologie-Visionärin mit ausgewiesenen Führungsqualitäten. Sie sei kommunikativ stark und Kundenorientiert, ausserdem verstehe sie die HP-Produkte und –Märkte ausgezeichnet, schliesslich war Whitman seit acht Monaten Mitglied des HP-Verwaltungsrats. Zu Apotheker ergänzt Ray Lane wenig schmeichelhaft, dass man seine Bemühungen und Dienste für HP während des letzten Jahres zu schätzen wisse. Der Verwaltungsrat aber glaube, dass der Job als HP-CEO zusätzliche Attribute verlange, damit die Firmen-Strategie erfolgreich ausgeführt werden könne.
Meg Whitman führte
Ebay vom Unternehmen mit einem guten Dutzend Angestellten zum global operierenden Unternehmen. Ausserdem hat sie sich 2010 um das Amt des Gouverneurs in Kalifornien beworben, ist jedoch unterlegen. Bei Ebay trat Whitman bereits 2008 zurück – am Ende nicht mehr ganz so erfolgreich. Ebays Wachstum kam gegen Ende ihrer Führungszeit ins Stottern, ausserdem war man mit Übernahmen wie der von Skype wenig erfolgreich. Kritische Stimmen gibt es zudem auch zu ihrem Führungsstil, der zuweilen schroff und impulsiv sein soll – zumindest wenn man Medienberichten Glauben schenkt.
(mw)