Anfang Februar machte die Meldung die Runde, wonach der globale IPv4-Adresspool nun definitiv leer sei und, dass die regionalen Internet Registries bis in einigen Monaten ihre verbleibenden IPv4-Adressen aufgebraucht haben. Bedeutet dies nun, dass bald keine IP-Adressen mehr bezogen werden können? Wie das kürzlich gegründete Swiss IPv6 Council in einer Mitteilung schreibt, werden die noch verbleibenden Adressen in den kommenden Monaten aufgebraucht sein – zuerst in Asien, dann in Europa und Nordamerika. Um den 1. Juli 2011 dürfte es soweit sein. Panik muss deshalb aber noch keine aufkommen, denn gerade grosse Provider haben ihren eigenen Vorrat an IPv4-Adressen.
Noch genügend Adressen
Cablecom beispielsweise weist auf Anfrage darauf hin, dass man als Tochtergesellschaft von UPC den Vorteil habe, auf einen grossen IPv4-Pool zurückgreifen zu können. Ausserdem helfe man sich unter den Tochtergesellschaften aus. «Wir gehen daher davon aus, dass unser IPv4-Pool erst Ende 2012 zur Neige gehen wird», so Marc Maurer, Mediensprecher
Cablecom.
Swisscom gibt ebenfalls an, noch genügend Reserven an IPv4-Adressen zu besitzen, will aber keine genaueren Angaben dazu machen. Und auch
Sunrise beruhigt: «Für die Kunden besteht kein Grund zur Sorge. Das zukünftige Kundenwachstum kann mittelfristig mit verfügbaren IPv4-Adressen abgedeckt werden», so Roger Schaller, Mediensprecher. Konkreter wird schliesslich
Green.ch, das Vierte im Bund der von «Swiss IT Magazine» befragten Unternehmen.
CTO Aldo Britschgi gibt Auskunft, dass derzeit nur etwa 41 Prozent der total verfügbaren IP-Ranges (IPv4) von
Green.ch in Benutzung seien. «Das heisst, dass wir noch über eine Million zuteilbarer IP-Adressen haben. Dies ist auch für stark zunehmende und hohe Kundenbedürfnisse sowie weitere Server-/Datencenter-Deployments ausreichend.»
Kunde merkt nichts
Bei
Swisscom sieht man auch die Auswirkungen auf die Kunden nicht dramatisch: «Privatkunden müssen nicht von IPv4 auf IPv6 wechseln. Alle Kunden werden sicher noch mehrere Jahre eine IPv4-Adresse behalten. Und auch bei Geschäftskunden ist vorerst keine Migration zwingend notwendig. Unternehmen empfehlen wir jedoch, die Entwicklung der Märkte im Auge zu behalten. Bei anstehenden Investitionen sollte bei den Anforderungen das neue IP-Protokoll berücksichtigt werden», so Mediensprecher Olaf Schulze gegenüber «Swiss IT Magazine».
Ähnlich die Situation bei
Cablecom: «Da wir IPv4 und IPv6 parallel betreiben werden, hat das keine Auswirkungen auf unsere Kunden. Wer ein IPv6-fähiges Endgerät nutzt, wird IPv6-Adressen erhalten – Kunden mit Geräten, welche IPv6 nicht unterstützen, nutzen in der ersten Phase noch IPv4. Ein Grossteil der heute im Verkauf befindlichen Hardware wie Firewalls oder WLAN-Router können via Software-Upgrade für IPv6 kompatibel gemacht werden», erklärt Marc Maurer.
Zur Einführung von IPv6 gehe man bei Cabelcom davon aus, dass diese in rund einem Jahr erfolgen wird, während Roger Schaller von
Sunrise anmerkt, dass der Übergang von IPv4 zu IPv6 viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Der Kunde soll aber davon nichts merken.
Einführung jetzt planen
Eine aktive Rolle in der Einführung von IPv6 in der Schweiz will das Swiss IPv6 Council (siehe Kasten) spielen. Es empfiehlt, die Jahre 2011 und 2012 zu nutzen, um für das neue Protokoll zu planen und es professionell einzuführen. Über die Website
www.swissipv6council.ch sollen laufend weiterführende Informationen über die globale Adress-situation, Empfehlungen, informative Links und interessante Artikel publiziert werden.
(mw)
Swiss IPv6 Council
Hauptziel des Schweizer IPv6 Councils und seiner Mitglieder ist es, die Einführung des Internet Protocol Version 6 (IPv6) zu fördern. Dank Unterstützung durch Industrie, Bildungseinrichtungen, Forschung und öffentliche Verwaltung sowie durch Vernetzung der Ressourcen, schafft das Council einen offenen und gleichberechtigten Zugang zu Technologie und Wissen. Das Schweizer IPv6 Council ist ein Chapter des internationalen IPv6 Forums. Es besteht aus Einzel- und Firmenmitgliedern und hat sich zur Aufgabe gemacht, durch das Bereitstellen von geeigneten Kommunikationsplattformen den Austausch von Informationen und das gemeinsame Durchführen von IPv6-Projekten zu ermöglichen. Zu den Mitgliedern gehören nebst Präsidentin Silvia Hagen (Sunny Connection) unter anderem Fredy Künzler von Init7, Matthias Cramer von Iway oder die drei Switch-Vertreter Kurt Baumann, Simon Leinen und Alex Gall. Finanzielle Unterstützung kommt zurzeit von Swisscom und IBM.