Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Kaum jemand weiss das besser als Microsoft. Die Redmonder wurden über Jahre hinweg regelmässig und systhematisch mit Spott und Häme eingedeckt oft mit gutem Grund, nicht selten aber auch einfach so.
Als Microsoft-Spötter der zweiten Sorte haben sich vor allem Apple-Prophet Steve Jobs und seine treuen Gläubigen hervorgetan. Was wurde da nicht alles auf die «DOSen» gelästert, wie wurde das eigene System vom Marketing und den Apple-Fans nicht in den Himmel gelobt: Schneller sei er, der Mac, einfacher, schöner, dünner, leichter und immer wieder und vor allem sicherer.
Weit gefehlt, liebe Macianer, verkündet nun die ETH Zürich mit einer neuen Studie (Seite 11). Der Mac respektive sein Betriebssystem Mac OS X ist demzufolge nicht nur nicht sicherer als sein grosser Konkurrent Windows,
Apple braucht insbesondere auch wesentlich länger, um einmal öffentlich gewordene Sicherheitslücken zu schliessen. Laut der Studie gab es im Untersuchungszeitraum von sechs Jahren bei Microsoft 678 Sicherheitslöcher zu stopfen, bei Apple dagegen 810. Microsoft hatte an einem beliebigen Tag während der Studiendauer maximal 22 Lücken offen, während Apple auf bis zu 55 kam. Und während der Durchschnitt von gleichzeitig ungepatchten Löchern bei Microsoft über den gesamten Untersuchungszeitraum deutlich unter 20 blieb, zeigt dieser Index für Apple stetig in die Höhe und erreicht seit 2006 fast durchwegs Zahlen deutlich über 20. Dabei war Apple vor Mitte 2003 noch nicht einmal in der Lage, einen sogenannten Zero-Day-Patch (Patch erscheint gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Lecks) zu liefern eine Situation, die sich seither kaum wesentlich verbessert hat.
Nun ist Sicherheit allerdings ein relatives Gut, und es wäre durchaus vermessen zu behaupten, Windows-Anwender seien neuerdings auf der sicheren Seite und hätten weniger zu befürchten als ihre Kollegen mit dem Mac. Vielmehr zielen Hacker nach wie vor am liebsten auf das System, das die weitere Verbreitung hat und damit die Angriffswirkung besser potenziert und dieses System ist immer noch Windows, auch wenn Mac OS X als Ziel attraktiver geworden ist. Kommt dazu, dass Angriffe über Anwendungen wie Web-Browser (Drive-by-Downloads) oder Flash derzeit nicht nur in Mode, sondern auch sehr
erfolgsversprechend sind, und da ist es letztlich egal, ob das Betriebssystem Windows, Mac OS X oder Linux heisst.
Allerdings zeigt die Studie empirisch und unabhängig, dass Microsoft seine Hausaufgaben hinsichtlich Betriebssystem-Sicherheit in den letzten Jahren besser gemacht hat als sein Konkurrent. Unter Sicherheitsexperten ist dies schon länger ein offenes Geheimnis, und es gab auch immer wieder Studien, die diesen Befund bestätigten. Das Problem dabei: Typischerweise wurden diese Untersuchungen von Microsoft unterstützt und kamen dadurch in den Ruch des Manipulierten. Ein Umstand wiederum, der von Steve Jobs und seinen Jüngern gern zu ihren Gunsten genutzt wurde.
Nun ist es an der Zeit, den Spiess für einmal umzudrehen und dem ewigen Spötter den Spiegel
vorzuhalten. Denn Schadenfreude ist und bleibt die schönste Freude.