Mit dem Abschied von Tele2 aus dem Schweizer Markt sind wir dem guten alten Monopol, das vor gerade einmal
10 Jahren abgeschafft wurde, wieder ein Stück näher. Denn um die grossen nationalen Telekommunikationsanbieter Cablecom, Orange, Sunrise und Swisscom abzuzählen, braucht man nicht einmal mehr alle Finger einer Hand.
Dass man bei Tele2 den Stecker gezogen hat, hat mehrere Ursachen und liegt sicher nicht nur an den politischen Rahmenbedingungen, wie Sunrise in der Medienmitteilung zur Übernahme von Tele2 postuliert hat. Dies dürfte bestenfalls der letzte Nagel für den ohnehin bereits verschlossenen Tele2-Sarg gewesen sein. Denn auf der einen Seite zieht sich Tele2 ohnehin aus fast ganz Europa zurück. Und auf der anderen Seite sind auch die Perspektiven im Schweizer Markt alles andere als rosig.
Der Kuchen ist verteilt, wachsen kann man nur noch auf Kosten der Konkurrenz. Dies ist aber teuer, weil die Kunden alles andere als wechselfreudig sind und mit hohem Aufwand geködert werden müssen. Dies hat nicht nur Tele2 mit ihrem Mobilfunk-Abenteuer erlebt, das ein ordentliches Loch in der Kasse hinterlassen hat, sondern auch Sunrise mit Free Internet, das weniger Kunden anlocken konnte als erwartet. Gleichzeitig benötigt die Investition in eine eigene Infrastruktur viel Geld und Geduld – insbesondere im Mobilfunk-Bereich, da die Bevölkerung unter einer Antennen-Phobie leidet. Und schlussendlich muss man sich fragen, ob sich selbst bei Erfolg angesichts des kleinen Schweizer Markts überhaupt genügend Kunden hätten finden lassen, um die Anstrengungen zu refinanzieren.
Tele2 sah offenbar keine Zukunft und ist deshalb ausgestiegen. Dies ist nichts als konsequent. Beunruhigend ist allerdings die Frage, ob ähnliche Gedanken nicht vielleicht auch bei Sunrise oder Orange gehegt werden. Zwar sind sie bezüglich Mobilfunknetz besser aufgestellt, doch mit dem Problem des kleinen, trägen Markts und den hohen Investitionen müssen auch sie sich herumschlagen.
Eine ähnliche Situation herrschte vor einigen Jahren auch im Detailhandel. Das Resultat ist hinlänglich bekannt: Die grössten Anbieter mit den tiefsten Taschen haben alles zusammengekauft. Die Konsumenten müssen sich seitdem mit einem Duopol Coop/Migros, ergänzt durch einige Nischenanbieter, zufriedengeben. Übertragen auf den Telekom-Markt hiesse das, dass wir geradewegs auf ein Duopol Cablecom/Swisscom zusteuern.