Visual Studio 2005: RAD und intelligente Hilfen

Mit Hilfe verschiedener Tools wird Visual Basic als Sprache für Rapid Application Development (RAD) positioniert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08

     

Gleichzeitig mit dem Launch des .Net Framework 2.0 im 2. Halbjahr dieses Jahres wird auch eine komplett renovierte Version von Visual Studio 2005 auf den Markt kommen. Dabei plant Microsoft, die Visual.Studio-Produktlinie sowohl im High- als auch im Low-end-Bereich zu erweitern. Neben den Standard- und Professional-Versionen wird es im Low-end-Bereich nun für jede .Net-Sprache und für ASP.Net eine abgespeckte, preiswerte Express-Ausgabe geben, die sich an Einsteiger und Studenten richtet. Auf der High-end-Seite wird die Visual-Studio-Linie um das Team System erweitert, das nicht nur die Entwicklung im Team vereinfachen und fördern soll, sondern auch mit einer Reihe von Lifecycle-Tools wie etwa für Modeling, Code Analyzing, Projektmanagement oder Software Configuration Management (SCM) ausgestattet sein wird.


Mehr Hilfen und RAD

Am meisten von den Produktivitäts-Features werden Visual-Basic-Entwickler profitieren können. Microsoft versucht so, VB wieder stärker von C# abzugrenzen und als die Sprache schlechthin für Rapid Application Development (RAD) zu positionieren. Viele dieser Hilfen stehen bereits im Code-Editor zur Design-Zeit zur Verfügung. So liefert der Visual-Basic-Editor bei fehlerhafter Syntax Vorschläge zum Beheben des Fehlers. Noch einen Schritt weiter gehen die Exception Helper, die während des Debugging-Prozesses bei Laufzeitfehlern detailliert Auskunft über mögliche Ursachen und Tips zur Fehlerbehebung liefern.
In Visual Studio 2005 wird auch das sogenannte Codeless Databinding wieder eingeführt. Damit lassen sich Datenbank-gebundene Web- oder Windows-Formulare erstellen, ohne dass dabei eine einzige Zeile Code geschrieben werden muss. Statt dessen braucht man bloss die entsprechenden Controls per Drag&Drop auf dem Formular zu plazieren und die notwendigen Properties zu setzen. Unterstützt wird der Entwickler von den SmartTasks. Dabei handelt es sich um Pop-up-Menüs, die direkt neben dem entsprechenden Control eingeblendet werden und die bei der Konfiguration der Control-Properties helfen.


Code aus der Konserve

Wem das Eintippen von immer wiederkehrenden Code-Konstrukten zu mühsam ist, wird sich über die Code-Snippet-Funktion, genannt IntelliTask, freuen. Auf Tastendruck lässt sich damit eine vorbereitete Vorlage in den eigenen Programmcode einfügen: Will der Entwickler zum Beispiel in C# eine neue Klasse anlegen, reichen die Eingabe von «class» und ein Druck auf die Tab-Taste. Visual Studio 2005 erzeugt dann automatisch das Gerüst einer Klasse. Rund 500 fertige Code Snippets zu verschiedenen Themen werden mitgeliefert: Neben Basiskonstrukten wie Klassen, Interfaces oder Exceptions gibt es auch komplexere Snippets zu Themenbereichen wie XML-Verarbeitung, Datenzugriff oder Sicherheit. Ausserdem können Entwickler die Snippet-Bibliothek um eigene Vorlagen erweitern und diese im Team teilen.
Mit MyHelp hat Visual Studio auch ein neues Hilfesystem verpasst bekommen, das via Web-Services-Technologie nahtlose Integration zwischen Offline- und neuem Online-Content auf MSDN ermöglichen soll. Ausserdem dient MyHelp als Community-Werkzeug: Jedermann kann eigene Codebeispiele, Errata und Tips publizieren und damit anderen MyHelp-Usern zur Verfügung stellen.


Praktische Visualisierung

Nur in C# verfügbar sind die Funktionen für Refactoring. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Methoden, mit deren Hilfe sich Code umstrukturieren und dadurch besser aufbereiten lässt. Die Funktion «Reorder Parameters» beispielsweise stellt sicher, dass nicht nur die Methode selbst, sondern auch alle Stellen, an denen die Methode aufgerufen wird, automatisch geändert werden.
Eine äusserst praktische Erweiterung ist der neue Klassendesigner, mit dem sich Klassen und ihre Abhängigkeiten grafisch darstellen lassen. Dabei kann der Designer nicht nur zum Modellieren, sondern vor allem auch zum Analysieren und Verstehen von bestehendem Code herangezogen werden. Ein interessanter Aspekt des Klassendesigners ist, dass Sourcecode und Diagramme synchrongeschaltet sind. Änderungen am Code werden automatisch in den Diagrammen nachgetragen und umgekehrt.


Edit-and-Continue ist zurück

Visual Studio 2005 bringt das seit Visual Basic vermisste Edit-and-Continue-Debugging zurück. Dabei kann der Code während einer Debugging-Sitzung geändert und das Programm ohne Neukompilierung fortgesetzt werden. Edit-and-Continue gibt es nicht nur wie ursprünglich geplant in Visual Basic, sondern auch in C#. Neu gibt es im Debugger sogenannte Visualizer, die komplexe Objekte übersichtlicher als bisher darstellen. Ein DataSet etwa wird anschaulich als DataGrid-Ansicht angezeigt.
Auch die XML-Features werden ausgebaut. Der Editor beherrscht Validierung von XML-Dokumenten zur Design-Zeit, bietet kontextsensitives Intellisense und kann DTD (Document Type Definition) nach XML-Schema konvertieren. Der XSLT-Editor bietet eine Preview-Funktion, welche die Auswirkungen einer XSLT-Transformierung vorab anzeigt. Ausserdem wird es einen XSLT-Debugger mit Step-Modus und Breakpoints geben.


Für Web-Entwickler

Auch für ASP.Net-Entwickler bringt die Entwicklungsumgebung einige interessante Neuerungen. Dazu zählt etwa das sogenannte Project-less-Development. Hierbei werden ASP.Net-Applikationen nicht mehr in einem Projektfile zusammengefasst, sondern direkt auf Dateisystem-Ebene verwaltet. Das vereinfacht nicht nur die Entwicklung im Team, sondern auch das Deployment von ASP.Net-Anwendungen.
Zum Ärgernis vieler Web-Designer hatten bisherige Versionen von Visual Studio den Code beim Wechseln zwischen Design- und HTML-Modus nach eigenem Gutdünken formatiert. Dies gehört nun der Vergangenheit an: von Hand erstellter HTML-Code wird nicht mehr angerührt.


VSTO 2005

Gemeinsam mit dem Release von .Net 2.0 werden auch die überholten Office-Werkzeuge als Visual Studio 2005 Tools for Office (VSTO 2005) auf den Markt kommen. Zu den wichtigsten Neuerungen von VSTO 2005 gehören die Trennung von Daten und Ansichten in Office-Dokumenten mit Hilfe von XML Data Islands sowie die zentrale, serverseitige Speicherung von Office-Komponenten. Microsoft hat auch die Integration verbessert. So werden Word und Excel für das Design von Dokumenten direkt in Visual Studio gehostet. Neu ist auch, dass alle WinForms-Controls direkt in den Office-Dokumenten verwendet werden können. Leider beschränkt sich auch VSTO 2005 nur auf Word und Excel, möglicherweise wird man aber bereits in Office 12 weitere .Net-fähige Anwendungen finden.




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