Low-End-Projektoren: Viel Licht für wenig Geld
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/08
Haben Sie zu Hause eine grosse, weisse Wand, die noch nicht mit Bildern bepflastert ist? Dazu noch 5000 Franken auf der hohen Kante, mit denen Sie ohnehin nichts anzufangen wissen: höchste Zeit, sich einen Projektor zuzulegen.
Oder Sie haben ein interessantes Produkt anzubieten, suchen aber immer noch nach einer günstigen und trotzdem beeindruckenden Möglichkeit, es Ihren Kunden vorzustellen. Auch dann sollte man sich ernsthaft den Kauf eines Beamers überlegen.
Obwohl sich die Hersteller mit den meisten Geräten in der vorgestellten Klasse unter 8000 Franken an die Home-User richten, zeigen die Features, dass sich die Projektoren gleichermassen auch für den Einsatz im Firmenumfeld eignen.
Die neuesten Geräte auf dem Markt sind nicht nur günstig, sondern auch durchaus leistungsfähig. Vorbei sind die Zeiten, in denen man für das Kino zu Hause und die Präsentation in den Firmenräumlichkeiten den Raum so weit abdunkeln musste, dass man nicht einmal mehr wusste, ob jetzt Tag oder Nacht ist. 500 ANSI-Lumen werden im Minimum geboten, auch bei Geräten unter 5000 Franken. Für nur unwesentlich mehr Geld erhält man schon einige hundert ANSI-Lumen mehr, Proxima bietet mit dem SV1 sogar für deutlich unter 5000 Franken ein Gerät mit 900 ANSI-Lumen.
Doch die Projektoren, die in dieser Marktübersicht vorgestellt werden, eignen sich nicht nur für Filmprojektionen, sondern auch für aufwendige Slide-Shows, beispielsweise mit PowerPoint. Alle verfügen über eine SVGA-Auflösung (800x600 Pixel), was für die meisten Datenprojektionen schon überaus befriedigende Ergebnisse liefert. Viele Modelle kommen sogar schon in dieser Preisklasse mit XGA-Auflösung (1024x768 Pixel) und drängen sich damit für die Projektion von Computerinhalten regelrecht auf.
Im letzten Oktober zeigte InfoWeek in einer Marktübersicht bereits den Schweizer High-End-Projektoren-Markt auf. Die Auswahlkriterien für den Kauf eines Low-End-Geräts unterscheiden sich nicht wesentlich von denen eines High-End-Beamers. Je mehr Lichtstärke, desto besser, je mehr Auflösung, desto schärfer.
Die Lichtstärke eines Beamers wird immer in ANSI-Lumen angegeben. ANSI bezeichnet die Abkürzung für American National Institute for Standards, Lumen die Masseinheit, mit der sich die Lichtstärke messen lässt.
Ab 500 Lumen sollte eigentlich ohne wesentliche Verdunkelung gearbeitet werden können. Dieses Kriterium erfüllen alle vorgestellten Modelle. Problematisch wird es dann, wenn starke externe Lichteinflüsse das Bild stören oder das Bildformat überdurchschnittlich gross ist. Dann empfiehlt sich der Einsatz von 1000 und mehr Lumen. Hier sinkt die Auswahl der verfügbaren Geräte unter 8000 Franken aber erheblich. Immerhin lassen sich noch 13 Geräte finden, die über 1000 ANSI-Lumen bieten - noch vor zwei Jahren ein Ding der Unmöglichkeit. Herausragend ist das Philips-Modell cBright SV1 mit satten 1400 ANSI-Lumen. Für ein Gerät mit der vergleichbaren Lichtstärke bezahlt man sonst gut und gerne auch einmal 12'000 Franken und mehr, während Philips sein Gerät für 7600 Franken anpreist.
Neben der Lampe ist vor allem die Projektionstechnik für die Helligkeit des Beamers verantwortlich. Zum Einsatz kommen die beiden Technologien DLP und LCD, die sich bei unserer Übersicht etwa im Verhältnis eins zu drei zugunsten der LCD-Geräte halten.
Bei der LCD-Technologie wird das Licht durch ein winziges LCD-Display geschossen und an die Wand projiziert. Dadurch geht relativ viel Licht verloren. Beim von Texas Instruments entwickelten DLP-Verfahren funktioniert die Projektion wesentlich komplizierter. Zum Einsatz kommt ein sogenannter DLP-Chip, ein passiver RAM-Chip, auf dem Tausende von kleinen Spiegeln aufgebracht sind. Jedes Spiegelchen übernimmt dabei die Projektion eines Pixels. Über ein rotierendes Farbrad wird das Licht in seine Grundfarben aufgetrennt und über eine Linse auf die Leinwand geschossen. Dadurch geht wesentlich weniger Licht verloren - hingegen ist die Technologie etwas teurer.
Doch der Preis und die damit verbundene Leistung und Qualität setzt sich selbstredend nicht nur aus der Lichtstärke zusammen. Ein anderer wesentlicher Faktor ist die Auflösung. SVGA ist heute Pflicht - mehr ist besser. Selbst bei SVGA machen sich sichtbare Unschärfen bemerkbar, deshalb ist XGA auf jeden Fall vorziehen. Spätestens bei der ersten CAD-Präsentation wird die Entscheidung nicht bereut werden, etwas mehr Geld für die zusätzlichen Pixel in die Hand genommen zu haben. Aber auch eine Slide-Show findet bei hoher Auflösung mehr Anklang. Letztendlich kann das Bild einfach nicht scharf genug sein. Einzig bei einer Filmvorführung bringt eine Auflösung über SVGA eigentlich wenig, da eine höhere Auflösung ohnehin nicht unterstützt wird.
Neun aktuelle Geräte in der vorgestellten Klasse können mit dem XGA-Luxus dienen. ADI bietet XGA mit immerhin 1000 Lumen bereits unter 6000 Franken an. Der nächste Schritt wäre ein SXGA-Gerät (1280x1024 Pixel) oder sogar ein UXGA-Beamer (1600x1200 Pixel), doch dafür lässt man auch heute immer noch gegen 40'000 Franken liegen - wahrlich nichts für ein KMU oder den Heimgebrauch.
Bei gewissen Angaben der Hersteller zur Auflösung ist jedoch Vorsicht geboten. Häufig wird mit hohen komprimierten Werten geprahlt, ein Problem, das man beispielsweise auch von Scannern her kennt. Dabei wird jedoch die Auflösung lediglich hochgerechnet, worunter die Bildqualität aber leidet und Unschärfen entstehen. In der Praxis sollte daher mit dem vom Hersteller als echte Auflösung angegebenen Wert gearbeitet werden. Deshalb ist auch Vorsicht geboten, wenn ein sogenannter Fachverkäufer unrealistisch hohe Werte als Auflösung angibt, die dann immer hinterfragt werden sollten. Im Preissegment unter 8000 Franken ist zum jetzigen Zeitpunkt alles über XGA unrealistisch.
Soll der Projektor zusammen mit einem Notebook für die Datenprojektion verwendet werden, gilt es, einen weiteren, wichtigen Punkt zu beachten: Die meisten zeitgemässen Mobilrechner verfügen über eine XGA-Auflösung. Wird an ein solches Notebook bloss ein SVGA-Projektor angeschlossen, kommt es ebenfalls zu unschönen Unschärfen - deshalb vor dem Kauf unbedingt die Auflösung des Notebooks abchecken. Der Einsatz eines XGA-Beamers mit einem VGA- oder SVGA-Notebook ist hingegen unproblematisch.
Weitere Auskunft über die Bildqualität gibt das Kontrastverhältnis. Je höher der Wert, desto schärfer, klarer und satter das Bild. Jedoch gibt es zu diesem Punkt keine Messnorm, weshalb beispielsweise Sony auf eine Angabe dieses Verhältnissesverzichtet.
Sich für den richtigen, den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechenden Beamer zu entscheiden, ist ein Punkt. Ein anderer ist, diesen Projektor auch richtig einzusetzen.
Gerade im tieferen Preissegment sind auch viele mobile Lichtkanonen angesiedelt. Der oberste Anspruch an ein mobiles Gerät ist sein tiefes Gewicht, und das wird vor allem erreicht, indem die Lichtstärke abnimmt. Eine hohe ANSI-Lumenzahl benötigt eine stärkere Lampe und dementsprechend mehr Kühlung, was das Gewicht schnell in Bereiche von 5 Kilo und mehr treibt.
Nimmt man hingegen einen etwas weniger starken Lichtstrahl in Kauf, findet man Geräte, die unter 1,5 Kilogramm schwer sind, so beispielsweise von Sharp, Plus und Philips. Alle drei ultraportablen Lichtschleudern bieten immer noch 800 ANSI-Lumen.
Will man sein Gerät portabel einsetzen, wird ein Zoom und eine Trapezkorrektur-Funktion äusserst wichtig. Da man sein Gerät immer wieder an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Entfernungen und Winkeln zur Projektionsebene aufstellt, ist man immer in der Lage, ein unverzogenes Bild auf die Leinwand zu schiessen. Ansonsten müsste jedes Mal die ideale Position für den Projektor gefunden werden, meist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Beamer muss sich der Umgebung anpassen, nicht die Umgebung dem Beamer.
Bei einem stationären Gerät sollten die Gegebenheiten bereits im voraus klar sein. So beispielsweise die Entfernung zur Leinwand, auf die projiziert werden soll, oder die gewünschte Grösse des Bildes, beide Faktoren spielen Hand in Hand. So stellt man sicher, dass der gekaufte Beamer die gegebene Distanz auch überbrücken und die Leinwand ausnutzen kann. Apropos Leinwand: Wenn man schon mehrere tausend Franken in den grossformatigen Bildgenuss investiert, sollte man sich auch gleich eine geeignete Leinwand dazukaufen, die bereits ab einigen hundert Franken zu haben ist. Die Illusion, das Bild an die vermeintlich weiss verputzte Wand zu schiessen, kann dem Resultat äusserst abträglich sein. Zum einen ist die Wand meist leicht gräulich oder beige und zum anderen weist sie naturgemäss Unebenheiten auf, welche das Bild qualitativ verkommen lassen. Und auf das häufig benutzte Leintuch sollte gleich von vornherein verzichtet werden, befriedigende Ergebnisse sind ein Ding der Unmöglichkeit.
Eines ist klar: Projektoren sind nach wie vor nicht billig. Und was häufig vergessen wird, sind die Folgekosten für die Lampe. Diese haben eine mittlere Lebensdauer von rund 2000 Stunden, was zwar nicht wenig ist, aber bei häufigem Gebrauch drängt sich trotzdem regelmässig ein Ersetzen der Lampe auf. Die Hersteller versuchen diesem Problem Abhilfe zu schaffen, indem sie sogenannte ECO-Modi einbauen, so zum Beispiel NEC beim VT440K. Dabei wird die gesamte Leistung des Beamers heruntergefahren, wobei auch die Lampenleistung zurückgenommen wird. Anstatt mit 1100 ANSI-Lumen projiziert das Gerät im ECO-Mudus noch mit 900 ANSI-Lumen, dafür steigt die Lebensdauer der Lampe um einen Drittel an und der Stromverbrauch wird gesenkt.
Die Preise für die Ersatzlampen haben es in sich: Zwischen 600 und 1500 Franken muss nach dem Ableben der Lichtquelle für den Ersatz hingeblättert werden - ein weiterer Punkt, auf den es sich lohnt, beim Kauf ein Augenmerk zu legen, vor allem, wenn der Beamer häufig benutzt wird.
Lampen, die mit dieser Intensität leuchten sollen, erzeugen dementsprechend viel Hitze, die irgendwie aus dem Gehäuse geschafft werden muss. Dies geschieht mit meist viel zu lauten Lüftern, die sich äusserst störend bemerkbar machen. Der einzige Weg herauszufinden, wieviel Lärm das Kühlsystem macht, ist eine Vorführung des favorisierten Gerätes. Herstellerangaben wären nur irreführend, da es keine einheitliche Messmethode gibt.
Man sollte nicht darauf setzen, dass die eingebauten Lautsprecher den Lüfterlärm übertönen. Mit einigen wenigen Ausnahmen werden ein oder zwei Watt geboten, dazu meist noch Mono. Einzig der Davis DL S8 bietet einmal 10 Watt, 3M mit dem Modell MP 8610 sogar zwei mal 10 Watt, ein Wert, bei dem auf den Anschluss an eine Soundanlage verzichtet werden könnte. Bei den anderen Modellen ist für den Genuss einer Präsentation in ansprechender Soundqualität der Anschluss an ein externes Soundsystem vonnöten. Einige Modelle besitzen jedoch keinen Audio-out-Anschluss, ein grosses Manko für Multimedia-Einsätze.
Eine 16:9-Umschaltung ist ein nettes Feature, wenn man häufig Spielfilme sieht, und wird von den meisten Herstellern geboten, da die Geräte vor allem auf den Consumer-Markt ausgerichtet sind. Die Trapezkorrektur ist ebenfalls hilfreich, da das Gerät wesentlich flexibler plaziert werden kann und beispielsweise auch von einem erhöhten Standort aus ein unverzogenes Bild möglich wird. Bei den mitgelieferten Fernbedienungen und Steuerungsmitteln entscheidet der persönliche Geschmack, ob man einen Trackball oder eine Maus vorzieht oder sogar ganz darauf verzichten kann. Ein PC-Card-Slot sucht man in dieser Preisklasse leider vergebens.
Oberstes Gebot beim Projektorkauf: Lassen Sie sich nicht die Katze im Sack andrehen. Bei Ausgaben um 5000 Franken ist es Ihr gutes Recht, sich das Gerät, an dem Sie interessiert sind, ausgiebig präsentieren zu lassen. Nur so lässt sich feststellen, wie laut der Lüfter ist, wie scharf das Bild projiziert wird, oder wie dunkel es im Raum effektiv sein muss.
Und vor allem: Klären Sie Ihre Bedürfnisse ab. Stimmt die Auflösung mit der meines Notebooks überein? Reicht der gebotene Projektionsabstand beziehungsweise die Bilddiagonale? Genügt die Fernbedienung meinen Bedürfnissen? Verfügt das Gerät über all die Anschlüsse, die ich mir wünsche und die ich brauche? Werde ich meinen Projektor auch portabel einsetzen?
Die Geräte eignen sich in der Regel gleichermassen für das Business-Umfeld wie auch für den Einsatz zu Hause. Im Geschäftsleben kann eine Präsentation auf Grossleinwand sicher überzeugen.
Der Einsatz eines Projektors als Heimkino-System drängt sich beinahe auf. Das Sehvergnügen wird einzig durch das stetige Rauschen des Lüfters getrübt. Durch den Anschluss eines wohlproportionierten Soundsystems kann man dieses Manko allerdings locker wettmachen.
Vergleicht man Beamer für den Heimgebrauch mit den Konkurrenten, bieten diese im Moment klar die beste Alternative. Sowohl Plasmabildschirme wie auch Fernseher mit Rückwandprojektion sind um einiges teurer, und bei 1,2 Meter Bilddiagonale ist die obere Grenze des Möglichen erreicht. Dagegen kann mit den meisten Projektoren locker ein Bild mit einer Diagonalen von 4 Metern projiziert werden. Ausserdem belegt eine Lichtschleuder mit einer aufrollbaren Leinwand so gut wie keinen Platz im trauten Heim.