Vom Speicher zum Datenmanagementsystem

Datenmanagement und Virtualisierung gehören zu den heissen Storage-Themen. Bei den Medien hingegen tut sich nicht viel, trotz Blu-ray, HD DVD und holografischen Speicherbemühungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/21

     

Seit Jahren schon spricht man in der IT von der Datenexplosion und von den Problemen, die diese mit sich bringt. Ein Datenwachstum von 40 bis 60 Prozent pro Jahr ist gang und gäbe, und irgendwie müssen die IT-Abteilungen mit den Bergen an Bits und Bytes fertig werden – wohlgemerkt bei gleichbleibenden IT-Budgets und derselben Manpower. Doch laut Manuel Gutierrez, DMG Country Manager bei Sun Microsystems Schweiz, liegt darin nicht unbedingt das Hauptproblem, wenn man von Storage spricht. «Heute geht es nicht mehr unbedingt um Kapazitäten, sondern vielmehr um das richtige Management von Daten – insbesondere auch unter Berücksichtigung von Themen wie Compliance oder Recovery.» Ausserdem müssten Fragen der Ökonomie gelöst werden. Wie behebt man Platzprobleme, wie bekommt man die Energiekosten, die Lüftung der Anlagen in den Griff? Aus diesen Problemen leitet Guiterrez auch die Trends im Speicherbereich ab, unter anderem das Thema Virtualisierung (das wir vertieft ab S. 39 behandeln) sowie die Entwicklung vom reinen Speichersystem hin zum Datenmanagementsystem unter Berücksichtigung von Sicherheit oder Information Lifecycle Management (ILM).


Disks, Disks, Disks..

Bei den Speichertechnologien selbst sieht der Sun-Mann hingegen keine grosse Revolution. Guiterrez: «Die klassischen Speichermedien, Bänder und Disks, werden auch die nächsten Jahre aktuell bleiben.» Diese würden einfach leistungsfähiger. Ganz ähnlich tönt es auch von den Mitbewerbern. Hitachi Data Systems (HDS) beispielsweise gibt zu Protokoll, dass die Zeichen sowohl bei KMU wie auch bei Grossunternehmen klar auf Harddisk-basierende Systeme stehen. Diese seien voll redundant ausgelegt, hochperformant und verfügen über RAID-Schutz. Dies im Gegensatz zu störungsanfälligen Robotern mit ebenfalls fehleranfälligen, langsamen DVD-Laufwerken. An diesen Tatsachen würde auch die Einführung neuer optischer Speichertechnologien wie Blu-ray oder HD DVD nichts ändern. «Konzeptionell weisen alle die gleichen Merkmale auf», heisst es dazu von HDS. Optischen Systemen gibt man auch bei Sun kaum eine Chance – im Gegenteil. Guiterrez dazu: «In den letzten Jahren wurden eingesetzte optische Systeme häufig abgelöst, da sie betreffend Lebensdauer und Access-Geschwindigkeit ungenügend sind. Daran werden auch Blu-ray und Co. nichts ändern.»





Statt dessen sehen die meisten Hersteller die Zukunft in der Disk. Dazu Frank Sander, Product Marketing Manager EMEA bei Tandberg Data: «Wir gehen heute davon aus, dass auch im KMU-Segment handliche, Festplatten-basierende Systeme die Zukunft sind. Im Gegensatz zu optischen Speichermedien sind hier das einfache Handling und die Robustheit der Medien ausschlaggebend.» Ausserdem sei dank USB und S-ATA die Installation solcher Geräte problemloser als je zuvor. «Geht es neben der reinen Sicherung von Daten auch um langfristige Archivierung, eignen sich ebenfalls solche HDD-Systeme, die mittlerweile auch als dauerhafter Speicher eingesetzt werden können.»
Auch laut Renato Bastianelli, Sales Manager, Systems Storage bei IBM, gehört die Zukunft Disk-Systemen: «Die Hardware-Entwicklung geht in Richtung hochverfügbarer Systeme, das heisst schnelle Abrufzeiten, hohe Ausfallsicherheit sowie jederzeit und von überall her abrufbar.» Fragt man Marcel Keller vom Schweizer Storage-Spezialisten Diwega nach den Speichertrends, spricht er von Unified Storage, um den vielseitigen Storage-Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. «Mit Unified Storage haben Unternehmen einen Investitionsschutz, egal wie sich das Anforderungsprofil an eine Storage-Lösung verändert.» Unter Unified Storage versteht man einen vielseitig nutzbaren Diskpool für alle wichtigen Storage-Protokolle (CIFS, NFS, FC SAN, iSCSI) mit unterschiedlichen Disktypen
(FC, SATA, SAS) – einsetzbar als Online-, Nearline-, Archiv- und WORM-Storage.






Harddisk-Entwicklung


Die richtige Strategie

Ebenfalls einig sind sich die Spezialisten bei der Frage nach der richtigen Storage-Strategie, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Renato Bastianelli von IBM: «Managed Storage ist unumgänglich, um eine zukunftsgerichtete Speicherinfrastruktur zu ermöglichen. Eine Datenklassifizierung ist notwendig, um wachsende Volumen und gesetzliche Vorschriften abzudecken.» Das dürfte im Prinzip für sämtliche Unternehmen gelten, wie man bei HDS betont. «Für kleine Unternehmen, die Zulieferer von Grossunternehmen sind, gelten heute dieselben hohen Ansprüche in Sachen Compliance, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit ihrer Leistungen wie für Grosskonzerne. In die gleiche Kerbe schlägt auch Frank Sander von Tandberg Data: «Auch für KMU wird eine professionelle Storage-Management-Software neben der reinen Backup-Lösung notwendig. Stichworte wie HSM, der verantwortungsvolle Umgang mit E-Mails und gesetzeskonforme Archivierung von Daten werden auch in diesem Segment zu umfangreich, als dass man es ohne entsprechende Software-Unterstützung gewährleisten könnte.»
Speziell für KMU zeichnet sich aber noch ein zusätzlicher Trend im Speicherbereich ab. Manuel Guiterrez von Sun: «Die Entwicklung bei den KMU geht in Richtung One-Stop-Lösung – sprich hin zur Konvergenz von Serversystemen, Speichern und Betriebssystemen; einfach skalierbar, und alles aus einer Box.» Gleich tönt es auch von HP. Gemäss Andy Bisang, Product Manager Volume Storage, können traditionelle Netzwerk-Storage-Technologien technisch sowie finanziell ausserhalb der Möglichkeiten eines KMU sein. Ausserdem nehme die Komplexität im Storage-Bereich laufend zu, KMU seien überfordert. Die Lösung laut HP: All-in-One-Storage – einfache, vorinstallierte und komplette Fertiglösungen für die Datenmigration, File und Print, die Speicherung und die Datensicherung.


IP-Storage als Randlösung

Kaum eine Chance wird hingegen dem Trendthema IP-Storage gegeben. «IP-Storage kann in einzelnen Fällen eine Lösung sein, wird sich aber voraussichtlich nicht durchsetzen», heisst es von IBM. Auch bei Sun ist man der Meinung, dass IP-Storage keine allzu grosse Rolle spielen wird. Für gewisse Bereiche sei die Technologie durchaus denkbar, der grosse Markt wird aber nicht gesehen. Das hinge auch mit der Schweizer Mentalität zusammen, wo Daten lieber im Hause behalten würden. Sonst aber scheint die Schweiz neuen Technologien alles andere als abgeneigt.
Manuel Guiterrez zumindest stellt den hiesigen Unternehmen ein gutes Zeugnis aus: «Schweizer Unternehmen sind in der Regel sehr weit beim Einsatz neuer Storage-Technologien wie Virtualisierung. Auch Compliance-Fragen hat man weitgehend im Griff. Nicht zuletzt ist auch das Bewusstsein für die dringenden Probleme – sprich Datenwachstum und Datenmanagement – vorhanden.»





Die Welt der Daten

(mw)


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