Moneycab.com: Hochgesteckte Ziele in der Internet-Depression

Mit Linux soll das neue CH-Finanzportal bis 2004 in die Gewinnzone gebracht werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/18

     

Das neue Schweizer Finanzportal Moneycab.com scheint quer in der Internet-Landschaft zu stehen - auf den ersten Blick. Schliesslich sprechen ja alle von gebremstem Wirtschaftswachstum oder geplatzter New-Economy-Seifenblase, und eine Schweizer Bank nach der andern streicht ihre Online-Projekte.



Entgegen diesen Zeichen der Zeit ist die 35köpfige Truppe um den ehemaligen Chefredaktor von "Cash", Markus Gisler, mit ihrem Projekt am 7. Mai online gegangen. Bis 2004, das ist das erklärte Ziel, soll der Laden Gewinne abwerfen. "Wenn wir die Gewinnschwelle bis 2004 nicht erreichen können, müssen wir weiterschauen. Wichtig ist aber vor allem, dass auf dem Weg dorthin der Trend stimmt", nimmt Gisler gegenüber InfoWeek Stellung.


Content als Wegbereiter

Als Wegbereiter für den Geldsegen sieht Gisler den durch die 18köpfige Redaktion kreierten Inhalt, der auf dem Portal um Leserschaft buhlt und der zudem auch weiterverkauft werden soll (Content Syndication). Weitere Einnahmequellen sind Banner- und Pop-up-Werbung auf der Site. Der Moneycab-CEO führt zudem auch Transaktionseinnahmen und Provisionen von Banken und E-Shops als Umsatzbringer an.
"Gegenwärtig trennt sich die Spreu vom Weizen im Internet-Bereich, und die Einstiegshürden sind höher geworden. Diese Situation zwingt einen, sorgfältig zu planen und zu rechnen", antwortet Gisler auf die Frage, ob nicht die Zeichen der Zeit ein Projekt wie Moneycab.com von Anfang an zum Scheitern verurteilen. "Im Sommer 2000 wurde der Entscheid für den Aufbau von Moneycab.com gefällt. Seit diesem Zeitpunkt ist die Erfolgsperspektive aber eher besser geworden", so Gisler weiter.





Kosten sparen mit Open Source

Dass man das Ganze kostenbewusst aufzieht, zeigt ein Blick auf die Infrastruktur, die für die Bereitstellung des Portals gewählt wurde. Am augenfälligsten ist, dass die Linux-Distribution 7.1 von Suse mit SNMP-Unterstützung als Betriebssystem für die Serverinfrastruktur gewählt wurde. SNMP (Simple Network Management Protocol) bildet die Voraussetzung, um eine solch komplexe Infrastruktur effizient überwachen zu können.



"Wir haben es geschafft, für Linux einen eigenen Multiprozessor-Kernel zu entwickeln", frohlockt Georg Hess, Chief Information Officer und Mitglied der Geschäftsleitung bei Moneycab.com. Offenbar war es jedoch kein leichter Schritt, Linux den übrigen Entscheidungsträgern der Firma schmackhaft zu machen. "Wir sind ja eigentlich im Finanzumfeld tätig, und hier ist Sun Solaris der De-facto-Standard. Da wir mit einer Open-Source-Strategie angetreten sind, brauchte es einiges an Überzeugungsarbeit."




Letztlich waren aber die Kosten ein schlagendes Argument. Dasselbe Equipment mit Hard- und Software von Sun aufzuziehen, hätte einiges mehr gekostet. Für das heutige System rechnet man mit Investitionen von 5 Millionen Franken. Man darf gespannt sein, ob der Entscheid für diese Plattform schliesslich massgeblich am Erfolg des ehrgeizigen neuen Finanzportals beteiligt sein wird.



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