Olympus Camedia E-10

Olympus bringt eine digitale Spiegelreflexkamera zum vernünftigen Preis.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/02

     

Ganz in der Tradition ihrer Spiegelreflex-Kameras kreierte Olympus mit der Camedia E-10 eine semi- bis professionelle Digicam, die durch ihre ausgezeichneten Features zu überzeugen weiss. Dass es sich nicht um eine Kamera handelt, die für Ferienschnappschüsse entwickelt worden ist, zeigt schon ihr stolzes Gewicht von mehr als einem Kilo. Eine solche Kamera trägt nur der mit sich herum, dem fotografische Qualität vor Bequemlichkeit geht. Ein schwerer Fotoapparat hat dagegen den Vorteil, dass er besser in der Hand liegt und deshalb die Bilder nicht so rasch verwackelt sind.


Optik vom Feinsten

Beste Bildqualität garantiert im schwarzen Alu-Gehäuse ein 4-Megapixel-CCD, ein Chip, wie man ihn sonst nur in den teuersten Profikameras findet. Dafür, dass wirklich das, was man sieht, fotografiert wird, sorgt das SLR-System, welches ein Sucherbild wiedergibt, das zu 95 Prozent mit der effektiven Bildgrösse übereinstimmt.



Um den Ansprüchen der gehobenen Fotografie gerecht zu werden, legten die Entwickler bei Olympus grosses Gewicht auf ein gutes Objektiv. Die Optik ist aus 14 asphärischen ED-Glaslinsen aufgebaut und weist eine ansprechende Lichtstärke von f/2,0 bis f/2,4 auf. Klassisch ist auch das 62-mm-Filtergewinde. Weniger professionell mutet an, dass das Objektiv nicht gewechselt werden kann. Um die Brennweite des Zooms zu ändern, stehen jedoch ein Weitwinkelkonverter für Brennweiten bis 28 mm und zwei Telekonverter bis 200 respektive 400 mm zur Verfügung.




Bei der Konstruktion des 9 - 36 mm Zooms (entspricht 35 - 140 mm bei einer Kleinbildkamera) stand nicht verspielte Automatik im Vordergrund, sondern praxisorientierte Pragmatik: das Zoom wird von Hand eingestellt, was schneller und effektiver ist. Zudem wird mit der Handeinstellung Energie gespart, was nicht zu unterschätzen ist, da damit die vier AA-Batterien wesentlich länger hinhalten.



Dass sich der Autofokus ausschalten und die Schärfe manuell regulieren lässt, ist wohl gut gemeint, in der Praxis aber wenig tauglich, weil der Sucher mit keiner Einstellhilfe ausgerüstet ist. Zudem wird bei manueller Justierung nicht direkt die Mechanik bedient, sondern das Signal an den Autofokusmotor weitergegeben. Dieser arbeitet langsamer, als man es sich von Hand gewöhnt ist, die Schärfe wird somit verzögert eingestellt.




Durchdachtes Bedienungssystem

Wer mit einer Autofokuskamera der neueren Generation vertraut ist, nimmt die Olympus E-10 beinahe ohne Konsultation des Manuals in Betrieb. Fast alle Funktionen können über Buttons und ein Einstellrad vorgenommen werden. Um ungewolltes Verstellen zu vermeiden, muss gleichzeitig ein Knopf gedrückt und am Einstellrad die Auswahl getroffen werden. Je nach dem, wie man die Kamera in der Hand hält, ist es bequemer, die Funktionsauswahl mit dem zusätzlichen Nebeneinstellrad zu treffen. Diese Ausweichmöglichkeit erlaubt in jeder Position, Manipulationen ergonomisch vorzunehmen, sogar ohne die Kamera vom Auge zu nehmen. Das setzt natürlich voraus, dass man weiss, wo welcher der 19 Druckschalter angebracht ist.
Wer Kameraeinstellungen aber lieber auf dem 1,8 Zoll grossen Display vornimmt, der findet ein einfaches und logisch angeordnetes Menü vor, das ohne Schwierigkeiten zu bedienen ist. Zum Navigieren dienen ein Pfeiltastenfeld und eine OK-Taste, um die Optionen auszuwählen.
Das Display ist in der Rückwand der Kamera versenkt, kann jedoch per Knopfdruck ausgefahren und hochgeklappt werden.



Mitgeliefert wird mit der Olympus E-10 eine kleine Fernsteuerung, womit aus bis maximal fünf Meter Distanz der Auslöser und das digitale Zoom bedienbar sind.





Gute Bilder brauchen Platz

Die differenzierten Einstellungsmöglichkeiten bieten grosse Gestaltungsfreiheit, so dass der Fotografierende und nicht die Maschine bestimmt, wie ein Bild schliesslich aussieht. Zusammen mit der herausragenden Auflösung von 4 Megapixeln erstaunt es nicht, dass die Bilder von formidabler Qualität sind: Farbechtheit, Bildrauschen und Schärfe sind kein Problem für die E-10. Dagegen ist mit einem Speicher von 16 MB nur gerade ein Bild im TIFF-Format mit 2240x1680 Pixel möglich. Im JPEG-Modus können drei verschiedene Auflösungen mit 2240x1680 oder 1280x960 sowie 640x480 Pixel gewählt werden, womit bei tiefster Auflösung 47 Bilder auf der Karte Platz haben.



Der Speicher kann jedoch problemlos ausgebaut werden, denn neben dem SmartMedia-Slot steht auch einer für CompactFlash-Medien vom Typ I oder II zur Verfügung. Dieser ist jedoch nicht für ein Microdrive ausgelegt. Raffiniertes Detail ist der Umschaltknopf, um von einem Speichermedium auf das andere umzustellen, ohne die Kamera ausschalten zu müssen.




Die Übertragung der Daten auf den Desktop erfolgt mit einem USB-Kabel. Die Kamera wird als externer Speicher erkannt, und die Bilder können direkt bearbeitet werden. Die mitgelieferte Software ist weder für Kameraeinstellungen noch für die Bildbearbeitung notwendig, aber durchaus eine Erleichterung. Zusätzlich weist die E-10 noch einen AV-Ausgang auf.


Was das Herz begehrt

Man wird wohl kaum eine fotografische Aufgabenstellung finden, die mit der E-10 nicht zu bewerkstelligen wäre. Die Kamera verfügt über ein vollständiges Set der notwendigen Einstellmöglichkeiten für Belichtung und Belichtungsart. Neben einer vollautomatischen Belichtungseinstellung stehen eine Blenden- und Zeitautomatik zur Verfügung, und für sehr knifflige Vorhaben können Blende und Zeit auch manuell eingestellt werden. Unter bestimmten Lichtverhältnissen wie bei Sonnenuntergängen, im Schnee oder am Meer arbeiten die automatischen Belichtungsmessungen allerdings nicht optimal. Olympus trägt diesem Umstand Rechnung und hat die Kamera mit einer Belichtungskorrektur ausgerüstet.



Vier Blitzfunktionen erleichtern die Arbeit bei wenig oder zu diffusem Licht: Aufhellblitz, synchronisierter Vollblitz, verzögerter Blitz und Vorblitz gegen das Rote-Augen-Phänomen stehen zur Auswahl. Zusätzlich zum integrierten, aufklappbaren Blitz verfügt die Kamera über einen Blitzschuh.




Leider fehlt eine sinnvolle Möglichkeit, die Tiefenschärfe zu kontrollieren, da die Blende erst beim Auslösen bewegt wird.



Bei digitalen Kameras spielt der Weissabgleich eine wesentliche Rolle für die qualitativ hochwertige Bilderstellung. Die E-10 stellt dazu drei verschiedene Verfahren zur Auswahl. Die Weissanpassung kann automatisch vorgenommen werden, oder man wählt manuell einen Wert zwischen 3000 und 7500 und kann die Auswirkung direkt auf dem Monitor verfolgen. Die dritte Möglichkeit ist, die Kamera auf eine weisse Fläche zu richten und per Knopfdruck einen Referenzwert festzulegen. Damit verfügt die Olympus über Abgleichoptionen, die den Benutzern erlaubt, die Farbqualität der wahrgenommenen Umwelt anzupassen.



Olympus ist mit der Camedia E-10 ein Wurf gelungen, der in dieser Preisklasse keine Konkurrenz hat. Die angesprochene Benutzergruppe der semiprofessionellen oder professionellen Fotografen erhält eine robuste, ergonomische und einfach zu bedienende Kamera, die mit dem 4-Megapixel-CCD und der guten Optik für beste Bildqualität sorgt.



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