Editorial

KMU-Outsourcing gibt es nicht aus der Steckdose


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

F. M. ist CEO eines erfolgreichen Schweizer KMU – und er hat mit einem Problem zu kämpfen: mit eben diesem Erfolg nämlich. Seine in den vergangenen Jahren stetig ausgeweitete Geschäftstätigkeit, über die Schweiz und Europa hinaus, hat dazu geführt, dass die hauseigene IT immer komplexer geworden ist. So komplex, dass sich Abstürze häufen, dass das Fachpersonal zu immer höheren Kosten weitergebildet werden muss, dass zusätzliche, immer teurer werdende IT-Spezialisten eingestellt werden sollten, dass Inkompatibilitäten, Versions-Divergenzen, unzureichende Prozessabstimmungen und Sicherheitslücken nicht nur die IT- und Geschäftsleitung, sondern auch die Mitarbeiter zusehends zur Verzweiflung treiben.



Dem Mann kann geholfen werden. Das pfeifen hierzulande inzwischen die Spatzen von den Dächern. Er soll einfach die nicht geschäftsspezifischen Teile seiner IT auslagern! Damit eines klar ist: Die Spatzen haben – wie meistens – im Kern recht. Aber die lautstarke und schrille Tonlage, in der diese Hilfe in der Regel angeboten wird, erweckt Argwohn. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die ganz fetten Outsourcing-Deals mit Grossunternehmen in letzter Zeit Mangelware geworden sind und sich die grossen IT-Auslagerungsspezialisten deshalb mit einiger Vehemenz und übertriebenen PR-Versprechungen auf die KMU stürzen. Das ist aus der Perspektive eines auftragshungrigen und unter Margendruck leidenden Outsourcers zwar verständlich, aber nicht eben kundenfreundlich. Denn gerade das im Kielwasser der gegenwärtigen SaaS-Hype-Welle (Software as a Service) häufig auftauchende Argument, ein KMU könne Outsourcing-Services praktisch aus der Steckdose beziehen und bei Unzufriedenheit den Dienstleister so einfach wechseln wie den Telefonie-Anbieter – gerade dieses Argument ist grundfalsch und kommt einer ziemlich unverantwortlichen Bauernfängerei gleich.




Dass F. M. seine IT auf Auslagerungsmöglichkeiten hin überprüfen sollte, ist unbestritten. Er darf aber zum einen nicht damit rechnen, dass die Übergabe von heute auf morgen vonstatten geht. Je nach Komplexität der ausgelagerten Systeme, Prozesse und Services müssen dafür mindestens zwei bis drei Monate veranschlagt werden. Denn ein ernstzunehmender und kundenorientierter IT-Dienstleister will sowohl die Wünsche als auch die Infrastruktur seiner Klientel richtig kennenlernen, bevor er sich in der Lage fühlt, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen. Zum anderen darf F. M. auch nicht zu kurzfristig mit finanziellen Vorteilen rechnen und flugs den Anbieter wieder wechseln wollen, wenn Letztere sich nicht subito einstellen. Hier gilt: Geduld zahlt sich aus. Nach spätestens zwei Jahren beginnt sich das Ganze auch finanziell zu rechnen.



Apropos lohnen: Unter dem Strich ist ein IT-Outsourcing für kleine und mittelgrosse Unternehmen in den meisten Fällen vorteilhaft. Aufgrund detaillierter Verträge sorgt der Dienstleister zum Beispiel auch für mehr Kosten-Transparenz als dies einem KMU in der Regel bei seiner In-house-IT möglich ist. Generell lässt sich sagen: Je mehr Standardisierung durch Outsourcing, desto besser. Denn bei Standardlösungen, beispielsweise auf Microsoft-Basis, kann der Auslagerungsspezialist Skalierungseffekte erzielen. Dadurch werden die Systeme und Dienste für das auftraggebende KMU einfacher, sicherer und vor allem auch kostengünstiger.




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