Editorial

Kein Erfolg? Mach's wie Arnie!


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/08

     

Was macht Erfolg aus? Einen Plan B zu haben, wenn es beim ersten Mal nicht klappt und, wenn man ein Ziel wirklich erreichen will, dann einen Plan C, D und notfalls auch E besitzen, der mit noch mehr Elan umgesetzt wird. Vor allem aber ist das Ziel hartnäckig zu verfolgen, aller Fehlschläge und Kritiken zum Trotz. Was das Internet angeht, erinnert mich Microsoft ein wenig an den Terminator aus dem Kino. Wenn man denkt, dass es endgültig mit ihm vorbei ist, steigt er wieder aus der Asche hervor, schüttelt den Staub von seiner nietenbesetzten Lederjacke und setzt seine Mission fort, das Ziel stets fest vor Augen (es ist kein Geheimnis, dass die steirische Eiche, Arnie Schwarzenegger, seine Karriere schon in jungen Jahren geplant und konsequent verfolgt hat - einfacher kann eine Erfolgsformel nicht sein).



Microsoft und das Internet, das erschien zeitweise wie zwei unvereinbare Gegensätze. Als das Internet zu Beginn der 90er Jahre kurz vor dem Durchbruch als Massenmedium stand, empfahl man konsequent den eigenen Online-Dienst MSN. Als Java 1996 den Siegeszug antrat, fiel den Verantwortlichen nicht viel mehr ein als ActiveX. Kurz nach dem Dotcom-Crash kam man mit dem .NET-Framework daher und im Oktober 2001 mit einer umfassenden Webservices-Strategie, die noch in der Woche ihrer Ankündigung wieder in die Tonne gehauen wurde. Beim Thema Suchmaschinen und Einnahmen aus Online-Werbung sprechen die Zahlen für sich: Einnahmen von 623 Millionen US-Dollar stehen Einnahmen von 4,76 Milliarden Dollar des Konkurrenten Google gegenüber. Bei der Suchmaschinennutzung bringt es Microsoft gerade mal auf 9,5 Prozent, Google auf 59 (hierzulande dürfte der Anteil noch weit höher liegen). Doch wenn man in Redmond eines hat, dann ist es viel Geld und einen sehr langen Atem.




Was die «Eroberung» des Internets angeht, dürfte man inzwischen zwar bei Plan E oder F angekommen sein, doch wie beim Terminator ändert das nichts an der Entschlossenheit, mit der das Ziel verfolgt wird, im Internet eine ähnlich dominierende Stellung einzunehmen wie es beim Desktop der Fall ist (und aller Voraussicht nach noch lange der Fall sein wird). Allen Vorbehalten und der aberwitzigen Summe von 40 Milliarden Dollar zum Trotz scheint die Übernahme von Yahoo nur eine Frage der Zeit zu sein. Damit soll der Claim abgesteckt und Google einmal mehr deutlich gemacht werden, dass nach den Vorstellungen in Redmond zwei einer zu viel sind. Doch mit viel Geld erkaufte Marktdominanz und eine Strategie zu haben ist eine Sache, Erfolg im Internet stellt sich nur dann ein, wenn man die Mehrheit der rund 1 Milliarde User auch mit dem Herzen erreicht.



Anders als in der Vergangenheit könnte dies mit dem «neuen» Windows-Live-Angebot tatsächlich gelingen. Es ist funktional reichhaltig, technisch in einigen Bereichen (etwa bei Virtual Earth) der Konkurrenz sogar überlegen, innovativ (beispielsweise die Such-Visualisierung Tafiti) und es bietet Entwicklern viele Möglichkeiten. Zwei Dinge gefallen mir am neuen Windows Live besonders: Microsoft nimmt Standards ernst, die nicht in Redmond erfunden wurden (AtomPub ist ein Beispiel) und man meint es anscheindend ernst mit der Privatsphäre. Es könnte also dieses Mal etwas werden mit einem nachhaltigen Erfolg bei Web 2.0. Sollte der Windows-Live-Strategie wider Erwarten doch nicht der erhoffte Erfolg im ganz grossen Stil beschieden sein, ein «I’ll be back» ist sicher.




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