Know-how macht ASP günstig


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10

     

Unter Application Service Provider (ASP) wird das Betreiben von (Web-)Applikationen für externe Kunden verstanden. Die Beanspruchung solcher Dienste gestaltet sich für die Anwender meist einfach: Was sie über ihre grafische Schnittstelle zu sehen bekommen, ist allerdings nur die Spitze eines Eisbergs und geht bei zeitgemässen Lösungen weit über ein Web-Hosting hinaus. Hinter dem Präsentationsteil im Business- und Datenbank-Tier der Anwendungen warten die üblichen komplexen Problemstellungen der IT wie Daten-Ownership, Mandantenfähigkeit der Applikationssysteme, gesicherte Datenaufbewahrung, Archivierung, Release- und Change-Management und Datenraumpflege. Um diese Dienste möglichst kostengünstig bereitzustellen, muss ein ASP die unterschiedlichen Disziplinen im Griff haben.





Bereits beim Erstellen der Applikationen muss darauf geachtet werden, dass die Mandantenfähigkeit und die Services über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg gewahrt bleiben. Dafür sollten die Files anhand ihrer Namen und Sicherungsorte identifiziert und aus Sicherheitsgründen den einzelnen Mandanten zugewiesen werden können. Am besten ist es für einen ASP, alle Dienste physisch auf eigene Rechner abzulegen. Das führt jedoch bezüglich Management und Monitoring zu erheblichem Mehraufwand. Kein Wunder sind gerade bei ASP Blade-Systeme im Kommen, die mit ausgeklügelter Verwaltungssoftware arbeiten.






Ein besonderes Augenmerk gilt auch den regulatorischen Auflagen. Ein Provider, der nur gerade Webdienste und Homepages für Firmen betreibt, muss dabei deutlich geringere gesetzliche Anforderungen erfüllen als einer, der etwa Services für Finanzdienstleistungsunternehmen erbringt. Dieser ist an die strikten Vorlagen der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) gebunden. Dafür müssen zum Beispiel zusätzliche adäquate Sicherheitsmechanismen entwickelt werden.





Um den reibungslosen Ablauf und Betrieb der angestrebten Funktionalitäten zu ermöglichen, muss ein ASP zudem in der Lage sein, die Prozesse des Kunden mit seinen eigenen zu integrieren und optimal umzusetzen. Zukünftig müssen ASP die Systeme so einbauen, dass sie sich nahtlos in die bestehende ASP-Infrastruktur einfügen lassen. Dies bedingt, dass man sich von Anfang an auch beim Design, der Architekturentwicklung und dem Bau der Applikationssysteme vermehrt darauf konzentriert. Nur wer es heute als Anbieter schafft, sein System so weit parametrierbar zu gestalten, dass mehrere Systeme für verschiedene Kunden sicherheits- und betriebstechnisch unter derselben Infrastruktur laufen, wird sein System oder seine Lösung längerfristig verkaufen können.





Das alles hat einen direkten Einfluss auf die Preisgestaltung. Vergleicht man die Kosten eines Applikationsservicedienstes mit «Inhouse»-Lösungen von IT-Abteilungen – wobei die Löhne der eigenen IT-Mitarbeiter zu marktüblichen Preisen mitberechnet werden müssen –, sind die Kosten bei einem erfahrenen Provider aus Skalengründen meist weit tiefer als beim «Inhouse»-Dienst. Weitere Vorteile ergeben sich aus dem klar formulierten Auftragsverhältnis zwischen Kunde und Lieferanten sowie durch die deutliche Reduktion politischer Diskussionen.
Entscheidend für das Gelingen ist beim ASP-Modell wie bei jeder Geschäftsbeziehung, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen Dienstleister und Auftraggeber aufgebaut wird, um einen reibungslosen und für beide Seiten befriedigenden Service zu gewährleisten. Denn wie überall sind es die Soft-Facts und -Skills, die ein Projekt zum Scheitern oder eben zum Fliegen bringen.




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