Datenqualität systematisch verbessern
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10
Dem Datenqualitätsmanagement ist in der ewigen Bestenliste der IT-Vorhaben ein Platz unter den Top Ten sicher. Verstärkt tritt die Fragestellung heute im Kontext des Data Warehousing auf, dessen Konzept und Vorteile auf qualitätsgesicherten Daten beruhen. Im Widerspruch zu dieser Einschätzung steht die Beobachtung, dass Qualitätsmanagement in fast allen Unternehmen zwar als problematisch eingestuft wird, jedoch selten eine systematische und alle Dimensionen (fachlich, technisch, organisatorisch) umfassende Vorgehensweise zu finden ist.
Eine bewährte Methode zur Verbesserung mangelhafter Datenqualität ist das Bereinigen der Daten im Rahmen eines Data-Cleaning-Prozesses. Diese reaktive Behebung von Fehlern ist jedoch kostspielig und nicht in der Lage, Fehler nachhaltig zu verhindern. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit für ein umfassendes, generell anwendbares und proaktives Datenqualitätskonzept, das nachträgliche Bereinigungen nahezu überflüssig macht.
Eine Renaissance erlebt das Qualitätsmanagement derzeit auch aufgrund des Compliance-Managements und regulatorischer Anforderungen wie Sarbanes Oxley und Basel 2. Hier bietet es sich an – und wird häufig auch so praktiziert –, die Aktivitäten anhand eines Standards oder Frameworks, wie ITIL oder Cobit, zu realisieren. Im Sinne einer Qualitätssicherung sollte dann nicht nur Daten-, sondern auch Prozessqualität adressiert werden. In
beiden Fällen hilft die Definition aussagekräftiger Kennzahlen, die an bestimmten Messpunkten regelmässig erhoben werden und entsprechende Aktionen auslösen. Dies erfordert eine integrierte Betrachtung von Organisation und Informationssystemen mit der Schaffung eindeutiger und verbindlicher Verantwortlichkeiten. Gerade proaktives Qualitätsmanagement stösst häufig auf organisatorische und politische Hürden im Unternehmen, wenn die eigentlichen Ursachen für mangelhafte Qualität ausserhalb der eigenen Zuständigkeit liegen.
Incentives für Qualität
Gleichzeitig sollte im Unternehmen das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Qualität und Unternehmenserfolg geschärft werden. Dabei dienen Incentives der Erreichung und dauerhaften Gewährleistung hoher Qualität und können bei Bedarf im Zielerreichungssystem der Mitarbeiter verankert werden.
Das Qualitätsmanagement stellt auch eines der Kernthemen im gerade startenden Kompetenzzentrum Enterprise Information Warehousing (CC EIW) des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen (http://eiw.iwi.unisg.ch) dar. Hier wird in Kooperation mit Unternehmen die Professionalisierung des Data Warehousing und die Steigerung des Geschäftsnutzens der Informationslogistik unter Einbezug aktueller fachlicher Treiber vorangetrieben. Auch auf dem 17. St. Galler Anwenderforum am 23. Mai ist das Qualitätsmanagement ein Thema.
Dr. Barbara Dinter ist Projektleiterin des Kompetenzzentrums EIW des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen.
Ziel der ganztägigen Veranstaltung ist der Austausch von Erfahrungen und Wissen zwischen Praktikern, Experten und Wissenschaftlern im anwendungsorientierten Data Warehousing, Business Performance Management und CRM-Umfeld.
Weitere Informationen und Anmeldung unter forum.iwi.unisg.ch