Spitzenarbeitszeiten bei Schweizer Managern

Beim Schweizer Kader sind 57 Arbeitsstunden pro Woche keine Seltenheit. Nur jeder Dritte gönnt sich zwischendurch eine Ruhepause.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/08

     

Schweizer Top-Manager arbeiten im Durchschnitt 57 Stunden pro Woche und kommen somit auf die höchste wöchentliche Arbeitszeit im internationalen Vergleich. Nur gerade 51 Stunden - und damit am wenigsten - arbeiten ihre französischen Kollegen. Drei Viertel aller Führungskräfte nehmen Arbeit auch über das Wochenende mit nach Hause. Im Durchschnitt bezogen die Mitglieder des Managements im vergangenen Jahr 22 Urlaubstage.




Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum Management Consultants. Neben der Frage nach dem richtigen Zeitmanagement stand die Balance zwischen Beruf und Privatleben im Fokus der Studie. Mehr als 80 Prozent der internationalen Manager messen der Worklife-Balance grosse Bedeutung bei.
An der Kienbaum Studie beteiligten sich insgesamt 330 Manager aus zehn Ländern, darunter auch der Schweiz. Drei Viertel der Manager besetzen Positionen der ersten und zweiten Führungsebene. Die Ergebnisse präsentieren die Berater in ihrer Studie "Worklife-Balance".


Langer Arbeitstag für Manager

Dass Manager viel Zeit im Job verbringen, ist ja nicht neu. Jetzt weiss man aber auch, wie viele Stunden pro Woche fürs Business draufgehen. Rund die Hälfte der befragten Führungskräfte arbeitet im Schnitt zwischen 51 und 60 Stunden wöchentlich, ein weiteres Drittel hat eine Büropräsenzzeit zwischen 40 und 50 Stunden. Dabei zeigten sich zum Teil deutliche länderspezifische Unterschiede. Während 40 Prozent der Schweizer Manager mehr als 60 Stunden im Büro verbringt, arbeiten nur ein Fünftel der deutschen Manager-Kollegen so lange, von den Franzosen und Österreicher gerade mal jeder Zehnte.
Der deutschen und österreichischen Manager liegen mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 54 und 53 Stunden im Mittelfeld, und die Führungskräfte aus Frankreich und Griechenland bilden mit 51 und 52 Stunden das Schlusslicht im Vergleich.





Meetings sind Zeitfresser

Die Umfrage zeigt, dass 70 Prozent der Manager mit ihrer Zeitaufteilung zumindest teilweise unzufrieden sind. Wie schwierig es jedoch für sie ist, Berufs- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, verdeutlicht ein Blick auf die typische Arbeitssituation einer Führungskraft.



Der Arbeitstag eines Managers dauert im Schnitt zehn Stunden. Die meiste Zeit davon- nämlich 98 Minuten - verbringen die Chefs in Sitzungen, gefolgt von Führungsaufgaben (78 Minuten). Für Telefonieren und die Bearbeitung von E-Mails werden jeweils nochmals eine Stunde aufgewendet. 53 Minuten verbringt ein Manager (auf den Tag gerechnet) auf Dienstreise.




Den Schwerpunkt der täglichen Arbeit setzt die Mehrheit der Führungskräfte im In- und Ausland in die interne Kommunikation. Wichtig sind aber auch Strategieentwicklung und Personalmanagement. Darüber hinaus legen rund 70 Prozent des Kaders besonderen Wert auf Kundenkontakt und -bindung.



Wochenarbeitsstunden im Vergleich





Nicht ohne mein Sekretariat

Kaum zu glauben, wie unselbständig die heutigen Führungskräfte noch immer sind. Für 83 Prozent der Manager ist die Zusammenarbeit mit ihrem Sekretariat wichtig beziehungsweise unentbehrlich. Immerhin gibt doch jeder Zehnte an, dass seine Sekretärin keine Unterstützung ist.



Erstaunlich sind auch die Resultate zu der Frage, welches Zeitplanungsinstrument genutzt wird. Auch im Zeitalter der Informationstechnologie verlässt sich nur die Hälfte der Chefs auf den Einsatz von PDAs.




So verwundert es auch nicht, dass nur gerade sechs Prozent der befragten Führungskräfte ihren Zeitplan konsequent einhalten können. Bei fast einem Drittel gerät der Tagesablauf häufig durcheinander. Als vielfachen Grund dafür geben die Manager interne Aufträge und Anrufe an. Diese Störungen von ein bis drei Sekunden haben einen Konzentrationsverlust von bis zu 20 Minuten zu Folge.



Zweiter Unruhestifter in Sachen Zeitplanung sind externe Aufträge, gefolgt von Unklarheiten bei terminlichen Absprachen sowie unbefriedigende Resultate bei in Auftrag gegebenen Arbeiten. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt ist das Scheitern des persönlichen Selbstmanagements.



Vergleicht man das Zeitmanagement weiblicher Führungskräfte mit dem ihrer männlichen Kollegen, stellt man fest, dass Frauen in ihrer Zeitplanung überdurchschnittlich oft durch das Aufschieben von Arbeiten sowie durch unerwünschte Ergebnisse bei delegierten Aufgaben gestört werden. Hingegen sind sie weniger von unerwarteten externen Arbeiten betroffen.



Alles in allem ist insgesamt weniger als ein Drittel der Führungskräfte mit ihrer Zeitplanung zufrieden. Und trotzdem haben erst 29 Prozent professionelle Unterstützung für ein effektives Zeitmanagement in Anspruch genommen, überwiegend in Form von Seminaren und Trainings.




Pausen und Freizeit

Im täglichen Stress bleibt kaum Zeit für Ruhepausen. Im Büroalltag nimmt sich weniger als ein Drittel der Führungskräfte die Zeit für eine Arbeitspause. Für Entspannung bleibt kaum Zeit, denn drei Viertel der Manager nehmen Arbeit mit ins Weekend - dies vor allem in Bulgarien und Holland. Für Sport und andere Hobbys bleibt den Chefs im Schnitt nicht mehr als zwei Stunden pro Woche. Diese verbringen sie allerdings bevorzugt mit ihren Partnern und der Familie.


Eckdaten der Studie

Alle für die Studien notwendigen Daten wurden von Beratern aus dem Geschäftsbereich Human Resource Management der Kienbaum Management Consultants zwischen September und November 2002 erhoben. Dafür wurden die Top-Manager der 500 umsatzstärksten Unternehmen ausgewählter mittelständischer Unternehmen sowie Mitglieder der Auslandshandelkammer befragt. Rund 380 Personen aus dem Kader beteiligten sich an der Umfrage, davon waren 330 Fragebögen für die Auswertung verwertbar.



Für die Analyse standen in Deutschland vor allem Firmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern im Mittelpunkt, während die im Ausland befragten Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten dominierten.




Die meisten Fragebögen wurden von Top-Managern der ersten und zweiten Führungsebene (73%) ausgefüllt. Des weiteren beschäftigten sich mehrheitlich die Personalleiter der Firmen mit der Studie. Klar in der Minderzahl waren die weiblichen Teilnehmer vertreten.



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