Kampf dem Manager-Bournout
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/07
Manager arbeiten in der Regel 12 bis 14 Stunden pro Tag. Das heisst zwischen 70 und 80 Prozent der Wachzeit entfallen auf berufliche Aufgaben. Kein Wunder, dass die andauernde Überforderung und Überanstrengung am Arbeitsplatz oft zu einer psychischen und physischen Erschöpfung führt, einem sogenannten Burnout.
In einer Studie fanden die Marktforscher der Meta Group heraus, dass immer mehr IT-Manager an messbaren psychischen Folgen des Stress leiden. Laut den Marktforschern sorgen sich 71 Prozent der befragten IT-Manager über die Stimmung in ihrem Unternehmen. Die schlechte Motivation könne zu niedrigerer Produktivität führen und letztlich den Umsatz negativ beeinflussen, warnt die Studie. Den Grund dafür sehen die Auguren in der anhaltenden Rezession mit Budgetkürzungen im ganzen Unternehmen, den Entlassungen und der allgemeinen Unsicherheit des IT-Sektors.
Die Befragten haben das Problem rechtzeitig erkannt und versuchen mit verschiedenen Massnahmen dem Burnout-Syndrom vorzubeugen. So haben 55 Prozent der Firmen Weiterbildungsprogramme gestartet, um ihre Mitarbeiter zu motivieren.
Auch haben fast ein Viertel aller befragten Unternehmen Beteiligungsprogramme initiiert, um wieder mehr Schwung in den Arbeitsalltag zu bringen. Elf Prozent nahmen Gehaltserhöhungen vor, ebenso viele engagierten mehr Personal und acht Prozent boten andere finanzielle Anreize. Einen ganz radikalen Schnitt nahmen fünf Prozent der untersuchten IT-Firmen vor: Sie wechselten den Unternehmenssitz, um neue Fachkräfte anzuziehen und gutes Personal zu behalten.
Burnout ist leider keine seltene Krankheit mehr. Hektik und Dauerstress sind im Büro zum Alltag geworden. Oftmals werden gerade IT-Jobs, die früher von drei Mitarbeitern erledigt wurden, heute von zwei Personen bewältigt. Da viele Arbeitnehmer heute um ihren Job fürchten, nehmen sie mehr Arbeit in Kauf. Es wird gearbeitet bis die Batterien leer sind.
Die Kosten, die durch Stress und Burnout verursacht werden, sind enorm. In einer Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) werden die durch Stress verursachten Kosten für die gesamte erwerbstätige Bevölkerung der Schweiz mit 4,2 Milliarden Franken beziffert.
Menschen mit Führungsaufgaben und Manager sind besonders betroffen von Stress. Volle Terminkalender, lange Arbeitstage und grosse Verantwortung führen zum Ausgebrannt sein. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten, sich wenigsten am Wochenende richtig zu erholen und Kraft zu tanken.
Leider wird oft eines übersehen: Ein Wochenende ist kein dreiwöchiger Urlaub, und deshalb ist die Zeit dementsprechend begrenzt.
Bevor das Wochenende zum totalen Stress wird, sollte man diese Tage vorher gut durchplanen. Das A und O der Erholung ist Abwechslung und Ausgleich zum Berufsalltag. Sich loslösen vom Job und abschalten hilft, den Stress der Woche zu vergessen, ist Roland Köcher, Senior Consultant beim Kadervermittlungsunternehmen Goldwyn Partners, überzeugt. Ganz wichtig seien auch harmonische, zwischenmenschliche Beziehungen und natürlich Sport. Auf sportliche Aktivitäten schwört auch der General Manager von Cisco, Mark Helfenstein: "Erholung am Wochenende ist eine Sache der Priorisierung. Ich tanke meine Batterien beim Joggen und Velofahren wieder auf. Im Sommer findet man mich auf dem Golfplatz. Dort kann ich abschalten und mich erholen."
Auch ein soziales Umfeld sei für das Wohlbefinden sehr wichtig. Der Manager umgibt sich am liebsten mit Freunden, die aus anderen Branchen kommen. Diese bereichern das Leben und helfen, bestimmte Stressituationen zu bewältigen und sorgen für Spass und emotionalen Ausgleich.
Gerade im Managerumfeld finden sich viele Menschen, die am Wochenende abrupt ihre Schlafgewohnheiten ändern. Das rächt sich für die meisten.
Man fühlt sich dann morgens wie gerädert, ist abends viel zu früh müde oder kann gar nicht richtig einschlafen. Und am Montag fällt dann das frühe Aufstehen noch schwerer als sonst. Schlaf ist für das Tanken neuer Kräfte natürlich sehr wichtig. Besonders erholsam ist dabei der Schlaf vor Mitternacht. Ob fünf oder neun Stunden Schlaf notwendig sind, ist individuell unterschiedlich, es kann auch vom Alter abhängig sein.
Es ist ratsam, den gewohnten Schlafrhythmus aufrecht zu erhalten, denn der Körper kann nicht nachvollziehen, warum er am Samstag nun plötzlich drei, vier Stunden später ins Bett gehen soll als sonst.
Problematisch ist dabei mehr das lange Aufbleiben und weniger das Ausschlafen. Überlegen sollte man auf jeden Fall, ob sich das bis tief in die Nacht Aufbleiben wirklich lohnt, wenn man sich dadurch eher schlechter als besser fühlt.
Wer während der Woche viel zu tun hat, nimmt sich selten die Zeit, Sport zu treiben. Also will man das dann am Wochenende nachholen - und wenn schon, dann richtig. Ausgleichsport ist bei Stressbewältigung enorm wichtig. Durch Bewegung werden Kreislauf und Verdauung angekurbelt, Stresshormone (Adrenalin) abgebaut und Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet.
Allerdings sollte man sich dabei nicht überfordern und ausreichend Zeit zum Aufwärmen und Abkühlen einplanen. Ob Joggen, Schwimmen oder Mannschaftssportarten wie Fussball oder Tennis, die gewählte Sportart sollte Spass machen und die Gesundheit fördern.
Auch ein Hobby mit viel Engagement und Liebe betrieben, ist ein schöner Ausgleich für die alltägliche berufliche Pflicht. Ob ein Spielabend mit Freunden, Angeln in der freien Natur oder Basteln an der Modelleisenbahn, ein spannendes Buch oder schöne Musik - sie helfen den Alltagstrott zu vergessen.
Auch ein kurzer Tapetenwechsel ist der ideale Ausgleich zum grauen Büroalltag. Kurztrips wie Städtereisen liegen im Trend, Abwechslung ist gefragt. Bei einem Wochenende in den Bergen oder im Süden, eventuell verbunden mit etwas Kreativem wie einem Töpferkurs oder einem Malseminar, erscheint alles andere weit weg. Aus einer gewissen Distanz sieht man manche Dinge auch besser. Luftveränderung wirkt Wunder.