Editorial

Teamworker fallen nicht vom Himmel


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/05

     

«Die Lüge vom Teamgeist», «Leistungskiller Teamwork», «Wie Teams scheitern»: Wer in letzter Zeit die Zeitschriften aufschlägt, könnte meinen, die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern oder mit Geschäftspartnern sei nichts anderes als ein blauäugiger Irrweg unserer modernen Arbeitswelt. Was die Medien schlagzeilenträchtig zur Illusion erklären, ist aber heutzutage eine unumgängliche Realität:



Viele Arbeitsprozesse lassen sich ohne intensive Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Spezialisten und Abteilungen schlicht nicht mehr erledigen. Komplexe Produktentwicklungen oder Projekte etwa bedingen zwangsläufig Teamarbeit. Andererseits haben die Kritiker natürlich Recht, wenn sie davor warnen, immer und überall Zusammenarbeiten zu installieren, auch wenn diese gar nicht notwendig sind.




Die momentanen Vorbehalte gegenüber der Teamarbeit haben ihren Grund denn auch weniger in einem grundsätzlichen Fehler, als in den vielen Fällen, in denen sie im Arbeitsalltag scheitert. Technologisch steht zwar heute alles zur Verfügung, was es für eine effiziente Zusammenarbeit von verteilten Arbeitsgruppen braucht. Virtuelle Arbeitsräume, Videoconferencing und andere UCC-Technologien (Unified Communications and Collaboration) lassen kaum mehr Wünsche offen.



Und auch die technische Implementierung dieser Lösungen funktioniert problemlos. Was viele Unternehmen unterschätzen, ist der Aufwand für die Anpassung der Arbeitsprozesse und für die Schulung. Die eigentliche Illusion, der sie unterliegen, ist der Glaube, der Kauf eines Share-Point-Servers und eines Office-Communications-Servers führe von alleine zu einer produktiven Zusammenarbeit.



Verschiedene Studien belegen eindrücklich das Gegenteil: Wer nur die Technologie anschafft, kann nur minimale Verbesserung erzielen. Wer allerdings die Arbeitsschritte an die neuen Möglichkeiten anpasst und auch die Mitarbeiter regelmässig im Umgang mit den UCC-Technologien schult, kann mit einer Steigerung der Teamproduktivität von über 20 Prozent rechnen.



Sparen Sie also nicht am falschen Ort. Für eine erfolgreiche UCC-Einführung gilt die Faustregel, dass in die Prozessanpassungen etwa zweimal so viel investiert werden sollte wie in die eigentliche Technologie. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Sie sich die Unterstützung eines externen Beraters leisten, der schon vielfältige Erfahrungen in ähnlich gelagerten Initiativen gesammelt hat.



Auch für die Schulung gibt es eindeutige Erfolgsfaktoren. Statt Gruppenkurse zu organisieren, setzen Sie besser einen Coach ein, der in der Anfangsphase intensiver und später punktuell die Teams begleitet. Dafür reicht ein 20-Prozent-Pensum für eine Projektgruppe mit bis zu 20 Mitgliedern. So können Ihre Mitarbeiter in ihrem gewohnten Arbeitszusammenhang erlernen, wie sie am besten von den vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten profitieren können. Diese Form der Schulung trägt zudem dem Umstand Rechnung, dass der erfolgreiche UCC-Einsatz eine Reihe von Gewohnheitsänderungen verlangt. Statt immer gleich zum Telefonhörer zu greifen, ist im Einzelfall vielleicht eine Instant Message oder auch bloss eine Bemerkung im gemeinsam erarbeiteten Dokument sinnvoller.



Denn über eines sollten Sie sich in jedem Fall keine Illusionen machen: Auch Sie selber werden mehrere Anläufe brauchen, bis Sie Ihre eingeschliffenen Angewohnheiten endgültig über Bord geworfen haben.




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