E-Mail aus zweiter Hand
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/22
Die Kosten für einen eigenen Mailserver können hoch sein. Auch die Konfiguration und Wartung desselben sollte in Betracht gezogen werden. Besonders für KMU macht sich die Anschaffung eines eigenen Servers deshalb oft nicht bezahlt. Ausserdem muss immer auch jemand da sein, der sich damit auskennt. Hosted-Exchange-Anbieter schaffen Abhilfe.
Mit Sicherheit würden alle der hier präsentierten Anbieter Ihre E-Mail-Angelegenheiten gerne für Sie übernehmen. Vor der Wahl sollte man aber einiges beachten. Dies beginnt schon bei der Setup-Gebühr. Während ungefähr die Hälfte der Anbieter keine Setup-Gebühren verlangen, bezahlt man bei anderen bereits für die Inbetriebnahme des Services zwischen 20 und 120 Franken. Was die Kosten pro Mailbox und Monat betrifft, bewegen sich alle Anbieter zwischen fünfzehn und zwanzig Franken monatlich.
Grosse preisliche Unterschiede werden allerdings erst dann sichtbar, wenn mitberücksichtigt wird, was der Kunde alles selbst konfigurieren kann und was vom Provider übernommen werden muss. Denn bei beinahe allen Anbietern kostet das Konfigurieren und Erweitern des Servers zwischen 150 und 180 Franken pro Arbeitsstunde.
Während man also bei Netstream weitestgehend unabhängig vom Provider neue Mailboxen und Accounts konfigurieren kann und somit nicht jedesmal den Provider bezahlen muss, können bei Backbone überhaupt keine Einstellungsänderungen selbst vorgenommen werden, was auch den fehlenden Screenshot eines Admin-Interfaces erklärt. Das bedeutet, dass für jedes E-Mail-Alias, für jeden neuen Account und jeden neuen Public Folder der Provider benachrichtigt werden muss.
Immerhin: Basiskonfigurationen sind bei Backbone kostenlos, erst umfassendere Änderungen fallen auch preislich ins Gewicht. Bei den übrigen Anbietern können ohne den Provider zwar keine Mail-Accounts neu eingerichtet werden, doch kann der Kunde Public Folders verwalten, Verteilerlisten bearbeiten und Aliase anlegen. Der grosse Vorteil dieser Variante ist die erhöhte Flexibilität. Denn ein Unternehmen kann in Eigenregie einfach direkter und kurzfristiger reagieren.
Ein weiteres Kriterium, auf das vor der Entscheidung geachtet werden sollte, ist die maximale Grösse der versendbaren Nachrichten. Zwar verlangt Everyware nichts für die Konfiguration des Servers, allerdings können keine E-Mails, welche grösser sind als zehn Megabyte, verschickt werden. Bei den restlichen Anbietern sind im Minimum 20 Megabyte möglich, einige haben überhaupt keine Einschränkungen dies betreffend. Über den praktischen Nutzen von E-Mails, welche grösser als 20 Megabyte sind, lässt sich jedoch streiten. Denn was bringt mir eine 100 Megabyte grosse Nachricht, wenn deren Versand gut eine Stunde dauert?
Auch die Grösse der Mailboxen ist teilweise unterschiedlich. So verfügt die Enterprise-Box von Netstream über zwei Gigabyte Speicherplatz, während das Basis-Angebot von Swisscom gerade einmal Platz für 200 Megabyte bietet. Prinzipiell scheint aber die Devise zu gelten, dass ein Gigabyte ausreichend ist.