E-Biz-Plattform tunt ERP-System

Für mehr Leistung in Geschäftsprozessen lädt die richtige E-Business-Software in Ergänzung zum ERP-System den Turbo.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/20

     

Mit einem nackten Enterprise-Resource-Planning-Tool (ERP) kommt man heute nicht mehr weit: Zahlreiche Module ergänzen die reine Software für die Produktionsplanung, um ein Paket zu liefern, das alle Prozesse im Unternehmen abdeckt. Dazu gehören auch Lösungen, die helfen, Interaktionen über Unternehmensgrenzen hinweg abzubilden. Denn die Verzahnung mit Lieferanten und Kunden schreitet vor allem in den Fertigungsindustrien voran und lässt neues Optimierungspotential erahnen, etwa bei der Automatisierung von Lieferantenbeziehungen. Je weiter ein Bestellvorgang von vollständigen Produkten oder weiterzuverarbeitenden Komponenten automatisiert wird, desto weniger Fehler treten dabei auf. Mit Konsequenzen für Kunden und Lieferanten: Die Bestellung wird schneller abgewickelt, ohne gleichzeitig zusätzliche Kosten zu verursachen.


Übergreifende E-Business-Plattform

Ein möglicher Weg in diese Richtung ist die Einführung einer übergreifenden E-Business-Plattform. Sie kann als zentraler Punkt dienen, an dem Informationen aus dem Warenwirtschaftssystem und Informationen über Endkunden – etwa aus dem CRM-System – zusammenlaufen, um damit verschiedene nach aussen gerichtete Kanäle zu speisen. Bleibt man beim Beispiel Kunden-Lieferantenbeziehung, so könnte das die Bestückung eines E-Procurement-Projekts sein. Der Lieferant, der seine Teile an einen OEM-Hersteller liefert, stellt sein Produktportfolio in einem Katalog zusammen, den er seinem Kunden zur Verfügung stellt. Dieser integriert ihn in sein E-Procurement-System, um auf Knopfdruck – entsprechend der Fertigungsart, beispielsweise ‹Just-in-Time› oder ‹Just-in-Frequence› – Material zu bestellen.

Je nachdem, welcher Kunde beliefert wird, kann der Lieferant eine individuelle Sortiments-Ansicht sowie die jeweils ausgehandelten Preise und Konditionen zur Verfügung stellen. Entsprechende elektronische Autorisierungs-Workflows ermöglichen effizientere Bestellbearbeitung und stärken die Kostenkontrolle.



Voraussetzung dafür ist eine
E-Business-Plattform, mit der das ERP-System die Stammdaten und den Buchungsstoff austauschen kann und auf dieser Grundlage die Katalogaufbereitung und Klassifizierung von Artikeln übernimmt sowie Aktionen wie die Freigabe von Bestellungen, Bestellbündelung und den Wareneingang steuert. Die zentrale Produktinformationsverwaltung auf der
E-Business-Plattform ist dafür ein Schlüsselelement: Alle Daten, die für den elektronischen Katalog vorliegen, können in anderen Kanälen verwendet werden – sei es als Input für einen Web-Shop, für einen elektronischen Marktplatz, für Partner-Websites oder für Offline-Medien wie Printkataloge oder CD-ROMs. Je umfangreicher diese Art des Single Source Publishing aus einer Datenquelle betrieben wird, desto sinnvoller
ist es, auf eine leistungsstarke Maschine aufzusetzen.


Analyse-Werkzeuge als Grundlage

Mit der Unterstützung des ERP-Systems durch die Pflege zusätzlicher Vertriebskanäle ist es aber nicht getan: Um die operative Seite der Produktionsplanung gezielt zu verbessern, können Analysen und Auswertungen des Nutzerverhaltens sowie das Monitoring der mit dem E-Business verbundenen Prozesse weiterhelfen. Ausgereifte E-Business-Plattformen bieten dazu entsprechende OLAP-basierte (Online Analytical Processing) Analyse-Werkzeuge, die etwa die Resonanz eines Produkts beim Kunden bestimmen können. Ist die Nachfrage besonders gross, können über das ERP-System rechtzeitig entsprechende Anpassungen in der Fertigung vorgenommen werden, um mit mehr Kapazität zu produzieren.



Tatsächlich zeigen nach einer Untersuchung von Pierre Audoin Consultants die Verkaufszahlen der vergangenen zwei Jahre, dass neben ERP-Software vor allem Portal-Lösungen sowie Software für Product Lifecycle Management gute Ergebnisse erzielt haben. In deren Fahrwasser könnten auch
E-Business-Lösungen Auftrieb bekommen, denn grosse Industriezweige wie etwa die Automobilbranche arbeiten beständig an der Automatisierung der Lieferantenbeziehungen. Die Frage, ob hoch integrierte Lösungen diese Anforderungen besser erfüllen können als die Kombination aus ERP-System und branchenspezifischen Stand-Alone-Produkten, entscheidet letztlich der Anwender.


Der Autor

Ariel Lüdi ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der Hybris-Gruppe (www.hybris.ch)




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