Gute Löhne, wenig Nachwuchs
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/18
In der IT Branche verdient man 2007 durchschnittlich mehr als 2006. Dies zeigt die jüngst vom Verband SwissICT veröffentlichte Salärstudie. Rund 2,6 Prozent hat das gemittelte Einkommen über alle berücksichtigten Berufe gesehen zugelegt und liegt nun bei 109’500 Franken pro Jahr. Werden etwaige Provisionen mit einberechnet, sieht es noch einmal etwas besser aus: Dann stieg der Durchschnittslohn um 3,4 Prozent auf insgesamt 121’000 Franken
pro Jahr.
Die Studie, welche ihren Stichtag jeweils am ersten Mai hat, wurde bereits zum 26. Mal durchgeführt, und mit 240 teilnehmenden Unternehmen und insgesamt 19’888 Salärnennungen nahmen dieses Jahr 21 Firmen mehr teil und lieferten über 1000 zusätzliche Datensätze im Vergleich zur Vorjahresstudie. Die rund 20’000 Lohnangaben entsprechen dabei rund 15 Prozent aller in der IT-Branche angestellten Personen.
Im Rahmen der Studie wurden die Löhne der verschiedenen Berufsgattungen, welche in eine Junior-, eine Professional- und eine Senior-Stufe unterteilt wurden, erhoben und ausgewertet. Typischerweise verdienen Angestellte auf der Senior-Ebene am meisten, diejenigen auf der Junior-Ebene am wenigsten in den jeweiligen Berufen.
Angeführt wird die Rangliste von den Professional-Programm-Managern, welche durchschnittlich 150’000 Franken pro Jahr verdienen. Allerdings ist dies eine Berufsgattung, welche bloss in Betrieben mit einer IT-Abteilungsgrösse von mehr als 100 Personen vorkommt. Das Schlusslicht bilden Junior-ICT-Planer: Sie verdienen im Mittel 65’000 Franken im Jahr.
Dass es in der IT-Branche an Nachwuchs fehlt, wurde bereits mehr als einmal ausführlich diskutiert. Die Zahlen von SwissICT scheinen dies nun mehr oder minder vollumfänglich zu bestätigen. Geht man davon aus, dass die Zahlen der 15 Prozent der befragten IT-Fachkräfte repräsentativ für die gesamte Branche sind, ist der Handlungsbedarf der Ausbildungsbetriebe umso sichtbarer.
Gerade einmal elf Prozent der Beschäftigten, welche an der Studie teilgenommen haben, sind zwischen 25 und 29 Jahren alt oder jünger. Dem gegenüber stehen die etwas mehr als 56 Prozent der IT-Professionals, welche 40 oder älter sind.
Dass die Durchschnittslöhne insgesamt gestiegen sind, hängt bis zu einem gewissen Grad auch von dieser Tatsache ab. Denn sämtliche Berufsgattungen zeigen, dass ein Mitarbeiter umso mehr Lohn erhält, je älter er ist.
In vielen Berufsgattungen lässt sich dies der Studie zufolge beinahe schon als lineare Entwicklung beschreiben, welche sich ab dem 55 Alterjahr allerdings etwas abflacht. Da der Nachwuchs zuweilen fehlt, wird langjährigen Mitarbeitern zwar mehr Lohn ausbezahlt, gleichzeitig stossen aber keine jüngeren und damit «billigeren» Arbeitskräfte zu den Unternehmen hinzu. Dies hat zur Folge, dass der Durchschnittslohn insgesamt angehoben wird, obwohl sich die Lohnpraxis nicht markant verändert haben muss.
Die Zahlen der Studie sind allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen: Rund 43 Prozent der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen 51 oder weniger Mitarbeiter und zählen damit zu den KMU. Lediglich 14 Prozent waren Grossunternehmen mit mehr als 2000 Angestellten.
Obwohl diese Zahlen erfreulich sind, da so die KMU nicht in der Masse untergehen, lässt sich eine gewisse Verzerrung der Realität nicht abstreiten: Rund zwei Drittel aller Salärnennungen stammen von den Grossunternehmen, welche im Normalfall mit mehr oder weniger standardisierten Lohnsystemen arbeiten. Die KMU mit weniger als 51 Beschäftigen machen bezüglich der Anzahl Salärnennungen nur einen Bruchteil von 6,5 Prozent aus.
Eine ähnliche Problematik lässt sich bei den Regionalvergleichen ausmachen. Will man beispielsweise die IT-Löhne in Zürich mit denen in der Westschweiz vergleichen, muss man vorsichtig sein. Denn gut die Hälfte aller Nennungen der Studie stammen aus dem Grossraum Zürich, während sich die Lohnangaben der westschweizerischen IT-Branche bloss auf etwas über 5 Prozent belaufen.
Natürlich kann man sagen, dass bereits die geringe Anzahl an Lohnnennungen der Westschweiz eine Aussage für sich ist. Das ist auch richtig so. Allerdings werden die Daten, je geringer die Fallzahl ist, anfälliger auf etwaige Ausreisser. Sollte ein Westschweizer Grossunternehmen dem IT-Personal einen überdurchschnittlich hohen Lohn bezahlen, hat dies – aufgrund der bereits erwähnten niedrigen Fallzahlen – Auswirkungen auf den gesamten Durchschnitt der Westschweiz und somit auf den Vergleich Westschweiz-Zürich. Dies soll nicht bedeuten, dass der Vergleich nicht zulässig ist; wird er aber gemacht, muss diesen Umständen Rechnung getragen werden.