Outplacement - Stellenabbau mit viel Fingerspitzengefühl
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/39
Für Personalabbau gibt es viele Gründe. Wenn es jedoch passiert, befinden sich sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber in einer schwierigen Lage. Gefragt ist heute eine möglichst faire und soziale Lösung. Oft sollen Abfindungszahlungen dem Mitarbeiter die Trennung erleichtern. Doch häufig ist die Abfindung verbraucht, bevor die Betroffenen einen neuen Job gefunden haben. Outplacement ist die bessere Alternative zu den üblichen Konzepten beim Abbau von Arbeitsplätzen.
Für die Betroffenen, die ausscheidenden Mitarbeiter, bedeutet eine Trennung meist eine persönliche und existentielle Krise. Das Ziel in dieser Situation ist, den Konflikt zu minimieren, die betroffenen Mitarbeiter eine intensive Betreuung und Wertschätzung erleben zu lassen.
Die Idee des Outplacement Management stammt aus den USA. Dort diente es ursprünglich nur als psychologische und praktische Unterstützung für Soldaten, sich nach der Entlassung aus der Army in das zivile Leben zu integrieren. Später entwickelte sich daraus das Angebot, entlassenen Führungskräften zu neuen Jobs zu verhelfen.
Heute kommen Outplacement-Berater in ein Unternehmen, wenn dort die Entscheidung für Entlassungen schon gefallen ist. Sie bieten eine Mischung aus Betreuung, Training und Coaching, die weit mehr ist als eine Hilfestellung für freigesetzte Mitarbeiter. Mit Outplacement gelingt es, den psychologischen Vertrag mit den bleibenden Mitarbeitern einzuhalten - mehr noch: Das Firmenimage wird aufpoliert. Die Fachleute verstehen sich folglich nicht als "Kündigungshelfer", sondern als Partner der Belegschaft. "Hilfe zur Selbsthilfe" lautet ihr Prinzip.
Der Merger von Compaq und Hewlett-Packard hatte einen Abbau von weltweit 15'000 Stellen zu Folge. Den entlassenen Mitarbeitern wurde, neben einer Abgangsentschädigung, ein Outplacement-Programm angeboten, das je nach Funktion im Unternehmen drei oder sechs Monate dauert. Dieses vordefinierte Outplacement-Programm, durchgeführt von der weltweit tätigen Beratungsfirma LHH, soll den gekündigten Mitarbeitern auf der Suche nach einer neuen Herausforderung behilflich sein. Walter Zahnd, Human Resource Manager von Hewlett-Packard Schweiz: "Wir hoffen, den Leuten eine gute Starthilfe zu geben. Eine Garantie auf einen Job gibt es nicht."
Die freigestellten Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, in einem externen Jobcenter die gesamte Büroinfrastruktur für die Jobsuche zu nutzen. Nebenbei könnten sie Kurse besuchen, die ihnen bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen helfen sollen, und bekommen persönliche Betreuung eines Outplacement-Beraters, beschreibt der HR Manager das Outplacement.
Wer plötzlich und unerwartet die Kündigung in der Hand hält, verliert leicht das Selbstbewusstsein. Outplacement-Berater kümmern sich in vielfältiger Weise um den geschassten Mitarbeiter, damit er möglichst schnell wieder eine adäquate Position bekleiden kann.
Zunächst helfen die Berater in Einzel- und Gruppengesprächen, den Schock über die Kündigung zu überwinden und die Zukunftsangst zu nehmen. Dann wird gemeinsam nach einer neuen Stelle gesucht. Genauer gesagt: Der Jobsuchende muss selbst aktiv werden, der Berater vermittelt ihm nicht die neue Stelle. Anders als Karriereberatungen, bleiben die Outplacement-Spezialisten an der Seite ihrer Klienten, bis diese einen neuen Job gefunden haben.
Gekündigte Manager werden häufig in ein komplett eingerichtetes Trainings-Camp geschickt. Dort wird den arbeitslosen Chefs nicht selten ein eigenes Büro mit Internetanschluss, Telefon und Sekretariat zur Verfügung gestellt. Von hier aus kann der Jobsuchende dann Stellenangebote durchforsten, Firmendaten recherchieren und Kontakte knüpfen.
Das Outplacement Management kann allerdings unterschiedlich lange dauern: Die "Sparversion" ist ein eintägiger Workshop; im Idealfall finanzieren Unternehmen die Beratung, bis ein neuer Arbeitsvertrag steht.
Die Vorteile für das freisetzende Unternehmen sind klar: Outplacement spart die oft teuren Abfindungen und vermeidet langwierige Prozesse vor dem Arbeitsgericht. Ausserdem können die Unternehmen durch eine "sanfte Trennung" negative Schlagzeilen und Kratzer im Unternehmensimage vermeiden. Das Outplacement-Management kommt im Idealfall billiger als ein Sozialplan mit hohen Leistungen und langen Laufzeiten. Zudem mindern die Unternehmen die Gefahr, dass gekündigte Mitarbeiter aus Frust Arbeitsabläufe sabotieren, und dass verbleibende Mitarbeiter demotiviert oder verängstigt werden und folglich weniger effizient arbeiten.
Nach Schätzungen von Experten liegt die Erfolgsquote der Outplacement-Berater bei 96 Prozent.
Die Beratung ist jedoch nicht ganz billig - aber eine lohnende Investition in die Zukunft des Unternehmens. Outplacement-Berater verlangen rund 20 Prozent des aktuellen Jahresgehaltes für ihre Arbeit.