ADSL: Die Kunst, den richtigen Provider zu finden

Die Business-ADSL-Angebote unterscheiden sich primär beim Service. Wer auf garantierte Bandbreite und Provider-seitiges Router-Management verzichtet, kann viel Geld sparen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/38

     

Ein Blick auf die Business-Angebote der ADSL-Provider offenbart, dass alle die gleichen Angebote anpreisen, wenn auch mit geringen Preisunterschieden. Dies erklärt sich damit, dass die Provider als Wiederverkäufer der ADSL-Angebote der Swisscom auftreten und deshalb tatsächlich das selbe Paket vertreiben - zumindest vordergründig. Dort, wo der Einflussbereich des Providers beginnt - bei dessen Anbindung an die Telefonzentrale -, sowie in den gebotenen Zusatzdienstleistungen zeigen sich erst die Unterschiede.


Die eigenen Bedürfnisse kennen

Um den geeigneten Provider zu finden, muss sich ein Unternehmen erst einmal über die eigenen Bedürfnisse und den Verwendungszweck im klaren sein. Von der Nutzung hängen nicht nur die benötigte Bandbreite ab, sondern auch der Verbindungstyp sowie die benötigten Zusatzdienstleistungen. Zudem wird der Internetzugang sinnvollerweise nicht gesondert betrachtet, sondern mit Blick auf die gesamte IT-Infrastruktur. Dazu zählen insbesondere auch allfällige eigene Internet-Server oder bestehende Hosting-Verträge für Web-Auftritt und E-Mail. Gerade für KMU, die keine eigene IT-Abteilung aufweisen, ist es sicherlich einfacher, sämtliche Internetdienstleistungen aus einer Hand beziehen zu können. Das reduziert die Zahl der Anlaufstellen und vermindert das Gerangel um die Zuständigkeit bei Problemen. Auf solche Unternehmen zielen auch die Angebote mit "Managed Router". Hierbei wird das End-Zugangsgerät in der Firma direkt vom Provider betreut - gegen entsprechende Entschädigung, versteht sich. Diese Angebote machen sich durch rund 1000 Franken teurere Installationskosten sowie höhere Monatsgebühren bemerkbar.



Ein zentraler Aspekt bei der Evaluation eines Internetzuganges ist weiter die gebotene Verfügbarkeit respektive die zu erwartende Reaktionszeit bei einer Störung. ADSL besitzt hier den Nachteil, dass zwei Unternehmen involviert sind, nämlich nebst dem Provider selbst auch die Swisscom. Bei Kabel-Internet, beispielsweise über die Cablecom, sind dagegen Infrastruktur-Anbieter und Provider identisch und deshalb die Zuständigkeiten eindeutig. Um die Reaktionszeiten bei Störungen zu verkürzen, empfiehlt sich ein Angebot mit ausgedehnten Supportzeiten. Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres, als wenn der Internetzugang abends um 18 Uhr unterbrochen wird und die Support-Hotline des Providers erst am nächsten Morgen wieder erreichbar ist.




Der Grad der Verfügbarkeit hat direkten Einfluss auf die Kosten. Es lohnt sich deshalb, vorgängig Überlegungen anzustellen, welchen Einfluss der Ausfall des Internetzuganges auf den Geschäftsbetrieb ausübt. Ein Unternehmen, das wegen eines solchen Vorfalles einen Arbeitstag lang lahmgelegt ist, hat die Einsparungen mit dem vermeintlich günstigen Internetzugang durch den entstandenen Betriebsausfall schnell wieder aufgebraucht.



Eine Firma, die auf eine hochverfügbare Internetverbindung angewiesen ist, ist mit einer herkömmlichen Standleitung und garantierter Verfügbarkeit besser bedient als mit ADSL oder Kabel-Internet.



Doch nicht immer liegt die Ursache für einen Unterbruch in der "Letzten Meile". Die Verfügbarkeit hängt mitunter auch davon ab, wie viele einzelne Ausfallpunkte, so genannte Single Points of Failure, auf der ganzen Verbindung vom Endkunden bis zum Internetknoten des Providers bestehen.



Ein Anbieter, der beispielsweise über redundante Leitungen von der Telefonzentrale zum eigenen Backbone verfügt, ist besser vor Ausfällen gefeit als einer, der nur auf eine einzelne Verbindung setzt. Informationen über die Infrastruktur lassen sich direkt beim Provider einholen.



Aber auch am eigenen Ende kann ein Unternehmen für Redundanz sorgen. Die wohl einfachst, wenn auch deutlich weniger bequeme Massnahme besteht in einer Backup-Verbindung über Analog-Modem oder ISDN. Sollte der Breitbandzugang flachliegen, ist der Zugriff aufs Internet trotzdem noch möglich, wenn auch langsamer und auf Kosten von Telefongebühren.




Zeit spart Geld

Gerade weil sich die ADSL-Angebote der Provider auf den ersten Blick so ähnlich sind, lohnt es sich, die Evaluation sorgfältig zu betreiben. Dazu gehört etwa eine Checkliste, welche die eigenen Bedürfnisse und die benötigten Zusatzdienstleistungen auflistet. Bei offenen Fragen empfiehlt sich generelle ein offenes Gespräch mit dem verantwortlichen Provider.



Erst wenn alle Punkte geklärt sind, sollte man sich der Anmeldung selbst widmen, die so verführerisch zuvorderst auf der Startseite der Provider-Homepage lockt. Denn die vorgängige Investition in Form von Zeit lohnt sich spätestens dann, wenn bei einem Verbindungsunterbruch auch eine zufriedenstellende Reaktion erfolgt.




Zudem in der Print-Ausgabe: Die Business-Angebote der Schweizer ADSL-Provider im Vergleich



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