Wie wird man ein SOA?


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/07

     

Wird SOA zu idealistisch als «Wellness für die IT» verkauft? Oder haben Unternehmen ohne SOA-Technologie und somit auch IT-Experten ohne das entsprechende Know-how zukünftig tatsächlich kaum noch Wettbewerbschancen? Müssen IT-Experten ganz neue Qualifikationen erwerben und Fähigkeiten ent­wickeln, um auf der SOA-Welle mitschwimmen zu können?




Laut Analystenmeinung wird die Technologie künftig von SOA regiert. So werden gemäss einer Studie der Gartner Group in den nächsten zehn Jahren bei
65 Prozent aller namhaften Unternehmen mehr als ein Drittel SOA-basierte Applikationen und Systeme im Einsatz sein. Mit SOA soll eine an Geschäftsprozessen ausgerichtete IT-Anwendungslandschaft entstehen, mit der Unternehmen schnell auf veränderte Geschäftsanforderungen reagieren können. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Denn SOA ist kein einzelnes Produkt, das sich Unternehmen einfach so kaufen können, sondern vielmehr ein ganzheitliches Konzept, das alle Geschäftsbereiche miteinander verbindet. Darauf muss sich nicht nur die IT einstellen – vor allem das Management, die Fachbereiche und die Anwender müssen umdenken.
Was bedeutet Service-orientierte Architektur nun für Entwickler und IT-Experten? Sind in Zukunft etwa Prozesserfahrung und betriebswirtschaftliche Kenntnisse für IT-Spezialisten wichtiger als die technische Expertise? Müssen sich Technologen zu Strategen wandeln, um den künftigen Anforderungen gerecht zu werden?


Prozessdenken, Weitblick und analytische Fähigkeiten

Wer SOA-Technologie entwickeln will, muss in Prozessen denken können – schliesslich geht es nicht mehr nur um eine Anwendung, sondern um die Integration derselben. Folglich muss sich der Architekt mit dem gesamten Unternehmen sowie dessen Schnittstellen und Anforderungen beschäftigen und alle Geschäftsprozesse und die entsprechenden IT-Dienste im Blick behalten. Analysefähigkeiten und vernetztes Denken sind also wichtiger denn je. Die Kunst wird es sein, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und dabei die technische Komplexität in eine einfache Lösung umzusetzen. Klingt unmöglich? Die neue Technologie soll die Software-Entwicklung vereinfachen sowie standardisierte Prozesse und eine zentralisierte Verwaltung erlauben. Ziel der Unternehmen ist es dabei letztlich, die IT-Kosten weiter zu senken. Die Entwicklung SOA-basierter Plattformen ist daher ein Anfang, diesen Anforderungen gerecht zu werden.





Flexibilität und Anpassungsfähigkeit spielen für den Entwickler eine wichtige Rolle. Bei der Software-Entwicklung muss er bereits einen Schritt weiterdenken, um später vordefinierte und standardisierte Services ohne grosse Anpassung in verschiedenen Anwendungen wieder verwenden zu können. Der (Service-orientierte) Architekt muss sich daher einen Gesamtüberblick über die Schnittstellen und mögliche zukünftige Anbindungen schaffen, also sowohl Einblick in verschiedene Plattformen haben als auch die Möglichkeiten der gewählten Technologie im Detail kennen. Somit sind im Zeitalter von SOA vor allem IT-Spezialisten mit Weitblick, ausgeprägten analytischen Fähigkeiten und Kosten­bewusstsein gefragt.


SOA als Karrierechance

Was aber ist eigentlich neu am SOA-Konzept? Hat man hier nur ein neues Wort gefunden, um die IT wieder in Schwung zu bringen, oder stellt SOA in der Tat eine Revolution für die IT dar, der sich auch der Entwickler zu beugen hat? Sachlich betrachtet, hat sich ein Architekt schon immer an bestehenden Systemen und den Geschäftsanforderungen des Unternehmens orientieren müssen. Bei der Entwicklung von Enterprise-Architekturen standen schon immer Kriterien wie etwa Skalierbarkeit oder Ausfallsicherheit im Vordergrund. Aktuelle Anwendungen beziehen ebenso die Anforderungen der Fachabteilungen und deren Schnittstellen ein – decken allerdings nicht den gesamten Workflow eines Unternehmens ab.





Noch genügen ERP-Systeme diesen Anforderungen, was sich allerdings in Zukunft ändern wird. Von den IT-Verantwortlichen wird daher verlangt, die einzelnen Systeme zu einer komfortablen Architektur zusammenzufügen. Die Datenhaltung unter dem Aspekt der Sicherheit, aber auch der schnellen Verfügbarkeit ist dabei nur eine von vielen Herausforderungen – und diese gilt es bereits bei der Planung der IT-Infrastruktur zu beachten. Vor allem das Management muss bei der Organisationsentwicklung im Hinblick auf eine SOA-Strategie mitspielen. Der Bedarf an Entwicklern, IT-Experten und Beratern, die das Unternehmen auf dem Weg in die SOA-Zukunft begleiten, wird demnach steigen. Hier eröffnen sich neue Karrierechancen.




SOA – sicher noch eine ganze Weile das Schlagwort in der IT – erfordert keine neue Generation von Entwicklern. Wie bisher auch werden neben der fachlichen Qualifikation ebenso technische Fähigkeiten, Kreativität und vernetztes Denken erwartet. Doch SOA bietet Entwicklern und IT-Experten neue Karrierechancen: Wer sich mit dem Etikett «SOA» (Service-orientierter Architekt) bewirbt, wird aktuell möglicherweise auch bei den Personalentscheidern eine erhöhte Aufmerksamkeit erlangen. Und wer dann im Bewerbungs­gespräch neben Flexibilität auch analytische und kommunikative Fähigkeiten beweist, kommt seinem Karriereziel schnell einen Schritt näher.


Ziele von SOA / Anforderungen an die IT:

· Abbildung der Geschäftsprozesse

· Ausfallsicherheit


· Schutz vor unberechtigtem Zugriff


· Skalierbarkeit


· Anpassungsfähigkeit


· niedrige IT-Kosten


· effiziente Datenhaltung


· Integration aller Systeme in eine komfortable Architektur


Erfolgreich als SOA - Das wird gefordert:

· Technologie-Know-how


· Erfahrung in der Integration von ERP-Systemen


· Prozessdenken


· analytische Fähigkeiten


· Service-Orientierung


· Weitblick sowie Sinn für Details


· Kommunikations- und Team­fähigkeit


· Flexibilität


Die Autorin

Yasmine Limberger von Avanade hat langjährige Erfahrung in der Personalauswahl von IT-Fachkräften. Sie erreichen sie unter yasminel@avanade.com.




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