Wann ist Coaching sinnvoll?

Karrieren verlaufen heutzutage meist alles andere als geradlinig. Ein Coach kann dabei zu einer besseren Orientierung verhelfen, er ist aber kein Retter in der Not.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/05

     

Beim Autofahren verlassen wir uns auf unser Navigations­system, bei der Terminplanung
und -erinnerung hilft uns das Smart Phone. Fast scheint es, als habe uns die Technik fest im Griff –
denn tatsächlich ist es in der heutigen Arbeitsumgebung nahezu unmöglich geworden, der wachsenden Informationsflut ohne technische Hilfsmittel überhaupt noch Herr zu werden.
Doch die Fähigkeit zum Multi-
tasking wird heute nicht nur von Betriebssystemen erwartet, sondern auch von jedem einzelnen, der in der Berufswelt weiterkommen will. Was wir allerdings vermissen, ist ein Navigations-.
system fürs Leben – zumindest jedoch für die Karriere. Wer zeigt uns den Weg in die richtige Richtung, wenn wir uns beruflich verfahren haben oder in der Sackgasse stecken?
Trotz generell positiver Jobaussichten für die IT-Branche steigt auch hier die Quote der Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit an. Immer mehr IT-Profis suchen daher Rat bei einem Coach. Wann aber ist Coaching sinnvoll, und was kann man von einem guten Coach erwarten?


Der Coach ist Partner ...

Wer sich beruflich neu orientieren will, weil das Unbehagen im Job wächst oder die Perspektiven fehlen, und man dennoch fürchtet, in einem neuen Job möglicherweise nach einiger Zeit wieder vor dem gleichen Problem zu stehen, der findet bei einem professionellen Coach sicher Hilfe. Ein Coach ist dabei als Partner zu verstehen, nicht als Schiedsrichter – und schon gar nicht als Retter in der Not. Denn die Verantwortung für unser Handeln liegt letztlich immer bei uns selbst.
Ob Work-Life-Balance- oder
Life-Leadership-, ob Karriere-, Bewerbungs- oder Existenzgründungs-Coaching, der Prozess des
Coachings sollte strukturiert ablaufen und die persönlichen Umstände individuell einbeziehen. Wenn wir den Vergleich zum Navigationssystem dabei nochmal aufnehmen, so steht auch hier am Anfang die Frage: Wo wollen wir hin? Erst wenn das geklärt ist (und oft erfordert bereits diese Zieldefinition eine intensive Analyse), können sich Coach und Coachee auf den geeigneten Weg konzentrieren.


... aber kein Therapeut

Dabei darf der Coach nicht mit einem Therapeuten verwechselt werden: Zwar kann er Wege und Grenzen aufzeigen, motivieren und helfen, Prioritäten zu setzen; persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten oder auch Umstände, die nicht passen, passend machen kann er jedoch nicht! Als Aussenstehender hilft er seinem Klienten vielmehr, dessen Eigen- und Fremdbild transparent zu machen und somit seine Stärken, Potentiale und realistischen Möglichkeiten besser zu nutzen.
Gegebenfalls kann er zwischen den festgefahrenen Ansichten auch Alternativen erkennen, auf die sein Klient selbst noch nicht gekommen ist. Am Ende des Coachings steht dann ein Richtungskonzept, das vor allem Klarheit bringen soll, wo man steht, wohin man will und wie man dieses Ziel erreicht.


Ziel Routenplan

Sich bei momentaner Ratlosigkeit einem Coach anzuvertrauen, beweist, dass man sich mit sich selbst und seinen Zielen auseinandersetzt. Manchmal reicht es schon, mit Freunden oder der Familie ein intensives Gespräch zu suchen, um zum Nachdenken angeregt zu werden.
Den Schritt aus der Komfortzone heraus tun viele allerdings auch nach solchen Gesprächen noch nicht. Vielmehr finden sie immer wieder Gründe, warum der aktuelle Job, der zwar aussichtslos erscheint, aber dennoch auch gewisse Vorteile bringt, nicht aufgegeben wird – und drehen sich nach einiger Zeit im Kreis.
Wie es scheint, kann einen nur ein wirklich Aussenstehender mit Erfahrung dazu motivieren, einen neuen und entscheidenden Schritt zu tun. Ausschlaggebend für den Antrieb ist dabei, dass man durch das Coaching quasi einen Routenplan bekommt, der eine gewisse Sicherheit vermittelt: Man hat die einzelnen «Halte-Punkte» genau analysiert und weiss, wo und wann man abfahren muss, um zu seinem Ziel zu gelangen.


Fakten zum Coaching



Wann ist Coaching sinnvoll? Beim Wunsch nach beruflicher Neuorientierung, bei Veränderungen im Unternehmen, bei Problemen im Team oder generellen Fragen zur beruflichen Entwicklung.




Wie läuft Coaching ab? Meist in Einzelsitzungen, bei Problemen im Team auch als Gruppensitzung. Nach einem Erstgespräch werden die Vorgehensweise und das Honorar festgelegt.




Was kostet Coaching? Für ein Einzelcoaching werden zwischen 150 und 180 Franken pro Stunde verlangt. Oft kann auch eine Pauschale für einen längerfristigen Begleitprozess verhandelt werden.




Wie findet man einen guten Coach? Die Bezeichnung «Coach» ist nicht geschützt. Ein guter Coach sollte Lebens- und Berufserfahrung mitbringen, Einfühlungsvermögen und analytische Fähigkeiten besitzen. Ob ein Coach
Pädagoge, Soziologe, Psychologe ist oder eine ganz andere fachliche Ausbildung hat, ist nicht unbedingt ausschlaggebend.


Die Autorin

Yasmine Limberger ist bei Avanade verantwortlich für Marketing und Alliance Management. Sie erreichen sie unter yasminel@avanade.com.




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