Karriere mit Garantie?

Nur wer permanent an sich arbeitet und Rückschläge als Chancen versteht, wird Karriere machen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/18

     

Die Umsatzentwicklung der Microsoft .Net Server & Tools ver-zeichnet nach wie vor eine zweistellige Steigerungsrate. Ausserdem steigt der Anteil der Microsoft-Technologie im Umfeld der IT-Services stetig an. Demnach ist .Net noch immer ein lohnendes Business. Also auch ein Garant für eine erfolgreiche Karriere?
Nein! Eine Karrieregarantie aufgrund der gewählten technischen Spezialisierung wie etwa .Net gibt es nicht – für die eigene kontinuierliche Weiterentwicklung der beruflichen Laufbahn ist jeder selbst verantwortlich. Deshalb braucht man einen klaren Strategieplan, Kenntnis der eigenen Talente und Interessen, Risikobereitschaft und nicht zuletzt ein bisschen Glück, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dazu kommen Kenntnis des Marktes sowie die Bereitschaft und Offenheit für Veränderungen. Und schliesslich sollten IT-Fachleute diejenigen Themen kennen, die für CIOs aktuell sind und letztlich zu Aufträgen und somit IT-Lösungen führen. Zu diesen Themen gehören derzeit Senkung der IT-Kosten, Zuverlässigkeit der Infrastruktur und Beherrschung deren Komplexität, effizientes Outsourcing, Prozessintegration, Erfolgskontrolle und der wachsende Konkurrenzdruck. Um für den IT-Markt attraktiv zu sein, muss man sich auf Lösungen spezialisieren, die diesen Anforderungen gerecht werden. Das gilt für Unternehmen genauso wie für IT-Fachleute!


Lässt sich Karriere planen?

Eine Karriere mit Garantie gibt es nicht und wird es nie geben – eine Karriere lässt sich jedoch strukturiert planen! Wichtig dabei: mit dem Trend mithalten und sich weiterentwickeln. Gefragt sind deshalb Begeisterung für Trends und neue Technologien, solides Basiswissen und die Spezialisierung auf einen oder zwei Schwerpunkte, regelmässige Seminare und Zertifizierungen sowie die strukturierte Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen. Auch Networking und der Erfahrungsaustausch in Communities, das Studium von Marktanalysen und der Wirtschaftspresse helfen, am Puls der Zeit zu bleiben. Die Devise muss lauten: Offen bleiben für Veränderungen – nicht stehenbleiben!


Ohne Soft Skills geht's nicht

Im Umgang mit Kunden - und IT funktioniert letztlich immer über Kundenbeziehungen, ob intern oder extern - zählen neben der fachlichen Expertise zunehmend Teamfähigkeit und Sensibilität, Kundenorientierung, Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit - also soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz. Die Zeiten «lichtscheuer Computer-Freaks» sind vorbei: Moderne Beratungs- und Integra­tionsdienstleister wollen als Bewerber keine reinen Entwickler mehr, sondern setzen auf die gekonnte Interaktion ihrer Mitarbeiter mit dem Kunden. Unternehmen erwarten daher neben den fachlichen Qualifikationen und Erfahrungen auch Persönlichkeiten, die sich weiterentwickeln (lassen).
Jeder Mensch hat ein indivi­duelles Soft-Skill-Profil: Bei dem einen sind Eigenschaften wie Serviceorientierung, Flexibilität und eine schnelle Auffassungsgabe besonders ausgeprägt, der andere ist ein ausgesprochener Team­player und überzeugt Kollegen und Kunden durch Einfühlungsvermögen und Lösungsbereitschaft. Es geht also nicht darum, für alle Soft Skills einen gleich hohen Ausschlag auf einer Messbarkeitsskala zu erlangen, sondern vielmehr, sein Persönlichkeitsprofil so zu schärfen, dass es für die Anforderungen im Job am besten passt.
Soft Skills lassen sich genau wie Hard Skills weiterentwickeln, ihre Grundlagen sind jedoch angeboren. Im Fokus dieser Weiterentwicklung stehen:


- Schritt für Schritt mehr Verantwortung



- Vorbilder suchen und gleichzeitig Vorbild sein

- Kompetenz durch Erfahrung und Training

- strukturiertes Handeln

- Wissen weitergeben - Coach sein statt Guru!

- und vor allem auch Risikobereitschaft


Wendepunkte: Veränderung als Chance

Wirklich Eindruck im Bewerbungsgespräch macht Authentizität: Ein Lebenslauf mit Wendepunkten und mit einer persönlichen Note, der trotz Rückschlägen von Eigenverantwortung und Initiative kündet und den Fokus ganz klar auf die Zukunft richtet. Denn wie oft hörten und hören Personalverantwortliche in der heutigen Zeit die Geschichte von der Firmenpleite, von der Konsolidierungsphase, die den Arbeitsplatz kostete. Interessant daran ist für den Personalentscheider: Wie wurde diese Krise durchlebt; wie hat es der Einzelne geschafft, nicht unterzugehen; wie konnte dieser Wendepunkt im Leben als Chance erkannt und die Kraft gefunden werden, weiterzumachen, an sich zu glauben? Denn diese Brüche im Lebenslauf sind kein Makel, sondern vielfach der Beweis für Flexibilität, Lernbereitschaft, Offenheit – und Mut!
Deshalb sollte sich jeder Bewerber vor dem Vorstellungsgespräch noch einmal fragen: Was hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin? Was bewegt mich dazu, diesen Job zu wollen? Was treibt mich generell an?


Fazit

Eine persönliche Karriere lässt sich planen! Sie ist das Ergebnis vieler Bausteine, die zum Teil selbst und zum Teil leider nicht beeinflusst werden können. Die Kunst einer erfolgreichen Karriere liegt deshalb darin, diese Bausteine zu kennen, sie regelmässig von aussen zu betrachten und dann rechtzeitig den nächsten Schritt zu tun.
Wer Karriere machen will, sollte sich nicht nur auf seine Techno­logie-Expertise verlassen oder gar davon abhängig machen, sondern auf Synergieeffekte setzen, soziale Kompetenzen nutzen – und stets offen bleiben für Veränderungen!


Die Autorin

Yasmine Limberger arbeitet bei Avanade und ist Spezialistin für die Personalauswahl von IT-Fachkräften. Sie erreichen sie unter yasminel@avanade.com




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