Apache will Verhältnis zur GPL klären

Mit der Version 2.0 soll die Apache Software License unter anderem mit der GNU General Public License kompatibel werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/06

     

Eine der wichtigsten Open-Source-Lizenzen, die Apache Software License (ASL), ist kürzlich in der Version 2.0 erschienen. Die neue Lizenz, die ab sofort gültig ist, soll einige Schwachstellen der alten Version 1.1 beheben. Die wohl wichtigste - und auch bei weitem kontroverseste - Änderung betrifft das Zusammenspiel zwischen der ASL und der zweiten bedeutenden Open-Source-Lizenz, der GNU General Public License (GPL). Die ASL soll künftig mit der GPL kompatibel sein, so das erklärte Ziel der verantwortlichen Apache Software Foundation. Insbesondere sollte es möglich werden, unter der ASL veröffentlichte Software in GPL-Software einzubetten. Dieses Ziel ist gemäss den Autoren der ASL auch geglückt . Von den Autoren der GPL wird dies allerdings bestritten.




Ironischerweise ist der Stein des Anstosses eine andere Änderung in der ASL, nämlich die Gewährung von Patentlizenzen für Software, welche unter der ASL lizenziert ist. Diese Klausel wurde eingeführt, um das Problem von Softwarepatenten zu regeln, das seit einiger Zeit wie ein Damoklesschwert über Open Source schwebt. Als Beispiel sei hier das World Wide Web Consortium (W3C) genannt, das sich veranlasst fühlte, von seinen Mitgliedsfirmen Patentlizenzen für jegliche Technologie zu verlangen, welche ihren Weg in W3C-Standards findet. Die Apache Software Foundation hat nun eine ähnliche Klausel in die ASL aufgenommen. Dies wurde von GPL-Seite zwar begrüsst; gleichzeitig wurde jedoch darauf hingewiesen, dass diese Patentklausel die ASL mit der GPL inkompatibel mache.


Spenden einbauen

Die Apache Software Foundation gewann als Urheberin der ASL in den letzten Jahren enorm an Bedeutung. Firmen wie IBM, Sun und Novell übergaben grosse Mengen von Sourcecode an die Stiftung mit der Absicht, Industriestandards zu schaffen. Eine weitere Änderung in der ASL 2.0 präzisiert daher auch die Vorgehensweise bei Spenden von Source-Code an die Stiftung. In der Vernehmlassung sind beispielsweise weitere Lizenzen, welche auf der ASL 2.0 aufbauen und die speziellen Anforderungen des Java Community Process erfüllen. Diese Lizenzen werden mit Sicherheit dazu führen, dass die Apache Software Foundation vermehrt mit Referenzimplementationen von Java Standards betraut wird.


Weniger Lizenz-Typen

Seit 1998, als Open Source erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, hat sich die Zahl der verschiedenen Open-Source-Lizenzen stetig erhöht. Opensource.org listet momentan über 50 verschiedene Lizenz-Typen auf, welche die Kriterien der Open Source Initiative, einer einflussreichen Open-Source-Lobbygruppe, erfüllen.
Diese steigende Anzahl von Lizenzen wird zunehmend problematisch, da es für Nicht-Fachleute immer schwieriger wird, die komplexen Interaktionen zwischen den Lizenzen zu verstehen. Da sich ein ansehnlicher Teil dieser Lizenzen von der ASL ableitet, ist aber zu hoffen, dass die ASL 2.0 die Anzahl der Einzellizenzen reduzieren kann. Bis anhin war es nämlich unmöglich, Software ohne Änderung des entsprechenden Lizenztextes ausserhalb der Apache Software Foundation unter der ASL zu veröffentlichen. Einige weitere Änderungen haben zum Ziel, die Arbeit der Open-Source-Entwickler zu erleichtern; hier findet sich etwa die Möglichkeit, die Lizenz einem Stück Source-Code als Referenz statt mit einer vollen Kopie zuzuweisen.




Insgesamt stellt die Version 2.0 der ASL einen grossen Fortschritt gegenüber der Version 1.1 dar, indem sie markante Verbesserungen einführt. Es ist zu hoffen, dass bei der anstehenden Revision der GNU General Public License nachgezogen wird und die noch bestehenden Kompatibilitäts-Probleme zwischen ASL und GPL in der kommenden Version 3.0 der GPL beseitigt werden können.


GPL und ASL im Vergleich

Die Open-Source-Community kennt zwei wesentliche Klassen von Softwarelizenzen: die GNU General Public License (GPL) sowie die BSD-artigen Lizenzen, wovon die Apache Software License ein Vertreter ist. Der Hauptunterschied dieser beiden Lizenzen besteht in der Behandlung sogenannter abgeleiteter Werke. Diese bezeichnen alle Modifikationen eines Programms. Während die ASL es freistellt, abgeleitete Werke unter einer beliebigen Lizenz zu veröffentlichen, müssen diese bei der GPL ebenfalls unter der GPL lizenziert sein. Dieser Aspekt der GPL stellt sicher, dass Open Source Software frei bleibt und nicht auf Umwegen proprietär wird. Gemäss Anhängern der ASL sollte es dagegen jedem Softwareautor freigestellt sein, ob er seine Änderungen unter einer quelloffenen Lizenz veröffentlicht oder sie proprietär behält. Der Graben zwischen beiden Lagern ist tief.
Erschwerend für die Debatte ist, dass keine der Lizenzen bis anhin in einem Gerichtsprozess auf ihre Gültigkeit geprüft worden ist. So ist es beispielsweise eine heftig diskutierte Frage, welche Formen von Softwareintegration mit Software auf GPL-Basis eine Lizenzierung unter der GPL verlangen. Es ist zweifellos im Interesse der Open Source Community, dass verbesserte Versionen eines Programms wieder zurück in die Community fliessen. Während die GPL rechtliche Mittel benutzt, um dies sicherzustellen, setzt die ASL auf sozialen Druck sowie den Umstand, dass es aufwendig ist, modifizierte Software mit Änderungen am Original synchronisiert zu halten. Gerade am Beispiel der Apache Software Foundation lässt sich dieser spannende Spagat zwischen Kommerzialisierung und Förderung der Open Source Community gut beobachten.


Der Autor

Gregor J. Rothfuss ist COO der auf Open-Source-Content-Management spezialisierten Wyona sowie Entwickler bei Apache Lenya und Mitgründer von OSCOM, PostNuke und Xaraya. Seit 1999 schreibt er das erste Schweizer Weblog.




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