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Paperboy macht mehr aus Zeitungen
Quelle: Vogel.de

Paperboy macht mehr aus Zeitungen

Das Start-up Kooaba liefert mit seiner Applikation Paperboy digitale Zusatzinformationen zu herkömmlichen Zeitschriften- und Zeitungsartikeln.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/06

     

Wir machen Bilder intelligent.» So bringt Till Quack, CTO und Mitgründer von Kooaba, in einem Satz das Ziel seines Unternehmens auf den Punkt. Seit Google das Tool Goggles – eine Suchanfrage anhand von Bildern – lanciert hat, weiss auch die breite Masse, was man sich unter dem Begriff visuelle Suche vorstellen soll. «Vor dem Launch von Google Goggles haben uns die Leute gefragt, wozu man unsere Entwicklung brauchen kann. Nach dem Bekanntwerden von Goggles meinten sie dann nur ‹Oh, das ist das Gleiche wie Google Goggles›», erklärt Quack. Allerdings sei Kooaba schon wesentlich länger auf dem Markt als Goggles.


Gegründet haben die beiden ETH-Doktoranden Quack und Herbert Bay das Unternehmen Ende 2006. Ihr Ziel war die Entwicklung einer visuellen Suche, die auch mobil verfügbar sein soll. Zu der Zeit gab es noch kein iPhone und auch das mobile Surfen gehörte noch nicht zum Alltag. Die erste Version einer Bildsuche funktionierte denn auch nur via MMS, ein mühseliges Unterfangen, das kein Nutzer auf sich nehmen wollte. Als dann aber das iPhone auf den Markt kam, waren die Grundlagen für die visuelle Suche vorhanden: Der gewünschte Gegenstand kann dank eingebauter Kamera einfach fotografiert werden, die Installation von Apps ist simpel und die Kosten gehen dank Flatrate gegen null.


Im September 2008 entwickelte Kooaba die erste Anwendung für Bilderkennung mit dem iPhone. Mit der Applikation konnten aber nur bestimmte Kategorien wie zum Beispiel CD-Covers oder Bücher erkannt werden. «Auch heute gibt es noch einige Herausforderungen im Bereich der visuellen Suche. So funktionieren solche Suchapplikationen zum Beispiel für Tiere, Pflanzen, Autos, Möbel oder Bekleidung nur sehr beschränkt. Mit dieser Schwierigkeit kämpft auch Google», konstatiert Quack. Für den Nutzer ist es deshalb schwierig zu wissen, wofür er die Applikation genau brauchen kann. «Wir mussten uns also überlegen, wie wir dieses Problem lösen», erklärt Quack. So seien sie auf die Idee gekommen, anstelle einer allumfassenden visuellen Suche einzelne Services anzubieten, die durch die Bilderkennungstechnologie eine klar definierte Problemstellung lösen.

Damit haben sich auf einen Schlag unzählige Möglichkeiten für Weiterentwicklungen aufgetan. Die Kooaba-Gründer haben sich dazu entschlossen, Apps sowohl selber zu programmieren als auch mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Mittlerweile lizenzieren sie ihre Technologie auch. So nutzt zum Beispiel Comparis für seine Preisvergleichsapplikation die Technologie von Kooaba.


Paperboy liefert digitale Extras

Einer der selbst entwickelten Services ist Paperboy. Die Anfang April lancierte Applikation liefert digitale Extras zu Zeitungs- oder Zeitschriftenartikeln. Die Technologie hinter Paperboy ist die gleiche, die Kooaba für die visuelle Suche benutzt. «Nur ist die Applikation jetzt auf ein bestimmtes Ziel ausgelegt. Die Leute verstehen intuitiv, wofür sie Paperboy nutzen können.» Der Service funktioniert folgendermassen: Ist der Leser an zusätzlichen Informationen zu einem Artikel interessiert, fotografiert er innerhalb der Paperboy-Applikation den gewünschten Artikel. Wenn das Magazin an Paperboy angeschlossen ist, wird der Artikel erkannt und dem Nutzer eröffnen sich verschiedene Möglichkeiten. Er kann den Artikel seinen Freunden weiterempfehlen oder via Facebook und Twitter verbreiten. Ausserdem kann der Beitrag in einer PDF-Version auf dem persönlichen Kooaba-Account gespeichert werden oder im Notiz-Sammeldienst Evernote abgelegt werden. Am beliebtesten ist bei den Nutzern aber die dritte Funktion, das «Entdecken». Hier erhält der Leser zusätzliche Informationen und Links zum fotografierten Artikel. «Zum Beispiel erhält man so weitere Bilder vom Blick-Girl. Glauben Sie mir, dieser Service ist gefragt», grinst Quack.


Technologie mit Zukunft

«Geld verdient haben wir von Anfang an», kommt Quack auf das Business-Modell zu sprechen. So hat Kooaba seit Beginn seine Technologie für Werbekampagnen zur Verfügung gestellt. Quack erinnert sich: «Die erste Kampagne haben wir mit Easyjet durchgeführt, damals noch über MMS.» Ausserdem hat Kooaba kürzlich mit Publicitas eine Kooperation geschlossen. So lassen sich in Paperboy auch zusätzliche Informationen zu den in einer Zeitschrift geschalteten Inseraten erhalten. Und dafür sind die werbenden Unternehmen bereit, zu zahlen. Aber auch durch die Lizenzierung verdient Kooaba Geld. Dies ist denn auch der vielversprechendste Bereich: «Wir sehen eine steigende Nachfrage für Bild-erkennungstechnologie. Immer mehr Unternehmen wollen das auch anbieten und suchen nach einem Anbieter. Und es gibt nicht so viele Anbieter in diesem Bereich.»

(tsi)


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