Bei Mövenpick steht Service an erster Stelle
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/06
Der Name Mövenpick verspricht Genuss. Seit 62 Jahren bedient und verwöhnt die schweizerische Unternehmensgruppe mit internationaler Ausstrahlung seine Gäste. 1948 startet Ueli Prager mit einem Restaurant im Zürcher Claridenhof, schnell kommen andere Sparten wie Premium- Produkte, Wein, die ersten Hotels im In- und Ausland sowie Marché International hinzu. Das Unternehmen entwickelt sich stetig - dementsprechend wächst auch die Informationstechnologie der Gruppe. Bis 1997 unterhält das Unternehmen eine eigene Abteilung mit 28 IT-Mitarbeitenden und kauft Beratungsleistungen hinzu. Dann kommt der Kurswechsel.
Als eine der ersten Schweizer Firmen lagert Mövenpick Teilbereiche der IT aus. Zwölf Jahre lang betreibt sie der US-amerikanische Outsourcer EDS. Stefan Graf, der heutige CIO der Holding, ist von Anfang nah am IT Outsourcing dran, damals im Controlling. Im Jahr 2006 wird Stefan Graf zum CIO ernannt, eine neu geschaffenen Position, die direkt dem CEO unterstellt ist. „Dass die IT neu direkt der Geschäftsleitung unterstellt wird, ist ein grosser Vorteil“, sagt der 36-Jährige. Er stellt um: Seine IT-Strategie richtet er konsequent an der Unternehmensstrategie aus und schreibt 2008 die Informatik rein servicebasiert aus. „Statt der üblichen mehrere Ordner umfassenden Ausschreibung haben wir auf rund 40 Seiten die Service-Anforderungen, gesplittet in Front- und Backend-Arbeiten, definiert“, erklärt Stefan Graf. Swisscom IT Services antwortet entsprechend serviceorientiert und erhält den Zuschlag.
Was folgt, ist ein Kulturschock. Mit EDS und Swisscom IT Services treffen zwei Kulturen aufeinander. Auf der einen Seite der technologisch detaillierte und enttäuschte, langjährige Provider. Auf der anderen Seite steht ein 60-köpfiges Team von Swisscom IT Services hochmotiviert am Start. Es bedarf vieler Interviews und grosser Koordination, um die Transition über die Bühne zu bringen. „Hier habe ich gelernt, dass ich zukünftig die Ausstiegsklausel mit meinen Providern auch detaillierter regele“, gibt Stefan Graf seine Erfahrung weiter. Zum 1. Juni 2009 steht alles. Swisscom IT Services übernimmt die 566 IT-Arbeitsplätze plus 200 Drucker in Schweiz, Deutschland und Österreich für die gesamte Holding bis auf Mövenpick Hotel & Resorts. Die 29 Geschäftsapplikationen inklusive SAP und die rund 170 Client-Anwendungen laufen auf 60 Servern im Rechenzentrum Zollikofen. „Swisscom IT Services hat profundes Know-how im Engineering. Die IT lief sofort und somit auch unser Business. Gerade der SAP Betrieb ist bei unserer IT-Partnerin Weltklasse“, sagt Stefan Graf.
Bei den Connectivity-Services hätte sich der CIO von Mövenpick allerdings ein offeneres Ohr seitens Swisscom gewünscht. „Unsere Bedenken hinsichtlich der Netzwerke an einigen Standorten wurden zu spät ernst genommen“, sagt er. Im Gegensatz zur Schweiz, in der Swisscom die Netzwerke einfach per Knopfdruck freischalten konnte, herrschten in Deutschland und Österreich andere Bedingungen. An einzelnen Standorten waren beispielsweise die Leitungen marode, in historischen Gebäuden erwarteten die Techniker statt ordentlicher Switch-Kästen wilde Verkabelungen auf dem Boden. „Die Gastronomie ist keine Bank. Was für uns zählt, sind die Gasträume und Küche, nicht die Büros dahinter“, sagt Stefan Graf. Besonders schwierig wurde es im Europa Center, dem einstigen Wahrzeichen von Westberlin. Im 60er-Jahre-Bau konnte der Elektriker unter den über 1000 nicht beschrifteten Kabeln nicht das richtige finden, der Mövenpick-Standort war acht Tage lang vom Netzwerk abgehängt. “Alle Schwierigkeiten konnten wir zusammen mit Swisscom lösen, hätten uns aber viel Zeit sparen können“, so Stefan Graf.
Seit dem Einstieg von Stefan Graf bei Mövenpick vor 14 Jahren hat sich in der IT viel verändert. Die Weisskittel-Generation mit den AS 400-Maschinen ist passé. Heute muss die IT flexibel auf Marktveränderungen reagieren und Innovationsträger fürs Geschäft sein. Mövenpick hat deshalb auch die IT bis auf die Kassensysteme in den Mövenpick und Marché Restaurants ausgelagert. „Wir haben keinerlei IT mehr in-house“, erklärt Stefan Graf. Er lagere aus, was andere besser und effizienter können. Den täglich hochvolumigen Datentransfer im E-Mail-System hat Swisscom IT Services für Mövenpick im Griff. Stefan Graf interessieren die technischen Details, damit dieser und andere Services laufen, nicht mehr. „Heute ist der CIO nicht mehr ein rein technischer Informatiker. Seine Rolle hat sich stark gewandelt hin zu einem ganzheitlich und unternehmerisch denkenden Manager der IT“, sagt Graf. Er repräsentiert einen neuen Typ CIO, der beide Seiten der Medaille kennt und eher betriebswirtschaftlich denkt. „Wir wollen glückliche Kunden. Aber läuft die IT nicht, steht unser Business still. Punkt“ - so sein Credo. Graf misst die IT nicht nach Verfügbarkeit, sondern setzt im Sinne der Serviceorientierung ganz auf ITIL. „Mean Time To Repair“ ist für ihn die Mutter aller Kennzahlen. So darf beispielweise der Mailservice nicht länger als eine Stunde ausfallen, andere Applikationen müssen bis am nächsten Geschäftstag wieder laufen. Eine grosse Herausforderung – auch für den CIO. Denn bei den gehosteten Anwendungen wie Konsolidierungssoftware oder Management Information Systemen koordiniert er die Zusammenarbeit mit 29 anderen Applikations-Dienstleistern.
Das Geschäft von Mövenpick wandelt sich. Das stellt auch neue Anforderungen an die unterstützende IT. „Wir werden nicht nur auf die geschäftlichen Veränderungen, sondern auch den technologischen Wandel reagieren müssen“, erklärt Stefan Graf. Vor Mövenpick liegt etwa die grosse Migration auf Windows 7. Dafür ist Swisscom IT Services vorbereitet. Als einziger IT Serviceprovider der Schweiz hat das Unternehmen das Microsoft Windows 7 First Wave Programm erfolgreich absolviert. Von diesen Erfahrungen könnte Mövenpick umfassend profitieren.