Nachwuchsmangel ist keine Schuld der Politik
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/12
Der Ausländeranteil in der Schweizer Informatik nimmt zu, viele Firmen rekrutieren ihre Informatiker heute im Ausland. Weil es in der Schweiz zu wenig davon hat. Und weil in rezessiver Zeit nach wie vor monatlich viele ausländische Arbeitnehmer in die Schweiz kommen, bläst die SVP zum Angriff: 2‘000 Deutsche pro Monat, das ist zuviel. Selbst Informatik-Manager kommen immer mehr zum Schluss, dass dieser Trend ja nicht auf Jahre hinaus Sinn macht. Aber was tun sie dagegen? Sie beschuldigen die Politik, die nichts unternimmt, dass es mehr Informatiker im Lande gibt.
Wie soll das aber vonstatten gehen? Soll der Bundesrat vorgeben, dass unsere Kinder Informatik statt Geisteswissenschaften studieren sollen? Oder den vielen interessierten Schülerinnen und Schülern eine der wenigen Informatik-Lehrstellen bei einem KMU vermitteln? Oder mit Steuergeldern nachhelfen?
Die Sachlage ist ganz klar – der Ball liegt eindeutig bei der Wirtschaft selber. Die Betriebe müssen Berufsmarketing betreiben, damit sich eine Gymnasiastin oder ein Gymnasiast für ein Informatikstudium entscheidet und nicht befürchtet, nach diesem nach Indien zur Arbeit gehen zu müssen, dorthin, wo die Schweiz die Informatik verschoben hat. Die Betriebe müssen auf 100 Informatiker jährlich 10 neue Informatik-Lehrlinge anstellen und diese zu guten Fachkräften nachziehen. Ganz schweizerisch mit dem bewährten dualen System: zwei Tage Berufsschule mit 1400 Informatik-Lektionen und drei Tage harte Arbeit im Betrieb. So wie das in anderen 360 Berufen geschieht. Und dass die Lehrabsolventen im internationalen Vergleich genial sind, wissen wir seit der WM 2009 auch: Sie sind Weltmeister!
Wollen auch Sie Weltmeister produzieren und anstellen? Dann schaffen Sie genügend Lehrstellen!
Alfred Breu, Fachgruppe Lehr- und Praktikumsbetriebe