Outsourcing im Mittelstand

Beim KMU-Outsourcing gibt es gegenüber dem heute bereits industrialisierten Outsourcing bei mittleren und grossen Unternehmen einige Spezialitäten. Dieser Beitrag skizziert eine Marktsegmentierung und zeigt basierend auf Praxis-Erfahrungen die speziellen Herausforderungen bei KMU-Outsourcingprojekten auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/08

     

Der Markt für KMU-Outsourcing weist einige Spezialitäten auf, die für Anbieter sowie Kunden in die Gestaltung von Sourcingprozessen mit den Phasen, strategische Bewertung, Evaluation, Umsetzung und dem Management der Sourcingbeziehung einbezogen werden müssen. Das Bundesamt für Statistik segmentiert den KMU-Markt wie folgt:


· Kleinstunternehmen mit 0 bis 9 Vollzeitäquivalenten


· Kleinunternehmen mit 10 bis 49 Vollzeitäquivalenten


· Mittelunternehmen mit 50 bis 249 Vollzeitäquivalenten


Die Abbildung zeigt die Marktsegmentierung auf Kunden- und Anbieterseite aufgrund unserer Wahrnehmung aus vielen Marktprojekten auf. Die Liste der aufgeführten Anbieter ist exemplarisch und nicht abschliessend. Die Anbieter haben sich gemäss ihrer Unternehmensstrukturen und ihren Leistungsportfolios auf die Marktsegmente ausgerichtet, wobei die Grenzen nicht so scharf gezogen werden. Ob ein Kunde für einen Anbieter attraktiv ist, hängt von weiteren Aspekten wie zum Beispiel Standort, Einbindung in einen internationalen Konzern oder auch das Marktlabel des Kunden ab.


Im Segment unter 50 Mitarbeiter tummelt sich eine Vielzahl von Anbietern. Hier findet vor allem ein Geschäft mit einem sehr punktellen Leistungsbezug - zum Teil Bodyshopping, Hardwareleasing etc. - seitens der Kunden statt. Wir konzentrieren uns daher auf die Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern. Die Besonderheiten in diesem Marktsegment auf Anbieter- und Kundenseite sind in der Tabelle auf Seite 30 skizziert.



Outsourcingmarkt und Angebote

Wie eine Marktanalyse von MSM Research zeigt, wurden von Schweizer Firmen 2007 insgesamt 2,75 Milliarden Franken für Outsourcingprojekte ausgegeben. Mit einer Zunahme von 6,2 Prozent gegenüber 2006 wuchs das Outsourcing schneller als der gesamte IT-Markt (4,7 Prozent). Wie Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer von MSM Research, erklärt, wird der Markt heute von selektiven Auslagerungen getrieben. Durch das steigende Angebot an selektiven Services hätten auch die KMU das Outsourcing entdeckt.


Wichtigster Treiber ist die Konzentration auf das Kerngeschäft, gefolgt vom Mangel an Fachkräften und einer erhofften Kostenreduktion. Hier liegt aber auch die zweithäufigste Begründung für das Scheitern von Auslagerungsprojekten (19 Prozent). Noch schwerer wiegt mit 23,8 Prozent nur die Diskrepanz der Vorstellungen über Qualität und Kontrolle. Insgesamt werden 29 Prozent der Projekte als ganz oder teilweise gescheitert betrachtet.


Die Marktangebote sind sehr vielfältig. Nachfolgende Leistungen werden aber von den meisten hier aufgeführten Anbietern angeboten. Diese Leistungen führen vom Full Outsourcing – mit und ohne Personalübernahme – bis zum Selektiv Outsourcing mit folgenden Leistungsangeboten:


· Workplace Outsourcing (Arbeitsplatzsysteme und notwendige Infrastruktur)


· ERP-Outsourcing (z.B. Betrieb von ERP-Lösungen wie Abacus, Navision, Oracle, SAP, etc.)


· Collaboration (z.B. Betrieb von Sharepoint, Exchange)


· Rechenzentrumsleistungen (Betrieb der Rechner im RZ des Anbieters)


· Unified Communication (VOIP, Telefonie-Integration)


· Service Desk Leistungen


Die Spezialitäten im Sourcing Phasenmodell

Die Fachgruppe Sourcing von SwissICT setzt sich aus den verschiedenen Stakeholdern des Outsourcingmarktes zusammen und hat sich zum Ziel gesetzt, aktiv zur Transparenz und professionellen Entwicklung des Marktes beizutragen. Als Orientierungsrahmen verwenden wir das Phasenmodell von SwissICT.


Strategy & Opportunity Evaluation


· Keine strategische Bewertung der IT-Wertschöpfungskette und mangelnde Kopplung zur Unternehmensentwicklung


· Keine festgelegten Services und Servicequalitäten, fehlende Vorstellung, was das Business benötigt


· Schwächen in der IT-Vollkostenermittlung


· Hohe, der Führung nicht bekannte Risiken durch bruchstückhafte Business Continuity, fehlende IT-Prozesse und tiefe Personaldecke


· Mangelnde Dokumentation der Anwendungslandschaft, deren Zusammenspiel sowie der Schnittstellen



Evaluation & Selection
· Geringes Wissen, was die heute marktüblichen Sourcing-Angebote,


· Anbieter, -Modelle und Vorgehensmodelle sind.


· Gewachsene, inhomogene IT-Landschaften mit vielen Medienbrüchen


· Mangelhafte Übersicht über Hard- & Softwareinventar


· Mangelndes Lizenzmanagement


· Schwierigkeiten, Businessanforderungen zu erkennen und auf Service Level zu transformieren



Planung und Umsetzung
· Mangelnde Erfahrung in der Umsetzung von Outsourcingprojekten mit den Aspekten Personal, Organisation, Prozesse, Vertragsgestaltung und Betriebswirtschaft


· Mangelnde Kenntnisse von Sourcing Governancemodellen und deren praktikabler Umsetzung


Um diese Spezialitäten und Herausforderungen zu meistern, gibt es jedoch heute bereits viele methodische Werkzeuge, Wissensdatenbanken aber auch spezialisierte Beratungsunternehmen, die die Kunden in solchen Prozessen aktiv begleiten. Details zu diesem Phasenmodell sowie die Servicebeschreibung Workplace Services (Basis für ein Pflichtenheft) lassen sich unter http://www.swissict.ch/phasenmodell.html kostenlos herunterladen.



Jetzt die Chancen nutzen

Outsourcing ist auch im KMU-Markt Realität. Bereits heute besteht ein sehr attraktiver Markt mit vielen interessanten Angeboten und erfahrenen Anbietern. Interessierte KMU müssen sicherstellen, dass sie IT-Businessthemen in die Unternehmensführung einbringen können. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten müssen KMU ihre Möglichkeiten prüfen und Chancen nutzen.




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