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«Kuoni investiert momentan sehr viel Geld»

Kuoni hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt. Davon blieb auch die IT nicht verschont. Über die Änderungen spricht CIO Bojan Jokic im Infoweek-Interview.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/04

     

InfoWeek: Wie ist die Kuoni-IT organisiert?
Bojan Jokic: Wir haben uns in den vergangenen Jahren neu aufgestellt. Wir sind vom Konzept geografisch isolierter Geschäftseinheiten abgekommen und zu einer global vernetzten Organisation geworden. Unsere IT-Leute erfüllen ihre Funktionen und Aufgaben also länderübergreifend. 2007 hat sich Kuoni neu mit den strategischen Geschäftsdivisionen «Style», «Smart» und «Destinations» nach Sparten aufgestellt. Auch die IT wird um diese Bereiche herum organisiert. Wir haben sogenannte Business IT Manager, die jeweils zu einer dieser drei Divisionen gehören. Sie sind die Verbindung zwischen IT und den Divisionen. Sie liefern Services, Projekte sowie Support und kümmern sich um die Basis-IT-Dienste. Darüber hinaus haben wir vernetzte Funktionen, über die einzelnen Bereiche hinaus. Dazu gehören beispielsweise das Projekt-Management, IT-Operationen, Shared Development und Shared Application Support.


Wie viele Leute arbeiten bei Kuoni in der IT?
Wir beschäftigen rund 230 IT-Personen weltweit, davon arbeiten 70 in der Schweiz. Sie sind in Zürich, Bern und Genf stationiert. Die 230 Mitarbeiter teilen sich zu einem Drittel auf die Bereiche Entwicklung, Operations und Support auf.


Benutzen die verschiedenen Divisionen dieselben Systeme? Wie arbeiten sie zusammen?
Wir verfügen über die gleichen Hardware- und Softwarestandards sowie weitgehend auch dieselben Business-Systeme über alle verschiedenen Divisionen hinweg.


Ein IT-Verantwortlicher kann also nicht entscheiden und machen, was er will?
Nein, er ist für die Koordination zwischen der IT und den Geschäftseinheiten zuständig. Die Strategie oder die eingesetzten Applikationen beispielsweise sind weltweit einheitlich. Wir haben ein Komitee, das aus dem Senior Management der Kuoni-IT besteht und 15 Personen umfasst. Es setzt sich aus verschiedenen Management-IT-Positionen zusammen. Wir als Komitee bestimmen die IT-Strategie, die Ziele, Prioritäten, Standards, Architekturen und Applikationen.


Wie funktioniertdie IT in den Agenturen, die Kuoni-Reisen verkaufen, aber nicht zur Kuoni-Gruppe gehören?
Unsere Aufgabe ist es, unsere Services all unseren Kunden, sprich Agenturen und Endkunden, zur Verfügung zu stellen. Wir müssen die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit unserer Sys-teme sicherstellen. Die Infrastruktur der einzelnen Partner ist allerdings deren eigene Sache.


Wie stark ist die Zusammenarbeitzwischen der IT und anderen Business-Abteilungen?
Es ist ein Zusammenspiel, Business ist IT und IT ist Business. Wir verfolgen gemeinsame Ziele und arbeiten zusammen daran, diese zu erreichen.


Was sind Ihre Ansprüche bezüglich der Verfügbarkeit der Systeme?
Eine 24/7-Verfügbarkeit ist heute eine Standardanforderung, insbesondere für alle «Mission-Critical»-Systeme. Wir müssen die Kunden beim ersten Mal von unseren Services überzeugen, von daher kommt gar ein System-ausfall nicht in Frage. Besonders wichtig ist auch die Verfügbarkeit unserer Systeme im Internet. Zudem haben wir in einigen Ländern Call Center, die 24 Stunden geöffnet sind. Auch ihre Systeme sind also «mission critical».


Wo betreiben Sie 24-Stunden-Call-Center?
In Skandinavien betreiben wir eine Airline und müssen natürlich auch 24 Stunden verfügbar sein. In der Schweiz und Skandinavien offerieren wir zudem unseren VIP-Kunden einen 24-Stunden-Support.


Haben Sie eigene Rechenzentren?
Ja. Wir haben zwei kleinere Rechenzentren in Zürich, die von uns selber betrieben werden. Insgesamt haben wir sechs Hauptrechenzentren. Diese befinden sich ausserhalb von London, in Stockholm, Indien (Delhi und Mumbai) und in Paris. Ein weiteres ist in New York. Zudem haben wir kleinere Computerräume in verschiedenen Städten.


Werden diese Rechenzentren alle von Ihnen selber betrieben?
Während wir früher unsere geschäftskritischen Applikationen vor allem selber entwickelt haben, kaufen wir diese heute vermehrt ein. Wenn wir die Applikationen nicht selber entwickeln, sind wir nicht in der Lage, sie auch optimal selber zu betreiben. Gleichzeitig haben wir die IT-Operationen konsolidiert und an externe Partner ausgelagert.


Mit welchen Partnern arbeiten Sie?
Unser Partner dafür ist Mondo Hosting A/S in Dänemark.


Was sind momentan die wichtigsten IT-Themen bei Kuoni?
Man muss sich immer die Frage stellen, wie man mit der IT einen Mehrwert für das Unternehmen selber und die Kunden erarbeiten kann. Alles, was wir machen, muss am Ende einen messbaren Wert generieren, wie beispielsweise optimierte Services, mehr Flexibilität oder verbesserte Angebote. Betrachtet man es also von dieser Perspektive aus, gibt es drei Hauptgebiete, die wir speziell fördern.


Erstens wollen wir uns unseren Kunden annähern. Kuoni-IT steuert hierzu neue Technologien bei. Auch die Art und Weise, wie diese implementiert und zur Verfügung gestellt werden, spielt eine wichtige Rolle. Das Internet ist hierbei zentral. Es ist für uns ein zusätzlicher Verkaufskanal. Im Fokus steht eine vereinfachte Informationsübertragung zwischen den drei Segmenten Agentur, Internet und Telefon.


Zum Zweiten müssen wir die interne Effizienz verbessern. Wenn wir einen schnelleren Zugang zu Informationen haben, können wir unsere Kunden besser beraten. Es braucht also eine Technologie, die die Informationen am richtigen Ort und zur richtigen Zeit verfügbar macht. Zu guter Letzt müssen wir unsere Management-Entscheidungsprozesse verbessern. Wir investieren viel Zeit und Energie, um unsere Business-Intelligence-Fähigkeiten aufzufrischen.


Welche Systeme benutzen Sie dafür?

Wir haben vor kurzem eine Evaluation der eingesetzten Systeme durchgeführt. Kuoni ist in den vergangenen Jahren vor allem durch Akquisitionen gewachsen. Dabei haben wir viele verschiedene Systeme übernommen. Nun versuchen wir, die verschiedenen Systeme zu harmonisieren, auch im Business-Intelligence-Bereich. Bis Ende des zweiten Quartals 2009 wollen wir diesen Prozess abgeschlossen haben und weltweit eine einheitliche Lösung ausgeliefert haben.


Und wie sieht es bezüglich Internet aus?
Im Internetbereich haben wir standardisiert und setzen auf Microsofts MOSS-Plattform. Wir nutzen den Sharepoint Server, um unsere webbasierte Plattform weltweit auszuliefern.


Welche aktuellen IT-Projekte führtKuoni momentan durch?
Ein grösseres IT-Projekt ist momentan die Implementierung einer paneuropäischen Telepresence-Lösung. Dieses Projekt führen wir zusammen mit Orange Business Solutions durch, basierend auf einer Avaya-Technologie. Wir müssen flexibel sein und nicht nur via Internet erreichbar sein. Zudem sollen unsere Leute auch von zu Hause arbeiten können, beispielsweise in Grossbritannien, Skandinavien und Holland. Wir haben vier oder fünf Anbieter geprüft und uns dann für Orange Business Solutions entschieden.


Wieso?
Einer der Hauptgründe ist, dass Orange Business Solutions uns den Einsatz der Telepres-ence-Lösung an einem konkreten Beispiel in den für uns wichtigen Märkten demonstrieren konnte. Es ist sehr wichtig, dass ein Partner demonstrieren kann, dass er die ausgewählte Technologie auch wirklich so implementieren kann, wie man es wünscht.


Können Sie etwas über das IT-Budget verraten? Ist es grösser oder kleiner als2008?
Kuoni investiert momentan sehr viel Geld. Gleichzeitig wollen wir Geld sparen, um es wieder investieren zu können, um dann wieder Geld zu sparen. In absoluten Zahlen ist unser Budget also höher als im vergangenen Jahr. Gleichzeitig versuchen wir aber, dort Geld zu sparen, wo wir können, um dieses dann künftig in Verbesserungen und neue Projekte zu investieren.


In welchen IT-Bereichen können Sie sparen?
Wir können in allen Bereichen sparen. Dabei schauen wir alle Punkte an und untersuchen sie auf Verbesserungsmöglichkeiten. Oftmals geht es dabei um neue Technologien, die das System stabiler machen. So können wir den Wartungsaufwand und den Einsatz von Arbeitskräften reduzieren.


Wie sieht’s bei der Mitarbeiterschulung aus?
Wir verfolgen verschiedene Ansätze. Zum einen haben wir interne Trainings in den unterschiedlichen Ländern, hauptsächlich auf Grund der sprachlichen Vielfalt. Zudem setzen wir auf externe Partner, da wir gewisse Schulungen nicht selber durchführen können. Für die globalen Schulungen haben wir zusammen mit der globalen HR-Abteilung ein gemeinsames Trainings-team. Natürlich benutzen wir für die Schulun-gen auch verschiedene Tools wie E-Learn-ing-Lösungen oder Manuals.


Wie geht die Herstellerzertifizierung vorsich?
Es kommt darauf an, um was es sich handelt. Die Herstellerzertifizierung unterscheidet sich von Land zu Land, je nach Regulierungen, Kultur und Erwartungen. Zudem erfolgt die Zertifizierung meist in Zusammenarbeit mit den lokalen HR-Abteilungen.



Welche Bedeutung haben für Sie folgende Schlagworte?
?Cloud Computing?
Cloud Computing spielt für Kuoni überhaupt keine Rolle, da es dabei vor allem um die Steigerung der Rechenleistung geht. Da wir aber die meisten unserer geschäftskritischen Operationen auslagern, ist es die Aufgabe unserer Outsourcing-Partner, das Power Grid bereitzustellen.


? Green IT/Nachhaltigkeit?
Green IT ist für uns sehr wichtig. Wir wollen unseren Beitrag an die Umwelt leisten und dies nicht nur im IT-Bereich. In der IT haben wir unseren Karbon-Footprint in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 30 Prozent reduziert. Auch die Konsolidierung und die Reduktion unserer IT-Infrastruktur werden von Green-IT-Überlegungen angetrieben. Wir haben die Zahl der Server von 800 auf unter 300 gesenkt. So können wir Strom sparen, aber auch die Kühlungskosten reduzieren, was einen kleineren CO2-Footprint mit sich bringt. In einigen Ländern konnten wir diesen um mehr als 50 Prozent verringern. Zudem haben wir alle unsere CRT-Displays durch Flachbildschirme ersetzt, die weniger Energie verbrauchen.


? Software as a Service (Saas)?
Ein typisches Beispiel für Saas ist etwas wie Salesforce.com. Es gibt aber auch ähnliche Applikationen, die zwar nicht als Saas gekennzeichnet sind, aber nach demselben Modell arbeiten. Wenn Sie das gelten lassen, dann setzen wir stark auf Saas, vor allem für unser Finanzsystem, das CRM-System und die Webplattform. Unsere CRM-Plattform wie auch unser Finanzsystem basieren auf Microsoft Dynamics, während unsere Webplattform wie bereits gesagt auf Microsoft MOSS aufbaut.



Kuoni-IT in kürze

· 230 Mitarbeiter weltweit, davon 70 in der Schweiz


· IT ist länderübergreifend organisiert


· 6 grosse Rechenzentren weltweit


· IT-Budget höher als 2008


· Vermehrt Einkauf geschäftskritischer Applikationen


· Momentan Implementierung einer paneuropäischen Telepresence-Lösung von Avaya

(abr)


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