Auf den Computern zu Hause und im Büro ist Windows die erste Wahl. Konkurrenz gibt es eigentlich nur von zwei anderen Betriebssystemen, dem Mac OS von Apple und den verschiedenen Linux-Distributionen. Das freut Microsoft. Und die Software-Entwickler: Sie müssen, um alle Nutzer zu erreichen, ihre Applikationen nur für drei unterschiedliche Systeme bauen, also nur drei Versionen anfertigen. Gut, seien wir ehrlich, im Prinzip reicht auch schon eine Windows-Version für genügend Kundschaft, zu dominant ist Microsoft.
Viel weniger zu lachen haben aber Entwickler, die Software für Smartphones entwickeln. Einerseits freuen sie sich, sie sind gefragte Leute. Es stellen sich aber sofort folgende Fragen: Für welche Geräte will ich meine Software bauen? Womit arbeiten meine Kunden? Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Erreiche ich genügend Zielpublikum? Das Problem ist nämlich: Es gibt nicht nur Windows und zwei andere Betriebssysteme mit kleinen Marktanteilen. Aktuell sind mindestens sieben konkurrenzierende Smartphone-Plattformen auf dem Markt.
Auch für IT-Entscheider und Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen ist dieser Umstand keine einfache Situation, denn die mobile und fixe Welt verschmelzen immer mehr. Wie sollen sie die vielen unterschiedlichen Geräte sicher in die Geschäftsumgebung integrieren? Bietet die eingesetzte Synchronisations- oder Verwaltungssoftware Unterstützung für die neuen Wunsch-Smartphones oder muss man die ersetzen? Fragen über Fragen.
Schön wäre es also, wenn sich die Reihen ein bisschen lichten würden. Das wird auch so kommen, zumindest wenn man den Marktforschern von Gartner Glauben schenkt. Bis 2015 werden laut ihnen nur noch drei Handy-Betriebssysteme am Leben sein. Welche das sein werden? Gartner gibt darauf keine eindeutige Antwort. Auch ich habe sie nicht. Aber weniger ist mehr: Eine Konsolidierung der Smartphone-Betriebssystemen ist ein Muss. Beste Karten in der Hand, auch in fünf Jahren noch da zu sein, hat Nokia beziehungsweise Symbian. Fast auf jedem zweiten verkauften Gerät läuft laut den Marktforschern von Canalys aktuell ein Symbian OS. Allerdings hinkt man hier mit der Entwicklung etwas hinterher, Symbian-Smartphones mit Touchscreen beispielsweise sind noch Mangelware. Windows Mobile hat deutlich weniger Marktanteil und liegt punkto Entwicklung auch hinter der Konkurrenz zurück. Die heisst Apple und RIM. Die iPhones und Blackberrys sind derzeit das Mass aller Dinge im Smartphone-Markt. Apple und RIM haben aber ein Problem: Ihre Betriebssysteme sind nur auf den eigenen Geräten zu finden, was bisher grössere Marktanteile verhindert. Das gute Image ihrer Mobiltelefone macht dieses Manko jedoch wett. Und dann wäre da noch Googles offenes OS Android, um das es am Mobile World Congress in Barcelona letzte Woche (mehr dazu auf den Seiten 34/35) erstaunlich still war. Keine Chance wird vermutlich Palm haben, das im Januar mit WebOS den wohl letzten Rettungsballon gestartet hat.
Neue Geräte spriessen wie Pilze aus dem Boden.Anlässlich des Mobile World Congress haben die Hersteller wieder ein regelrechtes Produktefeuerwerk gezündet. Aufgefallen ist, dass meistens Windows Mobile zum Einsatz kam. Das wird Steve Ballmer, der höchstpersönlich nach Barcelona reiste, gefreut haben. Bleibt nur zu hoffen, dass wir am Ende nicht wieder einen von Microsoft dominierten Markt haben werden, denn ein bisschen Konkurrenz braucht es schon. Sie belebt das Geschäft.
(mv)