Mailand ist nah für Schweizer Adobe-Anwender

Unter den 1300 Teilnehmern der Adobe-Konferenz Max 2009 Europe waren zahlreiche Eidgenossen. InfoWeek hat sich mit Besuchern von acht Schweizer Firmen unterhalten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/01

     

Anfang Dezember veranstaltete Adobe Systems in Mailand zum zweiten Mal die europäische Ausgabe der Hauskonferenz Max. Zwei Wochen davor war die US-Max in San Francisco mit praktisch identischem Inhalt über die Bühne gegangen – sämtliche Ankündigungen waren damit längst bekannt, als am Morgen des ersten Dezember der Startschuss zur Max 2008 Europe fiel. Trotzdem zog die europäische Max über 1300 Teilnehmer an, rund drei Dutzend davon aus der Schweiz. Auch InfoWeek war vor Ort und hat Konferenzbesucher von acht Schweizer Firmen zu ihrem Einsatz von Adobe-Technologien und zu ihrer Teilnahme an der Max befragt.



«Unsere Kernkompetenz liegt beim PDF-Format und bei den Adobe-Livecycle-Technologien», beschreibt Aijla-Mitgründer Daniel Stöckli das Tätigkeitsfeld seiner Firma. «Wir arbeiten aber auch mit Flex, hier gibt es an der Max ja viele Berührungspunkte. Zur Zeit beschäftigt uns die Frage AJAX versus Flex, wenn es um den Bau interaktiver Applikationen geht – mit Flex ist man schneller und kann dem Anwender rasch etwas Attraktives bieten.» Laut Stöckli ist eine attraktive Oberfläche heute auch für Business-Anwendungen ein Verkaufs-argument: «Wenn die Kunden so etwas sehen, sind sie begeistert, und der Auftrag kommt.» Von der Konferenz erwarten Stöckli und Bieri «Best Practices und Detail-Know-how: Wir haben natürlich auch gelegentlich Probleme, zu denen man im Internet und in Büchern nicht alle Lösungen findet.»



Die Basler Bluesun AG beschäftigt sich mit Werbung, Internet und Neuen Medien und hat ein CMS auf Coldfusion-Basis entwickelt. Chief Software Architect Romeo Rüsch begründet seine Max-Teilnahme so: «Wir wollen die Möglichkeiten der Adobe-Technologien ausloten. Wir sind dabei eher defensiv und rennen nicht jedem neuen Trend nach. Dies entspricht den Bedürfnissen unserer Kunden aus der Pharma- und Speditionsbranche – sie brauchen Anwendungen, die in erster Linie stabil laufen.» Mit Coldfusion hat Rüsch in dieser Hinsicht gute Erfahrungen gemacht. «Das ist eine bewährte Technologie, die relativ kostengünstige Lösungen erlaubt.» Das an der Max stark propagierte Flex sieht Rüsch eher nüchtern: «Flex ist bisher kein Thema, bei grösseren Datenmengen wie 100’000 Records funktioniert es überhaupt nicht zufriedenstellend – unsere Business-Kunden wollen nicht eine viertel Minute warten, bis sich die Inhalte aufgebaut haben.» Auch für Rüsch sind hochinteraktive Ober­flächen jedoch im Kommen: «Wir warten ganz einfach noch den richtigen Moment ab.»



Die Technology-Innovation-Sparte der BSG kümmet sich laut Simon Stahl um Projekte im Finanzbereich und nutzt dabei seit kurzem die Livecycle Enterprise Suite von Adobe: «Live­cycle ist genau auf unser aktuelles Problem zugeschnitten. Es geht um Dokumente, die zweimal überprüft, signiert und dann weitergefaxt werden müssen.» Weil Stahl mit Life­cycle und Flex gerade die ersten Erfahrungen macht, «hat es sich angeboten, die Max zu besuchen. Hier sehe ich, was man mit den Technologien anstellen kann und lerne auch andere Leute kennen, die sie einsetzen.» Networking sei in der Masse allerdings schwierig. «Man geht ein wenig unter, wenn man allein herumläuft.» Die Teilnahme hat sich für Stahl aber gelohnt: «Es gibt sehr viele interessante Sessions. Ich belege vor allem Themen, die mich konkret angehen – ich schaue darauf, dass ich das Gelernte nachher auch in der Praxis einsetzen kann.»



Der Geschäftsführer des Coldfusion-Hosting-Anbieters Centinated GmbH ist in der Szene bestens bekannt, zum Beispiel als Manager der Schweizer Coldfusion User Group. «Ich war bereits an der Max in San Francisco. Hier in Mailand geht es mir darum, Kunden und User-Group-Mitglieder aus der Schweiz zu treffen.» Inhaltlich biete die Europa-Ausgabe der Max wenig Neues. «Die Keynote war Wort für Wort praktisch identisch, nur dass hier andere Sprecher auftreten. Unter den Ankündigungen interessiert mich natürlich vor allem die neue Coldfusion-Entwicklungsumgebung Bolt, aber auch der neue Flex Builder und der Flex Catalyst.» Aeberli besucht auch in Mailand diverse Sessions, zum Teil mit Themen ausserhalb seines angestammten Bereichs «für die ich im Arbeitsalltag keine Zeit habe». Seine Erwartungen sieht Aeberli grösstenteils erfüllt: «Die Sessions sind gut, obwohl die Titel manchmal mehr versprechen als dann gehalten wird – so kommt ein ‹Deep Dive› halt manchmal eher als Schnorchelgang daher.»



Bei der kleinen Zürcher Webagentur Codama kommen in erster Linie die Programme der Creative Suite zum Einsatz – Photoshop, Flash, Dreamweaver. Flex ist laut Marc Rinderknecht bisher kein grosses Thema: «Das konventionelle Webdesign gibt uns genug zu tun.» Unter den Projekten, die an der Keynote vorgestellt wurden, hat ihn eine Flex-Lösung besonders beeindruckt, die den Fahrer aufgrund von Daten aus dem Bordcomputer eines Fiat-Personenwagens zum ökologisch korrekten Fahrstil erziehen soll. «Solche Projekte übersteigen leider die Kapazität einer Zwei-Mann-Agentur, da sind mehr Personen involviert. Wir können aber trotzdem einiges an Anregung und Inspiration mitnehmen und auf unsere Projektgrösse hin anpassen.»



Markus Pfeisinger arbeitet bei der Crealogix AG als Senior Flash Developer und kennt sich seit sieben Jahren mit der Technologie aus. «Ich setze bei der Übernahme der Gestaltung aus Illustrator und Photoshop an und entwickle dann vor allem in Eclipse die eigentliche Applikation.» In diesem Zusammenhang ist für Pfeisinger das neue Tool Flash Catalyst interessant, das an der Max als Betaversion verteilt wurde: «Catalyst ist die Brücke zwischen De­signern und Programmierern, die seit sieben Jahren gefehlt hat. Die ersten Schnittstellen gab es zwar schon in der CS1, aber jetzt wird die Verbindung erst richtig professionell.» Beeindruckt ist Pfeisinger vom P2P-Videostreaming via Flash-Player, das an der Keynote gezeigt wurde: «Das hat mich fast umgehauen, man kann so mit sehr kleinem Aufwand ohne Server qualitativ hochwertige Bilder streamen.» Ein wichtiger Anlass für die Konferenzteilnahme ist für Pfeisinger «Kollegen zu treffen, die ich bisher nur online gekannt habe. Auch der Kontakt zu Adobe ist wichtig, man kommt wirklich an die Leute heran.»



Daniel Bleisch schwärmt für Coldfusion: «Wir setzen es seit acht Jahren ein. Mit der Zeit hat sich Coldfusion ja stark in Richtung Java ent­wickelt, das ergibt für uns ein neues Aktivitätsfeld – mit der bestehenden Lösung ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten, wir sind nicht auf einer Schiene festgefahren.» Dementsprechend zeigt sich Daniel Bleisch sehr interessiert an der kommenden Cold­fusion-Version 9 mit Support für ORM und das Java-Frame­work Hibernate. «Ich besuche deshalb vor allem die spezifischen Coldfusion-Sessions, die mir bei Detailproblemen helfen.» Auch die Begegnung mit anderen Anwendern kommt Bleisch gelegen: «Schauen, was an der Front läuft, was andere mit den Produkten anfangen, sich austauschen und auch die Möglichkeit, Feedback an den Hersteller zu geben. Das läuft sehr gut, ich habe hier schon einige interessante Kontakte geknüpft.»



Vertical Vision ist auf Rich Internet Applications spezialisiert. «Wir arbeiten mit Flex, und für die Serverseite entwickeln wir mit Java», stellt Emanuel Zgraggen fest. Ausgefeilte Oberflächen sind laut Zgraggen «je länger desto mehr ein Kundenwunsch. Man kommt weg vom Standard-HTML und geht in Richtung Event-basierte Applikationen. Wir haben viele Projekte, bei denen Usability eine Hauptrolle spielt.» Beim Mailänder Konfernzbesuch spielt das Networking für Zgraggen nur eine geringe Rolle. «Mir geht es um das Wissen. Man kann sich hier drei Tage lang intensiv mit den Technologien auseinandersetzen, wozu man sonst weniger Gelegenheit hat.» Für seinen Kollegen Dario Giancola ist die Max «eine gute Gelegenheit, neue Impulse zu sammeln und ein Auge auf neue Technologien zu werfen». Unter den Keynote-Verlautbarungen liess die Vertical-Entwickler vor allem eines aufhorchen: «Interessant war die Aussicht, dass der volle Flash Player 10 aufs Handy kommt.»





(ubi)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER