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Der Weg in die Schweizer Cloud

Seit Unternehmen sich der wachsenden Bedeutung von Daten bewusst sind, spielt die Cloud-Strategie eine zentrale Rolle. Sie ist ein wichtiger Treiber für Innovation und sichert die Wertschöpfung. Wie sehen heute die Trends im Cloud Computing aus und welche Anbieter unterstützen auf der Journey to the Cloud?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/06

     

Die letzten zwei Jahre haben eine neue Realität geschaffen: Noch nie war es für Unternehmen so erfolgskritisch, rasch auf Veränderungen reagieren zu können. Während sich vor der Pandemie der IT-Fokus vor allem auf Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen richtete, galt es plötzlich, neue Arbeitsformen zu ermöglichen, das digitale Nutzererlebnis ins Zentrum zu stellen und einen hochverfügbaren Betrieb aufrechtzuerhalten. Alles vor dem Hintergrund, mit den bereits raren ICT-Fachkräften die zahlreichen Initiativen zu bewerkstelligen. Die neue Normalität in der Arbeitswelt sowie die Anforderungen des Marktes haben Einfluss auf die strategischen Prioritäten vieler Unternehmen. Was bedeutet das für den Cloud-Markt?

Der Schweizer Cloud-Markt heute

Schweizer Unternehmen haben ihre Digitalisierung und Cloudifizierung beschleunigt. Das trifft auch auf stark regulierte Branchen mit besonders schützenswerten Daten zu. Kürzlich hat beispielsweise der Kanton Zürich angekündigt, Microsoft 365 aus der Cloud zu beziehen und damit die bestehenden On-Premises-Dienste schrittweise abzulösen. Die Kundenliste der Hyperscaler deckt inzwischen auch den Finanzsektor und Pharmaunternehmen ab und die Bundeskanzlei arbeitet seit März 2022 an den Verträgen, um Public-Cloud-Services von den fünf evaluierten Anbietern zu beziehen.


In der Schweiz belaufen sich die Cloud-Ausgaben gemäss Schätzungen von MSM Research für das Jahr 2021 bereits auf 4,93 Milliarden Franken. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen nutzen noch gar keine Cloud Services, so die Swiss-IT-Studie 2022. Die Cloudifizierung ist auch bei Data-Center-Anbietern deutlich spürbar. Roger Süess, CEO von Green, erklärt: «Die grosse Nachfrage nach Cloud-Lösungen und die vermehrte Auslagerung von firmeneigenen Rechenzentren treibt das Wachstum.» Dies führte im Fall von Green zu einer Verdoppelung der Leistungskapazität in den letzten drei Jahren.

Treiber des Cloud-Booms

Unternehmen haben den Wert der Ressource Daten erkannt und verfolgen ihre Digitalstrategie konsequent über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Sie rückt Daten und Kunden ins Zentrum und treibt die Innovation voran. Die Voraussetzungen dafür schafft die Cloud. Sie befeuert die Innovationsgeschwindigkeit und -frequenz und spielt deshalb eine zentrale Rolle dabei, wie erfolgreich Unternehmen sind. So sorgt die Cloud etwa für ein schnelles, elastisches Bereitstellen von Services und damit für die rasche Erschliessung neuer Märkte sowie für ein überzeugendes Nutzererlebnis an allen Kontaktpunkten. Zudem dient die Cloud als Katalysator und Business Enabler für neue Technologien wie KI. Diese lassen sich über Marktplätze der Public-Cloud-Anbieter leicht einbinden. Ebenso überzeugt das Kostenmodell: Der Wechsel von einem Capex-lastigen Eigenbetrieb mit hohen Investitionsausgaben hin zu planbaren monatlichen Kosten (Opex) senkt den Investitionsaufwand. Das wiederum steht in Einklang mit immer mehr IT-Strategien, die den Betrieb und Unterhalt von IT-Infrastrukturen nicht mehr in der eigenen Organisation sehen. Auch dafür ist die Cloud mit ihrem As-a-Service-Ansatz die richtige Wahl.

Cloud first? Nein, Strategie first

So unterschiedlich die Erwartungen an die Cloud sind, so verschieden sind auch die Workloads, die migriert werden sollen. Und genauso unterschiedlich sind Unternehmen im Bereich der Organisation aufgestellt: Oft sind Entwicklung und Operations noch getrennt und die agile Software-Entwicklung nicht übergreifend eingeführt. Legacy-Systeme benötigen weiterhin aktiven Support und sind häufig nicht sinnvoll migrierbar. Obwohl praktisch jedes Unternehmen Cloud-Erfahrung hat, sind viele Fragen offen. Jan Seffinga, Head Cloud Business bei Deloitte, fasst zusammen: «Wichtig ist, dass Unternehmen davon wegkommen, die Cloud nur aus der technischen Perspektive zu betrachten.» Vielmehr müsse es darum gehen, Cloud-Vision und -Strategie zu definieren und sämtliche Stakeholder einzubeziehen. Die Cloud ist eine strategische Initiative, deren Umsetzung am besten in Etappen gelingt.

Die erfolgreiche Cloud Journey

Wie sieht eine erfolgreiche, etappierte Umsetzung aus? Meist sammeln Unternehmen erste Erfahrungen in der Public Cloud, gleichzeitig bauen sie Private-Cloud-Umgebungen aus. Nach den ersten Migrationen und Learnings weiten sie die Nutzung aus, Colocation-Services ersetzen firmeneigene Datacenter und die Anwendungslandschaft verändert sich hin zu mehr Cloud-nativen Microservices, so ein gängiges Szenario. Dadurch bleibt Zeit, den Wandel in der Organisation umzusetzen. Das heisst beispielsweise, die nötigen Skills im Unternehmen aufzubauen, die Ziel­erreichung zu messen, die Verbindung zwischen Business und IT zu stärken und ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Zudem erlaubt dieses Vorgehen die Priorisierung der nächsten Schritte. Denn wichtig ist: Jede technologische Innovation muss im Betrieb gemeistert und verwaltet werden. Grosse Transformationsschritte sollten aus­serdem möglichst industrialisiert erfolgen. Das braucht Ressourcen.

Welche Rollen spielen Partner und Cloud-Anbieter?

Diesen etappierten Fahrplan unterstützen die Cloud-Anbieter, Integratoren und Consultants. Sie helfen bei der Cloud-Strategiefindung, übernehmen Migrationsaufgaben und stellen Cloud Services in unterschiedlichen Betriebs- und Servicemodellen bereit. Das Netzwerk an Cloud-Anbietern ist in der Schweiz dicht und sehr gut entwickelt, wie die Marktübersicht in der Print-Ausgabe zeigt.

Schweizer Cloud-Anbieter kennen den lokalen Markt und die Kundenbedürfnisse genau. Wählen kann der Kunde zudem, ob er ergänzende Lösungen und Unterstützung benötigt. IT-Anbieter etwa stellen nicht primär nur IaaS-, PaaS- oder SaaS-Instanzen bereit. Sondern sie bieten Unterstützung bereits bei der Projektentwicklung, bringen branchenspezifisches Wissen mit und bieten einen umfassenden Katalog an Managed Services. Ihr hybrides Cloud-Angebot ist meist verzahnt mit einem oder mehreren Public-Cloud-Anbietern. Etabliert haben sich auch Anbieter in Nischen: So etwa mit SaaS-Angeboten oder Schweizer IaaS- oder PaaS-Lösungen.


Die grossen Hyperscaler ihrerseits bringen mit gigantischen Investitionen in die Technologie und Security ein standardisiertes Angebot auf den Markt. Es ist weltweit verfügbar und bietet einen Marktplatz mit Lösungen für alle erdenklichen Anwendungsfälle. Geschwindigkeit und Innovationstempo sind unerreicht hoch.

Neben diesen Kriterien zeigen sich bei den Cloud-Anbietern auch Unterschiede, zum Beispiel bei den Zertifizierungen und Audits. Decken diese die gängigen Anforderungen ab? Oder auch spezifische, wie sie in stark regulierten Branchen erforderlich sind? Fragen sollten sich IT-Verantwortliche zudem, inwieweit sie Flexibilität bei der Vertragslaufzeit benötigen und die Qualität des Datenstandorts – sprich eine erstklassige Datacenter-Infrastruktur – bestimmen können.

Beides – lokale wie auch Hyperscale-Lösungen – sind in der Schweiz verfügbar. Das zeichnet das Cloud-Land Schweiz aus.

Die Hybrid Cloud ist Realität, der Datenstandort entscheidet mit

Das hybride Cloud-Architekturmodell hat sich durchgesetzt. Die europäische IDC-Studie zeigt auf, dass bereits 81 Prozent der Unternehmen auf eine hybride Cloud-Architektur aufbauen. Sie kombiniert Public und Private Cloud mit eigenen Infrastrukturen – meist aber mit den Colocation-Angeboten der Datacenter-Provider. Aktuell liegt der Anteil der Firmen, die ausschliesslich die Public Cloud einsetzen, bei 1 Prozent, doch der Anteil im hybriden Mix steigt.

Inzwischen sind die führenden Hyperscaler, namentlich AWS, Google und Microsoft, in der Schweiz präsent. Sie haben seit 2019 intensiv in den Aufbau ihrer Schweizer Cloud-Regionen investiert und Kunden gewonnen.


Einen Schweizer Datenstandort bieten zu können, bleibt ein wichtiges Kriterium bei der Anbieterwahl. Die Swiss-IT-Studie 2022 zeigt auf, dass die hohe Sicherheit der Rechenzentren und der Datenschutz für 70,1 Prozent der Unternehmen ausschlaggebend sind. Der Schweizer Datenstandort spielt für 59,4 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle. Gute Aussichten also für alle Anbieter mit Datenstandorten in der Schweiz. Sie werden vom Cloud-Boom profitieren.

Die Qualitätsmerkmale der Clouds

In Kundenprojekten wird klar, dass die Definitionen und Begrifflichkeiten entlang der verschiedenen Betriebs- und Servicemodelle der Cloud mehr und mehr in den Hintergrund treten. Für die Cloud-Beschaffung sind je nach Anwendungsfall vor allem folgende Qualitätsmerkmale wichtig:

- Sicherheit und Verfügbarkeit
- Datenstandort
- Elastizität
- Kosten- und Finanzierungsmodelle
- Managed-Service-Optionen
- Innovationsgrad
- Interoperabilität
- Service Level Agreements
- Compliance mit regulatorischen oder internen Vorgaben
- Nachhaltigkeit


Dies immer mit dem Endziel, die bestehende IT-Infrastruktur abzulösen und den IT-Betrieb weitgehend zu standardisieren und automatisieren sowie für die künftigen Anforderungen flexibel zu gestalten. Dafür gibt es nicht die eine Cloud, sondern eine enge Verzahnung unterschiedlicher Cloud-Technologien und -Architekturen mit dem Colocation-Angebot der hiesigen Data-Center-Provider – das zeigen auch die Trends.

Für den Schweizer Cloud-Markt können aktuell drei wesentliche Trends verortet werden:

Ausblick 1: Cloud-smart statt Cloud-first

Erste Unternehmen gehen dazu über, ihre Strategie als Cloud-smart-Ansatz zu definieren. Dies nachdem in den letzten Jahren vor allem die rasche Cloud-Einführung und die Modernisierung von Legacy-Systemen im Fokus der Unternehmen stand. Cloud-smart dagegen sieht die Cloud-Adoption im Einklang mit den Unternehmenszielen und Business-Modellen und wägt sorgfältig ab. Gartner geht davon aus, dass bis 2023 mehr als 60 Prozent der Unternehmen, die eine Cloud-first-Strategie eingeführt haben, diese durch eine Cloud-smart-Strategie ersetzen. Denn nicht alle Anwendungsfälle sind ausschliesslich für die Public Cloud geeignet. Mit dem Cloud-smart-Ansatz wird der Bedarf an Geschwindigkeit, Agilität und Innovationsgrad in Relation zur Kosteneffizienz ganzheitlich analysiert und mit den Unternehmenszielen abgeglichen.


Und wie sieht Cloud-smart konkret aus? Unternehmen suchen den Ausstieg aus bisherigen On-Premises-Betriebsmodellen. Managed-Plattformen, die sie als dedizierte Plattformen (Private Clouds), verwaltet durch einen externen IT-Partner, definieren, werden in einem ausbalancierten Ansatz mit Public Clouds kombiniert. Da Hardware-Hersteller ihre Angebote in Bezug auf Leistung, Platzbedarf und Energieeffizienz stark optimiert haben, gewinnen Managed-Plattformen an Bedeutung. Der CIO eines führenden Technologie- und Industriebetriebs mit globaler IT formuliert es so: «Managed-Platform-Services ermöglichen es uns, geschäftskritische Anwendungen mit maximaler Stabilität und Sicherheit in die Private Cloud zu bringen. Sie sind für uns von zentraler Bedeutung auf unserem Weg in die Cloud, um die Transformation voranzutreiben.» Cloud-smart bedeutet also, die Unternehmensziele effizient zu unterstützen.

Ausblick 2: Nachhaltigkeit wird entscheidend

Unternehmen werden immer mehr darlegen müssen, wie sie globale Klimaziele unterstützen. Die EU hat ihren Aktionsplan (Green Deal) bereits veröffentlicht. Er enthält die Forderung, dass Rechenzentren und Telekommunikationsnetze bis im Jahr 2030 klimaneutral sein sollen. Für Unternehmen bedeutet das gleich zwei Herausforderungen: Einerseits ist die Energieeffizienz in ihren firmeneigenen Rechenzentren kaum zu verbessern. Ein Eingriff käme einer Operation am offenen Herzen gleich. Andererseits ist ein Umbau wirtschaftlich nicht vertretbar. Es fragt sich also: Welche Cloud-Anbieter unterstützen die Erreichung der Klimaziele und welcher Data-Center-Provider bietet einen energieeffizienten Betrieb aus nachhaltigen Energiequellen an? Wer trägt zur Nutzung der Ressourcen – etwa durch Abwärmenutzung – bei und optimiert laufend auf allen Ebenen? Unternehmen kommen also nicht umhin, sich bei der Partnerwahl im Detail darüber zu informieren, wer sie bei der Erreichung ihrer Klimaziele unterstützen kann.

Ausblick 3: Business Ecosystems nutzen

Die Transformation stellt Unternehmen vor unterschiedliche Herausforderungen. Im Durchschnitt sind heute acht IT-Professionals pro Unternehmen vakant, der Fachkräftemangel steigt von Jahr zu Jahr. Gleichzeitig fordert die Transformation ganz unterschiedliche Fähigkeiten. Ein Anbieter alleine wird diese kaum mehr abdecken können. Die Spezialisierung in den Berufsfeldern nimmt laufend zu. Umso mehr entscheiden Partnerschaften über den Erfolg der Cloud-Initiativen. In neutralen Business Ecosystems finden IT- und Technologie-Anbieter aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, um gemeinsam Services bereitzustellen. Mit hoher Kompetenz und Expertise und mit Fokus auf das gemeinsam formulierte Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden unterstützen sie Cloud-Initiativen gezielt. Solche Business Ecosystems existieren bereits. Sie gewinnen weiter an Einfluss und Bedeutung.


Unternehmen sichern mit ihren digitalen Initiativen ihren langfristigen Erfolg. Erfolgreich zu sein bedeutet, die Daten und die Kundenbeziehung ins Zentrum zu rücken und auf die richtige Partnerschaft zu setzen. Eine gut durchdachte Cloud-Strategie und eine etappierte Umsetzung führen zum Ziel. Die richtigen Partner finden Unternehmen, wo führende Hyperscaler, lokale Cloud-Anbieter, Data-Center-Provider, Integratoren und Consultants zusammenkommen: im Cloud-Land Schweiz.

Der Autor

Marco Stadler, Mitglied der Geschäftsleitung und CSO von Green, verantwortet bei Green das Datacenter- und Lösungsgeschäft und begleitet Unternehmen auf ihrer Cloud Journey. Mit einem umfassenden Ecosystem, bestehend aus Cloud-Anbietern, Technologiepartnern und Integratoren, unterstützt Green einen ganzheitlichen Ansatz. Für die Ablösung firmeneigener IT-Infrastrukturen bietet Green Unternehmen an vier Standorten leistungsfähige und nachhaltige Rechenzentren sowie ein umfassendes Angebot an Cloud Services, Plattformen und Vernetzungslösungen.


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