ETH-Spin-off auf Eroberungstour
Quelle: Crowd

ETH-Spin-off auf Eroberungstour

Mit der App Crowd lanciert das Schweizer Start-up Gimalon eine Plattform für die Freizeitgestaltung, welche mitunter Whatsapp konkurrieren soll.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/12

     

Wer kennt das Problem nicht: Aus einer einfachen Verabredung zum Feierabendbier mit Freunden werden ellenlange Diskussionen, weil jeder sich in einem anderen Lokal oder zu einem anderen Zeitpunkt treffen möchte. «Freizeitgestaltung ist ein schwieriges Thema. Manchmal weiss ich, ich möchte was am Freitagabend machen, weiss aber nicht mit wem. Und manchmal weiss ich, ich möchte mit den Kollegen etwas machen weiss aber nicht wann und wo», erklärt Manuel Lang, als er sich zusammen mit Crowd-Mitgründer Simon Heinzle zum Gespräch mit «Swiss IT Magazine» trifft.
Aus diesem Problem heraus entstand die Idee der beiden ETH-Absolventen, einen digitalen Assistenten für die Hosentasche zu entwickeln, der, durch die Integration einer Veranstaltungsagenda, eines persönlichen Kalenders, eines Messengers und einem geschickten Algorithmus im Hintergrund bei der Freizeitplanung hilft.

Der angezeigte Inhalt von Crowd (www.crowd.im) ist auf den jeweiligen Nutzer abgestimmt. So bezieht die App Informationen aus dem Kalender und erkennt anhand der Uhrzeit und dem Datum, ob der User einen Businesslunch oder ein Partywochenende mit Freunden planen möchte. Darüber hinaus weiss Crowd von den Vorlieben des Nutzers und dessen Freunden und schlägt dementsprechende Locations oder Veranstaltungen vor. Damit soll das Hin- und Herswitchen zwischen einzelnen Smartphone-Programmen wie dem Kalender, der Messaging-App und dem Web-Browser entfallen.

Ausgezeichnetes Start-up

Das Konzept der Crowd-App kommt gut an. So wurden Simon Heinzle und Manuel Lang für die App mit dem Swisscom Start-up Challenge Award 2015 ausgezeichnet und durften ins Silicon Valley reisen. Ein sehr lehrreicher Trip für die beiden Jungunternehmer: «Im Silicon Valley konnten wir mit vielen Start-ups reden, die entweder ihre Firma schon verkauft haben oder bei einer grösseren Firma wie beispielsweise Facebook arbeiten.» Der Verkauf von Crowd stehe aber momentan noch nicht zur Debatte.
Der Trip nach Kalifornien bekräftigte die beiden Jungunternehmer in ihrem Vorhaben, einen eigenen Ableger im Silicon Valley zu eröffnen. «Jede Social-Media-App braucht nach unserer Ansicht ein Büro im Silicon Valley», ist Simon Heinzle überzeugt. Vor allem im Bereich Marketing können europäische Start-ups vom Silicon Valley profitieren. Ein sehr kostspieliges Unterfangen, wie die Jungunternehmer erfahren mussten. «Wir mussten feststellen, dass das Silicon Valley ein sehr teurer Standort ist. Wir sprechen dabei von 50 Prozent mehr Kosten als in Zürich», so Manuel Lang.
Bevor das Start-up den Schritt ins Silicon Valley wagt, steht aber vorerst das Wachstum der Firma im Vordergrund. Dank einem Investment von Swisscom konnte das Crowd-Team in den letzten Wochen und Monaten stets vergrössert werden. Ein wichtiger Faktor für das Start-up, wie Simon Heinzle meint: «Am Anfang waren wir zu zweit und arbeiteten mit zwei Teilzeitangestellten zusammen. Dies bedeutete für uns, dass wir beide für fast alles zuständig waren und die Tasks nicht klar aufteilen konnten. Inzwischen sind wir acht Personen.» Jeder Mitarbeiter sei nun für eine bestimmte Aufgabe zuständig. Manuel Lang etwa ist jetzt ausschliesslich als CTO für die ganze Entwicklung verantwortlich und Simon Heinzle koordiniert als CEO das Marketing und die Designteams.

Ehrgeizige Ziele

Die Android- und iOS-App, welche im Moment nur in einer Testversion verfügbar ist, soll im ersten Halbjahr 2016 offiziell gelauncht werden. Da die App neben den Planungsfunktionen auch einen voll ausgestatteten Messenger bietet, gelten für die Crowd-Gründer auch Whatsapp und Co. als grosse Widersacher. Simon Heinzle erklärt: «Heutzutage werden die meisten Verabredungen über Whatsapp oder vergleichbare Apps geplant. Deshalb sehen wir in den führenden Messaging-Providern unsere Hauptkonkurrenten.»
Um den führenden Messenger-Apps die Stirn zu bieten zu können, muss aber zuerst der Bekanntheitsgrad von Crowd gesteigert werden. Das ehrgeizige Ziel der Jungunternehmer ist eine Million Nutzer für ihre App zu begeistern. «Um diese Nutzerbasis zu erreichen, ist es sehr wichtig, dass Crowd schnell viele User überzeugen kann, die dann wiederum die App weiterempfehlen», so Simon Heinzle.

Vorerst soll sich die App auf Zürich und weitere Schweizer Ballungsräume konzentrieren. Danach will das ETH-Spin-off die Welt erobern. «Wir gehen davon aus, dass wenn die App in der Schweiz funktioniert, sie auch in anderen europäischen Ländern sowie im angelsächsischen Raum funktioniert. Später stehen dann auch Städte wie New York, Los Angeles oder San Francisco auf unserer Liste», so Manuel Lang. (asp)


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