Neu ist die Idee der Beschleunigung von Online-Content über ein Content Delivery Network (CDN) nicht – ein Service, der das Winterthurer Start-up KeyCDN anbietet. «Das Prinzip des Content Delivery Networks kennt man schon seit 15 Jahren. Grosse Player wie Akamai adressieren aber vor allem den Enterprise-Markt mit Angeboten, die komplex in der Bereitstellung und Abrechnung sind und oftmals auch ein Mindest-Kommittent voraussetzen. Für KMU gab es bislang kaum Angebote, die einfach als Service zu beziehen und erschwinglich sind», erklärt Jonas Krummenacher, einer der beiden Gründer von KeyCDN. «Und diese Lücke füllen wir: Ein CDN, das auf Einfachheit setzt, günstig und transparent ist und On-Demand benutzt werden kann.»
Die Idee hinter einem CDN ist es, dass die statischen Assets einer Website – beispielsweise CSS, Javascript, PDF und so weiter – geografisch gespeichert werden, um so die Ladezeiten der Website zu beschleunigen. «Je näher die Daten beim Endanwender sind, desto schneller sind sie auch bei ihm», erklärt Krummenacher das Prinzip bildlich. Wie viel schneller eine Website durch ein CDN werde, hänge von vielen Faktoren ab und sei pauschal schwierig zu beziffern. «Ein Bruchteil der Ladezeiten ist aber gang und gäbe», so der Co-Founder von KeyCDN.
Ein typisches Kundenprofil für den Service gäbe es nicht, man habe Kunden aus allen möglichen Branchen, und jeglicher Web-Traffic könne beschleunigt werden. Sinn mache der Einsatz eines CDN natürlich dann, wenn man mit seiner Website, seinem Webshop oder seinem Dienst eine globale Klientel ansprechen wolle. Aber auch auf nationaler Ebene könne mit einem CDN die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit erhöht werden.
21 Standorte On-Demand
Aktuell betreibt KeyCDN 21 Standorte rund um den Globus. Wobei das Unternehmen nicht physisch an 21 Standorten präsent ist: KeyCDN mietet die Infrastruktur On-Demand bei Partnern. Genauso global, wie KeyCDN unterwegs ist, so global ist auch das Business. Einen Standortvorteil durch die Präsenz in der Schweiz gibt es für KeyCDN nicht – das Start-up muss gegen andere Anbieter aus aller Welt antreten. Der Markt sei hartumkämpft, erklärt Krummenacher denn auch, und es gäbe durchaus vergleichbare Services. Behaupten gegen die Konkurrenz könne man sich durch die Einfachheit des Dienstes, durch transparente und attraktive Preise und dadurch, dass man dem Kunden grösstmögliche Flexibilität einräume. «Unsere Kunden können das CDN wie ein Prepaid-Handy nutzen, und es sogar kostenlos testen. Der Kunde kann sich einfach anmelden, braucht keine Kreditkarte. Will er den Dienst längerfristig nutzen, bezahlt er pro Gigabyte Traffic 4 Cent – und zwar im Voraus, ohne Subskription und ohne Package, das er kaufen muss.»
Daneben versucht KeyCDN, einen höchstmöglichen Grad an Automatisierung zu erreichen. «Wir wollen möglichst wenig manuell eingreifen müssen, so können wir schlank bleiben und preislich vorne mitspielen. Konfigurationseinstellungen beispielsweise werden in Echtzeit ohne unser Zutun umgesetzt.»
Fokus aufs Echtzeit
Aktuell weist KeyCDN rund 2800 zahlende Kunden aus – rund ein Prozent davon kommt aus der Schweiz. «In einer ersten Phase haben wir uns vor allem auf die Entwicklung der Plattform konzentriert», erklärt Krummenacher. Um diese Entwicklung haben sich die beiden Firmengründer von Grund auf selbst gekümmert. Jetzt liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung der Plattform mit seinem Dashboard, das umfangreiche Funktionen wie die Statistiken und das Auswerten der Log-Daten in Echtzeit liefert.
Gewachsen ist der Dienst vor allem im letzten Jahr. KeyCDN konnte die Kundenanzahl dank stärkerem Fokus auf das Marketing verdoppeln. Man gehe beim Thema Marketing durchaus auch unkonventionelle Wege, engagiere sich zum Beispiel mittels Sponsoring in Entwickler-Foren und nehme an Konferenzen teil. «In der Community präsent zu sein, ist sehr wertvoll für uns», so Krummenacher. Das Thema Marketing soll denn auch in diesem Jahr ein grosses Thema bleiben.
Finanziert wurde KeyCDN zu Beginn durch die Gründer. Seit 2014 ist der Service selbsttragend. «Vorerst wollen wir die Plattform in unserem Sinn weiterentwickeln. Wenn der Progress so weitergeht wie bis anhin, sind die Möglichkeiten vielfältig. Doch dazu machen wir uns aktuell noch keine Gedanken, vorerst geht es darum, KeyCDN voranzubringen. Weitere Investitionsmöglichkeiten sind aber durchaus eine Option, um an der Wachstumsstrategie festzuhalten.»
(mw)