Die Schweiz ist ein Land der Banken und unsere Finanzinstitute sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Auch wenn es um die Themen E-Banking und Mobile Banking geht mischen UBS, CS und Co. vorne mit. Das Bezahlen von Rechnungen oder das Abrufen der letzten Bewegungen und des aktuellen Kontostandes waren noch nie so einfach wie heute. Und es soll in Zukunft noch einfacher werden. Dafür sorgen will das Schweizer Start-up Numbrs, das erste grosse Kind des im Zürcher Industriequartier Binz beheimateten Schweizer Company Builders Centralway.
Eine App für alle Konten
«Es ist immer noch unglaublich umständlich und zum Teil auch hässlich, wie Banken an den Endkunden gehen», meint Julien Arnold, CEO und Mitgründer von Numbrs. Das Unternehmen hat sich darum auf die Fahne geschrieben, das Banking noch schöner und einfacher zu machen. Die Lösung: Eine iPhone-App, mit der man unter anderem mehrere Bankkonten – auch von verschiedenen Finanzinstituten – verwalten und auf relativ einfache Art Überweisungen tätigen kann. Zudem gibt es als Alleinstellungsmerkmal eine sogenannte Future Timelime, hinter der ein Algorithmus steckt, der anhand der bisherigen Ausgaben den zukünftigen Cash-Flow und kommende Ausgaben berechnet.
Die Entwicklung von
Numbrs hat im Frühjahr 2013 mit der Unternehmensgründung begonnen. Das kleine, dreiköpfige Gründer-Team konnte dabei von Anfang an auf die Finanzstärke und die Mitarbeiter von Centralway – vor allem auf dessen erfahrene Entwickler – zählen. Dadurch war es möglich, die Geschäftsidee in relativ kurzer Zeit in die Tat umzusetzen und auf heute rund 35 Mitarbeiter zu wachsen.
Fokus auf Design und Sicherheit
Während der Entwicklung der App wurde ein grosser Fokus auf das Design gelegt und wie man sehr viele Informationen, die sehr wichtig sind, auf einen kleinen Screen bekommt. Gleichzeitig stand natürlich von Anfang an auch das Thema Security im Zentrum. «Wir haben ein Team von vier Leuten, das sich nur darum kümmert und die nötigen Vorkehrungen trifft, damit die Kundendaten jederzeit sicher sind», verspricht Arnold.
Weiter galt es, Schnittstellen zu Banken herzustellen, damit die Nutzer ihre Konten einbinden können. Und weil dies in Deutschland dank einem bankenübergreifenden Standard (HBCI) im Vergleich zur Schweiz deutlich einfacher war, entschied man sich, dort zu starten. Mittlerweile ist man ohne grosse Werbung bei 22’000 Downloads angelangt und rund die Hälfte davon sollen aktive User sein.
Keine Pläne für die Schweiz
Nach Deutschland, wo man für April eine grosse Marketing-Offensive plant, hat Numbrs die USA ins Visier genommen. Bis Mitte 2014 will man einen Prototyp bauen, mit dem man anschliessend in den Markt gehen kann. Zudem schauen sich Arnold und sein Team momentan auch England genauer an.
In der Schweiz wird Numbrs vorerst nicht zu haben sein. «Die Schweiz ist für uns als Unternehmen ein super Standort, aber als Markt für Numbrs sehr kompliziert», erklärt der CEO. Der Aufwand ist in seinen Augen hierzulande, nicht zuletzt wegen den vier Landessprachen, mindestens gleich gross wenn nicht sogar grösser als in den USA, wo es wiederum einen deutlich grösseren Markt gibt. Dazu kommt laut Arnold, dass die Idee in den USA sehr gut ankommt.
Bis Mitte Jahr will Numbrs auch auf Android präsent sein. «Sofern wir die Qualität erreichen, die wir wollen», präzisiert Arnold, der nichts überstürzen und sich nicht auf mehreren Plattformen verzetteln will. Gleichzeitig will man die aktuelle App für iOS weiterentwickeln. Die Liste mit möglichen weiteren Funktionen ist lang und umfasst rund 200 Punkte. Ein neues Feature ist beispielsweise, dass man in Zukunft nur noch ein Foto einer Rechnung schiessen muss und diese dann automatisch bezahlt wird.
Geld verdienen noch zweitrangig
Früher oder später wird sich Numbrs dann auch der Finanzierung annehmen müssen. Und es gibt schon ein paar Ideen, wie man aus der App – die auch in Zukunft kostenlos bleiben soll – Geld machen kann. Angedacht sind Premium-Funktionen oder Mehrwertdienste innerhalb der App, wie beispielsweise Hinweise auf günstigere oder bessere Angebote für die obligatorische Krankenversicherung. «Zuerst gilt es aber, möglichst viele User zu bekommen und eine kritische Masse zu erreichen. Erst dann kann man über solche Dinge nachdenken», meint Arnold, für den der Nutzer und nicht das Geldverdienen im Zentrum steht.
(mv)