Wählen durch Gedanken - Hirn statt Touch


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/05

     

Forscher des Swartz Center für Computational Neuroscience an der University of California in San Diego haben eine neue Gehirn-Computer-Interface-Technologie präsentiert, inklusive einem interessanten Beispiel, wie man die Technologie konkret nutzen könnte.
Tzzy-Ping Jung, einer der am Projekt forschenden Neurowissenschafter und Direktor des Forschungscenters, präsentierte, wie man alleine durch das Denken an eine Telefonnummer tatsächlich jemanden anrufen kann. Auf einem Bildschirm der Probanden leuchteten in einer verschiedenen Reihenfolge die Ziffern 0 bis 9 auf, wobei jede Zahl eine unterschiedliche Frequenz hatte. Diese Differenz übertrug sich auf die Hirnströme der Tester, die wiederum von verschiedenen, sogenannten Electroencephalogram-Elektroden gemessen wurden, die in einem Stirnband untergebracht waren. Das Stirnband seinerseits war via Bluetooth mit einem handelsüblichen Mobiltelefon verbunden und übertrug die durch die Elektroden gewonnenen Daten.

Das Ergebnis: Alleine durch das Denken beziehungsweise Betrachten der Ziffern konnte mit dem Handy eine bestimmte Telefonnummer gewählt werden. Laut Jung liegt die Trefferquote derzeit bereits bei 90 bis 100 Prozent, je nach Testperson.
Die neue Technologie soll laut den Wissenschaftern langsam aber sicher die Forschungsphase verlassen und Schritt für Schritt in die reale Welt übertragen werden. Einsatzmöglichkeiten gibt es gemäss Jung viele. Das System könnte nicht nur die aktuellen Touchscreens ablösen, sondern in Zukunft auch Menschen mit Behinderungen oder Sprachproblem das Telefonieren deutlich erleichtern. Weiter glaubt Jung, dass die Technologie sich auch für die Überwachung der Gehirnaktivität nutzen könnte, um für mehr Sicherheit zu sorgen, könnten Systeme so doch feststellen, ob jemand schläft oder noch aktiv arbeitet. Bis es soweit sei, müsse sich aber vor allem auf Seiten der Kunden noch viel tun, meint Jung, denn hier liege die grösste Bar­riere für die Adaption solcher Technologien. (mv)


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