Mozilla: Mit Phoenix aus der Asche


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/07

     

Eine komplett neue Strategie schlagen die Mozilla-Entwickler in ihrer neuesten Roadmap vor, mit der sie auf eigene Erfahrungen und jüngst laut gewordene Kritik von aussen reagieren. Das Mozilla-Projekt wird sich demnach von der Idee einer umfassenden Browser-Suite verabschieden und künftig auf ein modulares Modell setzen. Bereits bestehende Projekte wie der Stand-alone-Browser Phoenix und der Mail-Client Minotaur (der neu unter dem Codenamen "Thunderbird" weiterentwickelt wird) rutschen dabei unverhofft in eine zentrale Rolle. Wie es mit den weiteren Bestandteilen der Mozilla-Suite wie dem Kalender, dem Composer oder dem Chat-Client weitergeht, steht derzeit noch in den Sternen.


Änderungen in der Basis-Technologie

Die Änderungen in der Roadmap gehen dabei mit einer ganzen Reihe von Massnahmen einher. So wollen die Entwickler zunächst einigen kritischen Fehlern in der Layout-Architektur der Rendering-Engine Gecko zu Leibe rücken, um diese zentrale Komponente schneller und leichter erweiter- und pflegbar zu machen. Die bisher für den Browser genutzten Standard-Bibliotheken XPFE (Mozilla Cross Plattform Front End) sollen über Bord geworfen und durch das XUL-Toolkit (XML-based User Interface Language) ersetzt werden, das bereits bei Phoenix zum Einsatz kommt. Und nicht zuletzt will man Abschied vom komplett öffentlichen Sourcecode nehmen und ein klassischeres Open-Source-Modell einführen, bei dem die Entwicklung der Komponenten von verantwortlichen "Chefentwicklern" koordiniert wird.



Als gemeinsame Basis für die einzelnen Anwendungen Phoenix und Thunderbird kommt demnach wie bisher das Gecko Runtime Environment (GRE) zum Zug, auf dem XUL aufsetzt. Weitere Software-Komponenten wie etwa ein JavaScript-Debugger werden als Erweiterungen realisiert.




Als Grundlage für die weitere Entwicklung dient der vor wenigen Tagen als Alpha-Version freigegebene Release 1.4 von Mozilla. Die endgültige Ausgabe 1.4 - und gleichsam die letzte monolithische Mozilla-Version - wird gemäss Roadmap Mitte Mai veröffentlicht. Die Entwicklung am modularen Mozilla-Nachfolger soll darauf mit Version 1.5 so richtig beginnen, deren Alpha bereits Ende Juni erscheinen soll, gefolgt von einer Beta im Juli und dem Final-Release Ende August.



Erklärtes Ziel des Strategiewechsels ist es, Qualität vor Quantität zu liefern: Die Entwickler wollen weniger machen, dies dafür aber besser. Durch den modularen Ansatz sollen kleinere und schneller zu ladende Anwendungen entstehen, die weniger Speicher benötigen und insgesamt robuster sind. Ob dies letztlich auch zu einem grösseren Marktanteil führt, wird sich zeigen.



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