Spezialisierte MindMaps

Das MindMapping-Tool OpenMind eignet sich insbesondere für die Planung von Websites und Multimedia-Präsentationen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/03

     

MindMapping-Programme, die dabei helfen, Gedanken, Ideen und Projekte zu verwalten, liegen im Trend: Neben dem klaren Marktführer MindManager der gleichnamigen Firma (vgl. Test in IW 22/2003) versuchen zunehmend mehr Hersteller, in dem interessanten Markt Fuss zu fassen. Die meisten dieser Produkte verstehen sich als Generalisten - zahlreiche Funktionen, die mehr oder weniger gut implementiert sind, sollen alle möglichen MindMapping-Aufgaben vom simplen Brain-Storming über Planungsaufgaben bis zur Projektverwaltung abdecken.




Einen anderen Ansatz wählt Matchware mit dem hier getesteten Produkt OpenMind: Die Software ist laut Handbuch speziell für die Erstellung von MindMaps als Vorlage für Websites und Präsentationen optimiert und bietet besondere Fähigkeiten im Umgang mit Multimedia-Daten. Dies zeigt sich etwa im Fehlen einzelner Features, die bei der Konkurrenz zum Standard gehören, aber auch in vergleichsweise mächtigen Assistenten für den Export von HTML, in PowerPoint und in das Matchware-eigene Multimedia-Präsentationsprogramm Mediator. Ausserdem gehören zum Zielpublikum von OpenMind neben den unvermeidlichen Business-Anwendern insbesondere auch Pädagogen, Schüler und Studenten - neben einem einfach zu bedienenden User-Interface sollen spezielle Map-Vorlagen diese Zielgruppe überzeugen.


Praktische Details

Grundsätzlich arbeitet OpenMind nicht anders als vergleichbare MindMapping-Software: In einem Hauptfenster wird die Map angezeigt, darum herum finden sich die verschiedenen Menüs und Paletten für die Bearbeitung der einzelnen Zweige.



Neben einem Brainstorm-Modus gibt es verschiedene Map-Ansichten, darunter beispielsweise die Organigramm-Ansicht. Dies ist recht praktisch, um einen Überblick über die Hierarchie innerhalb der Map zu erhalten. Problematisch allerdings ist, dass bei der derzeitigen Implementierung der Funktion offenbar davon ausgegangen wird, dass nach einer Ansichtsänderung nicht mehr zur ursprünglichen Ansicht zurückgekehrt wird. Jedenfalls ist es uns im Test nicht gelungen, aus der Organigramm-Ansicht zurück zu einer MindMap-Ansicht zu wechseln, ohne daraufhin wieder sämtliche Zweige neu anordnen zu müssen.




Dafür bietet OpenMind einige nette Features: So lassen sich etwa Zweige oder Notizen problemlos formatieren, die Möglichkeiten sind fast grenzenlos. An Zweige kann man Objekte anhängen, darunter beispielsweise Texte, Bilder, Audio- oder Video-Files, Flash-Dateien oder Verknüpfungen (URLs). Die angehängten Objekte werden zusammen mit der Map exportiert und in eine Website oder Präsentation eingefügt.



Ein praktisches Detail ist die sogenannte Zweigliste: Hier werden die einzelnen Zweige in klassischer Listenform hierarchisch (und auf Wunsch numeriert) präsentiert, was beispielsweise einen schnellen Zugriff auch auf geschlossene Zweige ermöglicht. Leider können in dieser Palette Zweige nur gelöscht, nicht aber neu hinzugefügt werden. Diese Verhaltensweise entspricht zwar dem Credo des MindMapping, ein Hinzufügen von Zweigen in der Listenansicht wäre aber dennoch anwenderfreundlich.


Clevere Export-Wizards

Besser auf Anwenderbedürfnisse geht die Eigenschaftenpalette ein: Hier werden die verschiedenen Formatierungen der einzelnen Zweige, darunter Farben, Linienbreite und mehr, nicht nur aufgelistet, sondern zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt.



Wie bei allen Konkurrenten, kommt auch OpenMind mit einer Menge an Icons, Symbolen und Illustrationen, mit denen die Maps farbig und grafisch aufbereitet werden können. Leider funktionierte in der Testversion der Medienkatalog zunächst nicht: Um Bilder in die Map zu integrieren, waren mühsame Umwege nötig. Abhilfe schaffte schliesslich ein von der Matchware-Homepage herunterladbares Update.




Überhaupt wird der Download dieses Service-Packs dringend empfohlen: Unsere Out-of-the-Box-Testversion zeigte in verschiedenen Bereichen einige eher merkwürdige Verhaltensweisen, denen erst mit dem Update beizukommen war. Allerdings wird das Service-Pack in einem eher ungewöhnlichen Windows-Installer-Format verteilt - warum sich die Entwickler dafür statt für ein gewohntes exe-File entschieden haben, steht in den Sternen.



Wie bereits erwähnt, gibt sich OpenMind spezialisiert für Präsentationen, Websites und Multimedia. Entsprechend vermisst man deshalb Features wie etwa eine Priorisierungs-Möglichkeit für Aufgaben, die in Konkurrenzprodukten hilfreiche Dienste leisten. Auch ein Informationsabgleich mit Microsoft Project oder Outlook ist nicht vorgesehen.



Dafür glänzt OpenMind mit Assistenten für den Export in Word, PowerPoint, Mediator und HTML. Diese Wizards, deren Möglichkeiten die Hilfsmittel in Konkurrenzprodukten teils deutlich übertreffen, bieten dem Anwender weitreichende Optionen, verschiedene Vorlagen und anderes mehr. So kann OpenMind etwa aus einer MindMap eine komplette, fertig formatierte Website erstellen, mitsamt allen Links, Bildern und eingebetteten Multimedia-Daten.



Im Word-Export werden sämtliche Inhalte übernommen, darunter neben den Zweigen und Objekten insbesondere auch die zusätzlichen Texte. Erstellt wird dabei zwar wie bei anderen Programmen eine numerierte Liste, die Formatierung und die Integration der Inhalte vermögen im Vergleich aber zu beeindrucken. Und als Clou erzeugt OpenMind für eine in Word exportierte MindMap auch gleich ein Inhaltsverzeichnis.



Zusammenfassend hinterlässt OpenMind im Test einen zwiespältigen Eindruck. Zwar erledigt das Programm seine Kernaufgaben gut, an einigen Stellen scheint es dagegen aber doch noch unfertig (darauf deutet auch die frühe Veröffentlichung eines umfassenden Service-Pack hin). Während verschiedene sinnvolle Features aus Konkurrenzprodukten fehlen, vermag OpenMind mit einigen cleveren Details zu glänzen. Ob dies allerdings den vergleichsweise doch recht hohen Preis rechtfertigt?



OpenMind bietet insgesamt weniger Funktionen als vergleichbare Produkte, vermag aber mit seinen Assistenten für den Export zu glänzen.




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