Apple-Telefon im Rampenlicht
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/01
Es war wohl das hartnäckigste Gerücht der Apple-Geschichte, ist nun aber doch noch Realität geworden: Das iPhone. Präsentiert hat Steve Jobs aber weder den erwarteten iPod mit Telefonfunktion noch ein gewöhnliches Mobiltelefon, sondern ein Smartphone, das eine Mischung aus iPod, Tablet PC und Mobiltelefon ist. Das iPhone wird dominiert von einem grossen Touchscreen, der sich beinahe über das ganze Gerät erstreckt. Im Gegenzug wurden sämtliche Tasten, also auch der Nummernblock, bis auf eine weggelassen. Die Bedienung erfolgt statt dessen durch Berührung mit der Hand. Als Betriebssystem kommt eine abgespeckte Version von MacOS X zusammen mit anderen bekannten OS-X-Komponenten wie iTunes oder dem Webbrowser Safari zum Einsatz.
Das Innenleben des iPhone ist noch nicht komplett bekannt, so wird beispielsweise über den Prozessorhersteller gerätselt. Sicher ist nur: Es ist nicht Intel. Bekannt ist dagegen, dass im iPhone 4 respektive 8 GB Speicher stecken und es Bluetooth, GSM, Edge und WLAN unterstützt. Das Fehlen von UMTS mag für europäische Verhältnisse antiquiert wirken, relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass das iPhone vorerst nur in den USA und erst ab Sommer exklusiv über die AT&T-Tochter Cingular erhältlich sein wird, die über kein ausgebautes UMTS-Netz verfügt. Über die Europa-Version, die im vierten Quartal erhältlich sein soll, schweigt Apple eisern, genauso über Features, die bis zum Amerika-Start noch hinzukommen dürften. Es dürfte aber zu erwarten sein, dass das europäische iPhone mindestens UMTS und MMS mitbringen wird. Die 4-GB-Version kostet mit Cingular-Vertrag 499 Dollar, die 8-GB-Variante 599.
Für viel Wirbel hat die Ankündigung gesorgt, dass Apple die Kontrolle über das iPhone behalten will, sodass die Anwender keine beliebige Software darauf installieren können. Allerdings heisst dies nicht, dass Apple keine Zusatzsoftware anbieten werde und diese immer von Apple kommen müsse, wie Apple-CEO Jobs gegenüber amerikanischen Medienvertretern erklärte.
Ob es sich beim iPhone wirklich um die von Apple verkündete Revolution handelt, kann man wohl erst beurteilen, wenn Apple ausgedehnte Tests gestattet. Bis jetzt konnten selbst Medienvertreter erst für wenige Minuten das iPhone unter Beaufsichtigung ausprobieren.
Bereits im Februar soll für 429 Franken das im vergangenen Herbst vorgestellte Apple TV erhältlich sein. Apple TV ist kurz gesagt ein iTunes-Client für den Fernseher, der über WLAN oder Ethernet mit dem Mac synchronisiert wird. So bietet das Gerät weder eine Aufnahme-Funktion noch die Möglichkeit, direkt über den Fernseher im iTunes Store Filme einzukaufen. Letzteres wäre in der Schweiz ohnehin noch nicht möglich, da bis anhin Filme und TV-Serien nur in den USA zu kaufen sind. Der Anschluss an den TV erfolgt entweder über HDMI oder Komponentenvideo. Der ebenfalls integrierte USB-Port kann nur zum Aktualisieren des Geräts verwendet werden. Das Anschliessen von externem Speicher oder einem TV-Tuner ist nicht möglich.
Damit das drahtlose Synchronisieren der Medieninhalte möglichst schnell geht, hat Apple in Apple TV WLAN nach einem Entwurf für 802.11n integriert und auch passende Airport-Basisstationen vorgestellt. Ihnen liegt auch ein sogenannter Enabler bei, mit dem bei einigen Mac-Modellen, die seit letzten Herbst verkauft werden, die bereits integrierten 802.11n-Funkmodule aktiviert werden können.
Zur nächsten Generation vom Apple-Betriebssystem bekam man dagegen nichts zu hören.
Neben Apple waren an der MacWorld San Francisco natürlich auch andere Firmen vertreten. Besonders viel Aufmerksamkeit konnten sich Other World Computing und Axiotron sicher sein. Die beiden haben einen Tablet PC mit Mac-Innenleben präsentiert. Allerdings handelt es sich weder um ein in Lizenz noch «wild» produziertes Gerät, sondern wie der Name ModBook schon nahelegt, um ein gewöhnliches MacBook, das in ein neues Gehäuse mit Touchscreen und ohne Tastatur gesteckt wurde. Vorerst wird es nur in den USA vertrieben, dürfte aber dereinst auch nach Europa kommen. Kostenpunkt: Ab 2200 Dollar.
Zu den wichtigsten Applikationen, die noch nicht nativ auf Intel-Macs laufen, gehört Microsoft Office. Mit Office 2008, von dem erste Screenshots zu sehen waren, soll sich dies bereits in der zweiten Jahreshälfte ändern. Wie bei der Windows-Version wird Office 2008 auf Open XML setzen und eine neue Programmoberfläche mitbringen. Dazu kommt die Applikation My Day, die Tagesabläufe verwalten kann, sowie eine Layout-Ansicht in Word.
Codeweavers hat die erste offizielle Version von CrossOver 6.0 for Mac freigegeben. Die Software erlaubt mit Hilfe von Wine den Betrieb von Windows-Software auf dem Mac ohne Virtualisierungssoftware und kostet 60 Dollar.