Microsoft: Pate von SCO
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/06
Als sich vor rund einem Jahr SCO mit IBM anlegte und seitdem versucht, Big Blue um eine Milliarde Dollar zu erleichtern, wurde sofort die Vermutung laut, dass Microsoft hinter der Klage um angeblich verletzte Copyrights stecken würde. Trotz heftiger Dementis konnte Microsoft dieses Gerücht nie aus der Welt schaffen. Kein Wunder, denn die Hinweise verdichten sich, dass Microsoft SCO, mindestens indirekt, getreu dem Motto «Der Feind unserer Feinde ist unser Freund» finanziell unter die Arme gegriffen hat. Dies, damit das Unternehmen aus Utah genügend flüssige Mittel hat, um seinen Kreuzzug gegen die Nutzer von Linux finanzieren zu können.
Bisher wurden die Beobachter nur stutzig, als Microsoft als eines der ersten und bisher auch wenigen Unternehmen auf die SCO-Forderung nach einer Erweiterung der Unix-Lizenz und damit verbundenen höheren Zahlung eintrat. Nun ist aber ein als echt bestätigtes
Memo aufgetaucht, das Einzelheiten zur Finanzierung von SCO enthielt. Als Quelle wird ein Leck bei SCO vermutet. Gemäss dem Memo sind 86 Millionen Dollar von Microsoft, zum Teil über das Investment-Unternehmen BayStar, in die Kassen von SCO geflossen. SCO bestätigte zwar, dass das
Memo authentisch sei, aber man bestand selbstverständlich darauf, dass der Inhalt nicht korrekt interpretiert wurde. Schliesslich gehe es nicht um eine direkte Beteiligung von Microsoft am vermeintlichen Copyright-Halter von Unix. Denn Microsoft habe einzig und allein BayStar eine Empfehlung gegeben, in SCO als vielversprechendes Unternehmen zu investieren.
Auch wenn Microsoft noch nichts nachgewiesen werden
konnte, äussern sich die Analysten mehrheitlich kritisch. So erklärte Georg Haff, Analyst bei Illuminata, gegenüber C-net: «Im Angesicht der Tatsache, dass Microsoft ein verurteilter Monopolist ist und dass die Aktionen und Finanzgeschäfte von SCO immer zweifelhafter aussehen, sollte Microsoft wirklich darum besorgt sein, dass an der eigenen Firma nicht etwas vom Gestank von SCO haften bleibt.»