Mit IBM WebSphere ins E-Business

Das traditionsbehaftete Westschweizer Versandhaus VAC hat für den Online-Auftritt die WebSphere Commerce Suite von IBM gewählt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/10

     

Insgesamt drei Offerten hat die VAC René Junod SA eingeholt, als es um den Ersatz der alten Website durch einen aktuelleren Auftritt mit integriertem Online-Shop ging. Am meisten überzeugte der Vorschlag von IBM: Im Gegensatz zu den anderen Anbietern, die mit "Globallösungen" samt Webdesign und Maintenance der Site aufwarteten, nahm Big Blue den Wunsch von VAC ernst, die Entwicklung und Pflege der Site weitgehend selbst zu übernehmen.


Webpräsenz seit langem

VAC war eines der ersten Unternehmen seiner Branche mit eigenem Webauftritt. Bereits seit vier Jahren bestand eine einfache Website, die auf einem NT-Server - Hardware aus dem eigenen Hause, HTML- und ASP-basiert mit elementarer Datenbankanbindung, aber ohne Warenkorb-Funktion - in den Räumen eines Internet-Providers lief. Neue Bilder und Texte wurden jeweils dem Provider angeliefert, der sie dann in die Site einbaute.



Mit der Zeit entwickelten die IT-Verantwortlichen der Firma zusehends das Bedürfnis, die Website in eigener Regie zu betreiben. Das entspricht der Firmenphilosophie von VAC: Auch die Print-Kataloge, nach wie vor das wichtigste Verkaufsvehikel, wurden früher von externen Dienstleistern erstellt. Im DTP-Zeitalter ist nun ein siebenköpfiges internes Layout- und Grafikteam dafür zuständig.




Als erstes wechselte der bestehende Webserver den Standort, wie der IT-Verantwortliche Daniel Schmalz von VAC erklärt: "Etwa ein Jahr, bevor wir auf WebSphere umstellten, haben wir den Server zu uns ins Haus geholt. Wir verspürten immer mehr das Bedürfnis, die Site selbst zu betreuen und weiterzuentwickeln. Das brachte uns dann auch dazu, eine Software zu suchen, die uns dies ermöglicht - und wir sind bei WebSphere gelandet."



Neben der geforderten Möglichkeit, die Website inhouse zu pflegen, war bei der Entscheidung für die IBM-Offerte die Tatsache mitentscheidend, dass IBM auch Hardware und Dienstleistungen anbietet. "IBM ist die einzige Firma, die ein polyvalentes Angebot mit allen Services aus einer Hand offerieren konnte. Ob Web, Hardware, Software oder Entwicklung - es gibt immer jemanden, der uns bei Problemen weiterhilft."




Projekt unkompliziert durchgezogen

Anfangs gab es zwar einige Verspätung, danach aber lief das Projekt für den Online-Shop wie am Schnürchen: Geplant war eine viermonatige Realisierungsphase von September bis Dezember 2000; definitiv online war die neue Fassung der VAC-Site im Februar 2001. Die Umsetzung erfolgte in drei Schritten:




• Zuerst übernahm man die bestehende Site auf die Websphere-Plattform.





• Im zweiten Schritt wurde das Design rundum erneuert und die Konfiguration der WebSphere-Commerce-Funktionen vorbereitet: Sollen die Navigationsbuttons vertikal links oder horizontal oben angezeigt werden, welche Informationen müssen Kunden bei der Anmeldung eingeben, welche Optionen und Fenster soll der Online-Shop dem Besucher zeigen und welche nicht?.




• Die Implementation des Shops wurde sodann in Zusammenarbeit mit einem IBM-Mitarbeiter Schritt für Schritt in einem iterativen Entwicklungsprozess erledigt. Dieser arbeitete zu je etwa fünfzig Prozent im eigenem Büro, wo er die Ideen der VAC mit den WebSphere-Tools umsetzte, und bei VAC vor Ort, wo das VAC-Team die vorgenommenen Änderungen kritisch begutachtete und gegebenenfalls die nochmalige Überarbeitung anwies.



Die Teilzeit-Präsenz des IBM-Ingenieurs hatte einen zusätzlichen Vorteil: Der für die weitere Entwicklung und Pflege der Site zuständige VAC-Webmaster, ein zu hundert Prozent für diese Aufgabe reservierter Mitarbeiter, konnte bei der Umsetzung einer kundigen Fachkraft über die Schulter blicken und ist nun in der Lage, die grundlegenden Site-Verwaltungsarbeiten wie Nachführen des Katalogs und Einfügen neuer Bilder vorerst ohne explizite Schulung an die Hand zu nehmen. Für die zur künftigen Weiterentwicklung der Site vorgesehene gründliche Ausbildung des Webmasters war die Zeit bisher zu knapp.



Im wesentlichen ging die Einrichtung des VAC-Online-Shops völlig problemlos über die Bühne. Die einzigen Ungereimtheiten waren HTML-technische Details; die Gestaltung der Seiten zum Beispiel musste so angepasst werden, dass diese unter Internet Explorer und Netscape Navigator das gleiche Erscheinungsbild behielten - ein altbekanntes Webdesign-Problem.


Der VAC-Online-Shop

Ein Blick auf die Site zeigt, dass der Online-Shop des vom Katalogversand her bestens bekannten Hauses VAC in der vorliegenden Erstausgabe sehr einfach aufgebaut ist. Man hat sich entschieden, nicht den ganzen Inhalt des Print-Katalogs aufs Web zu übernehmen - dies ist erst in einer kommenden Betriebsphase vorgesehen. Statt dessen ist die Online-Auswahl vorderhand auf 155 aktuelle Artikel beschränkt, die in 16 Sektionen präsentiert werden. Diese Online-Artikel sowie einige Aktionen, auf der Website "Einmalige Angebote" genannt, können über das Warenkorbsystem elektronisch bestellt werden.



Auch für bestehende Katalogkunden ist die Website interessant: Auf einer gesonderten Online-Bestellkarte lassen sich sämtliche Artikel aus dem VAC-Sortiment anhand ihrer Bestellnummer ordern, auch wenn Abbildung und Beschreibung nur im gedruckten Katalog zu finden sind. Die so bestellten Artikel werden ebenfalls in den Warenkorb übernommen; der Preis muss dabei jedoch von Hand aus dem Katalog übertragen werden und wird nicht automatisch aus einer Datenbank übernommen.




Wer noch keinen Katalog hat, kann ihn über die VAC-Website bestellen. Diese Gelegenheit wird rege genutzt: Man durfte feststellen, dass in der kurzen Zeit seit der Einführung der neuen Website die Katalogbestellungen deutlich zugenommen haben.



Wie im herkömmlichen Kataloggeschäft bietet VAC auch im Online-Shop ausschliesslich die Zahlung per Rechnung an; mit Kreditkarten kann nicht bezahlt werden. Dies ist, so die Auskunft der Firma, keineswegs hinderlich für das Geschäft. Die bestehenden Kunden sind mit der Rechnungsstellung sehr zufrieden, und neue Kunden kommen ausschliesslich aus der Schweiz, wo die Rechnung im Versandgeschäft nach wie vor der beliebteste Zahlungsweg ist. Ins Ausland liefert VAC nicht. Mit dem Verzicht auf Kreditkarten entfällt zudem die aufwendige Anbindung des Webservers an einen Payment-Service.



Der Erfolg des Online-Shops kann sich nach nicht einmal einem Monat seit der Inbetriebnahme durchaus sehen lassen: Der E-Commerce-Anteil beträgt mit derzeit rund fünfzig Online-Bestellungen pro Tag bereits rund zwei Prozent des gesamten Bestellvolumens der VAC.




Schlanke Infrastruktur

Das Versandhaus betreibt seine Shop-Lösung mit einer erstaunlich elementaren Infrastruktur: Websphere - es handelt sich um die Start Edition der WebSphere Commerce Suite 4.1 - läuft unter Windows NT auf einem Netfinity-5600-Server von IBM, der mit drei 9-Gigabyte-SCSI-Disks im RAID-5-Verbund und 512 Megabyte RAM ausgestattet ist. Er steht direkt in einem Büro am VAC-Sitz in La Chaux-de-Fonds.



Es wird regelmässig ein Daten-Backup erstellt; irgendwelche Clustering-Massnahmen zur Gewährleistung der Verfügbarkeit wurden jedoch nicht getroffen. Für die Internetanbindung sorgt eine ADSL-Leitung zum Backbone von PSINet mit 256 Kilobit pro Sekunde, abgesichert durch eine separate, hardwarebasierte Firewall.




Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen läuft der Webserver bisher abgekoppelt vom restlichen VAC-Netzwerk. Eine Anbindung an die Warenwirtschaft besteht nicht: Die Online-Bestellungen werden ausgedruckt und täglich, wie per Post eingetroffene Bestellkarten aus dem Katalog, zur Eingabe ins ERP-System in die interne Zirkulation gegeben.



Gedeiht der E-Commerce-Zweig gut, schliessen die IT-Verantwortlichen bei VAC eine engere Kopplung von ERP und Online-Shop für die Zukunft jedoch keineswegs aus. Zuvor soll aber die gesamte IT technisch auf den aktuellsten Stand gebracht werden: Das bisherige AS/400-basierte Administrationssystem wird durch ein neues ersetzt, das ebenfalls auf einem AS/400 (beziehungsweise einem eServer der iSeries in neuer IBM-Nomenklatur) laufen wird. Anstelle der bisherigen Arbeitsstationen kommen Network-PCs in Thin-Client-Konfiguration zum Einsatz.



Für die Weiterentwicklung der Site bietet die WebSphere-Plattform nach Ansicht des VAC-IT-Verantwortlichen gute Voraussetzungen - auch dies mit ein Grund für die Wahl der Software: "Websphere erlaubt einen evolutionären Ausbau. Wir konnten mit der Start Edition in den E-Commerce einsteigen, haben als Option die Pro Edition und können die gesamte Entwicklung im Hause erledigen."



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