Photoshop CS: Ein Segen für Digitalfotografen

Die neueste Version von Photoshop erlaubt die Bearbeitung von Digicam-Rohdaten und kommt mit diversen Detailverbesserungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/02

     

Photoshop - das State-of-the-Art-Tool wenn es um Bildbearbeitung geht - sorgt in jeder neuen Version für viel Aufsehen. Bei der nun vorliegenden achten Auflage, die anstelle der numerischen Bezeichnung den Zusatz CS (als Teil des Produktpakets Creative Suite) trägt, war das Aufsehen besonders im Vorfeld gross. Grund dafür war die Ankündigung einer Produktaktivierung, ähnlich wie man sie von Windows XP kennt.




Nun ist sie also eingetroffen, die finale Version von Photoshop CS und mit ihr eben auch die Produktaktivierung. Auch wenn Adobe versprochen hat, dass man das Prozedere möglichst einfach halten wolle - mühsam ist es trotzdem. Vor allem die Aktivierung via Telefon dürfte Quelle von viel Frust sein, denn immerhin muss man nicht weniger als 13 Nummernblöcke à je vier Ziffern, also insgesamt 52 Nummern, eintippen. Wie schnell man sich einmal vertippt, braucht wohl nicht angefügt zu werden.
Nun denn, ist diese Hürde einmal geschafft, kann man sich voll und ganz in die CS-Welt von Photoshop stürzen.


Neue Tools und Filter

Die Startzeit von Photoshop hat sich bei der neuesten Version auch gegenüber seinem Vor-Vorgänger Photoshop 6.0 glücklicherweise nicht verlängert. Sie beträgt zum Beispiel auf dem Test-Notebook mit 1,4-GHz-Pentium-M und 256 MB RAM bei beiden Versionen 23 Sekunden.



Ist das Programm einmal geladen, hält sich die erste Überraschung in Grenzen. Offenbar war Adobe mit der Photoshop-7-Oberfläche zufrieden, denn das CS-Interface kommt praktisch im gleichen Kleid daher. Doch das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Softwarehersteller das Programm intensiv weiterentwickelt hat.




Photoshop weiss einmal mehr mit zahlreichen Detailverbesserungen und neuen Funktionen zu gefallen. Verbesserungen hat beispielsweise der in Photoshop 7 neu eingeführte File-Browser erfahren, der nicht mehr nur ein weiteres Panel ist, sondern ein eigenes Fenster verpasst bekam. Neben der eigentlichen Bildvorschau können mit dem Browser Bilder nun stapelweise mit Stichworten oder Metadaten versehen oder auch markiert werden, was die Suche nach Dateien stark erleichtert - vorausgesetzt, man hat die Files konsequent mit Schlagworten versehen. Die Schlüsselwörter werden in einen IPTC-Anhang oder in eine beigefügte XMP-Datei geschrieben, was den Vorteil hat, dass man auf die Schlagworte auch mit einer IPTC-fähigen Datenbank zugreifen kann. Weiter können im File-Browser neu direkt Stapelverarbeitungsaufgaben erledigt werden.



Doch auch bei der eigentlichen Arbeit mit dem Bildbearbeitungsprogramm gibt es einige interessante Neuerungen, die einem das Leben erleichtern. So findet man in Photoshop CS beispielsweise die Möglichkeit, Texte entlang von Pfaden zu plazieren - eine Funktion, für die zuvor umständlich ein Vektorgrafikprogramm wie Illustrator konsultiert werden musste.



In erster Linie für Designer sinnvoll ist das Fenster Ebenenkomponenten. Mit ihm ist es möglich, Schnappschüsse einer Bildkombination zu machen und in einer Ebenenkomponente einzufrieren. So müssen verschiedene Versionen von Designs nicht mehr in einzelnen Files gespeichert werden und sind auf Knopfdruck in ein und demselben Bild verfügbar.



Ein neues Tool namens "Farbe-ersetzen-Werkzeug" findet sich ebenfalls. Mit dieser Funktion können bestimmte Farbbereiche einfach und exakt mit einer anderen Farbe überpinselt werden.



Photoshop CS kommt weiter mit einem grossen Dokumentformat, das das Kürzel PBS trägt, Bilder mit einer Grösse von 300'000x 300'000 Pixel unterstützt und bei dem sämtliche Tools wie Filter und Effekte angewendet werden können. Als weitere Neuheit wurde die Unterstützung sämtlicher Kernfunktionen auch für 16-Bit-Bilder in die Software integriert.



Das Filtermenü wurde - wie bei jeder neuen Photoshop-Version - um einige neue Effekte versehen. So findet man einen Weichzeichnungsfilter, der Lichter erzeugt, die die Form der Kamerablende annehmen, oder Fotofilter, die aus der Fotografie bekannte Objektivfilter simulieren. Zudem gibt es unter dem Filter-Menüpunkt eine neue Funktion namens "Filtergalerie" - ein Fenster, bei dem eine äusserst praktische und schnelle Vorschau eines Bildes mit einem ausgewählten Filter darüber erzeugt wird.



Für die Erstellung von PDFs gibt es eine Automatikfunktion, bei der lediglich die Bilder, aus denen PDFs erstellt werden sollen, angegeben werden müssen und optional ein mehrseitiges Dokument oder eine Präsentation erstellt werden kann. Shortcut-Fetischisten finden zudem die Möglichkeit, Tastaturbefehle benutzerdefiniert anzupassen.


Für Fotografen

Am meisten Freude an Photoshop CS dürften wohl aber Digitalfotografen haben. Während Digicams in der Vorgängerversion eher stiefmütterlich behandelt wurden, spielen sie in der aktuellsten Ausführung eine wesentliche Rolle. Erwähnenswert ist vor allem das sogenannte Raw-Camera-Modul, das bislang nur als Plug-in zur Verfügung stand. Mit diesem Modul können die Rohdaten aus der Kamera direkt bearbeitet werden. Diese Daten enthalten keinerlei Manipulationen oder Filter der Kamerasoftware - der
Fotograf hat somit die volle Kontrolle über das Bild und kann manuell Einstellungen vom Weissabgleich über die Belichtung bis hin zu Bildschärfe-Details vornehmen. Unterstützt werden diverse professionelle und Midrange-Kameras von Canon, Fujifilm, Leaf, Konica, Minolta, Nikon und Olympus. Eine komplette Liste findet sich auf der Adobe-Site.



Ebenfalls neu und durchaus hilfreich ist der Befehl "Gleiche Farbe". Mit diesem Befehl wird es möglich, die Farben zweier Bilder einander anzupassen - praktisch, wenn diese beispielsweise in einem Prospekt auf dieselbe Seite plaziert werden müssen. Nützlich ist auch das neue Panel Histogramm, das dynamisch den Tonwertbereich eines Bildes aufzeigt.




Zeitsparend ist die neue, automatische Photomerge-Funktion. Mit ihr können einzelne Fotos zu einem Panorama-Bild zusammengesetzt werden - einfach Photomerge wählen, Quellfotos aussuchen und fertig ist das Panorama, das auf Wunsch sogar perspektivisch richtig dargestellt werden kann. Die Automatik-Funktion arbeitet dabei sehr gut, Nachbearbeitung von Hand ist kaum nötig. Bedingung ist jedoch brauchbares Rohmaterial - will heissen: Benutzung eines Stativs für die Aufnahmen, gleichbleibende Belichtung der Fotos, genügend Überlappung der Bilder und einheitliche Brennweiten.



Ziemlich sensationell ist auch die Möglichkeit, unterbelichtete Bilder mittels der Option "Tiefen/Lichter" aufzuhellen. Mittels zweier Regler ist hier ein besseres Resultat möglich, als dies bei älteren Versionen auch mit eifrigem Herumprobieren in den Bildanpassungsoptionen der Fall war.


ImageReady dynamisch

Auch das mit Photoshop mitgelieferte ImageReady hat in der CS-Version einige Verbesserungen erfahren. So wurde am einfacheren Zusammenspiel mit Flash gewerkelt. Es ist möglich, aus ImageReady heraus eine Datei direkt als SWF-File zu exportieren, wobei optional jede Ebene einer Photoshop-Datei als separates Flash-File exportiert und in Flash weiterverarbeitet oder direkt im Web veröffentlicht werden kann.



Die Ausgabe von HTML-Code wurde zudem optimiert. Der Code ist schlanker, und es gibt neue Steuerelemente, beispielsweise für verschachtelte Tabellen und XHTML.




Spannend ist die Möglichkeit, ein Bild mittels dynamischer Variablen in verschiedenen Versionen auszugeben. Dazu werden die Ebenen, die verändert ausgegeben werden sollen, als Variablen definiert. Insgesamt findet man drei Variablentypen: Sichtbarkeit (um Ebeneninhalte ein- oder auszublenden), Pixel-Ersetzung (um Pixel einer Ebene durch Pixel einer anderen Bilddatei zu ersetzen) sowie Text-Ersetzung (um Text zu manipulieren). Die erstellten Datensätze können dann als Dateien exportiert werden, so dass man innert Kürze Bildserien in verschiedenen Versionen ausgeben kann.



Vermisst wird in ImageReady CS - wie schon in der Vorgängerversion - aber der praktische File-Browser aus Photoshop.



Zum Schluss noch dies: Viel zu reden gab in jüngster Zeit die in Photoshop CS integrierte Sperre für das Scannen von Banknoten. Beim Test hat sich nun folgendes herausgestellt: Schweizerische 20er- und 50er-Noten liessen sich problemlos über den Scanner in Photoshop importieren, bei der guten alten 100er-Note jedoch wollte das Programm bei den Geldfälscherbemühungen des Testers partout nicht mitspielen. Stattdessen wurde die Meldung vorgesetzt, dass "Diese Anwendung die unbefugte Verarbeitung von Banknotenbildern nicht unterstützt." Na, dann halt nicht!




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