Externes Personal: Hilfe oder Belastung?

Für die Personalbeschaffung suchen heute viele Human-Ressources-Abteilungen Hilfe bei externen Dienstleistern. InfoWeek zeigt, welche Vor- und Nachteile dabei entstehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/05

     

Die Personalarbeit ist nicht nur sehr vielseitig und spannend, sondern auch enorm aufwendig. Nach wie vor besteht, gerade in der IT-Branche, ein enormer Bedarf an qualifizierten Spezialisten aus den verschiedensten Berufsgruppen. Die Personalabteilung ist auch bei grösseren Unternehmen nur in seltenen Fällen mit mehr als drei bis fünf Mitarbeitern besetzt. Und kleinere Firmen haben vielfach gar keine Personalabteilung und müssen ihre Ressourcen sparsam einteilen.



Deshalb bedienen sich viele Firmen bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter externer Stellen wie Personalberatungsunternehmen, Headhunter oder Unternehmensberater. Doch ein grosser Teil dieser Dienstleister sind mit Vorurteilen behaftet, sind sie doch zu Zeiten der Hochkonjunktur wie Pilze aus dem Boden geschossen. Jeder, der dieses Geschäftsprinzip einmal erkannt hatte, stellte seine eigene Firma auf die Beine - mit oder ohne Know-how. Klar, dass einige Zeit vergehen musste, bis sich die Spreu vom Weizen trennte. Heute hat sich die Situation - glücklicherweise - beruhigt und viele Vermittlungsfirmen haben sich auf gewisse Branchen spezialisiert - mit Know-how.




Auch im IT-Umfeld findet sich eine Vielzahl spezialisierter Vermittler mit wohlklingenden Namen wie beispielsweise Adecco, Manpower oder Vedior Newjob. Aber auch Online-Dienste wie www.jobwinner.ch, www.jobscout24.ch oder www.jobpilot.ch bieten gezielte Plattformen für die erleichterte Personalselektion an.


Externe für repetitive Aufgaben

Während sich diese Firmen mehrheitlich auf das reine Vermitteln von Arbeitskräften konzentrieren, gibt es spezialisierte Firmen, die externe IT-Fachleute zur Verfügung stellen, wie beispielsweise die Firma PMC Informatik mit Sitz in Zug. Im Vergleich zu konventionellen Vermittlungsunternehmen, bindet PMC seine IT-Spezialisten vertraglich an das Unternehmen - durch Franchise-Modelle und vereinbarte Auftragsdauer. Diese externen Spezialisten sind oft Selbständigerwerbende mit hoher Eigenmotivation und -verantwortung. Dadurch sind Ermüdungserscheinungen und Firmenblindheit praktisch ausgeschlossen.



IT-Profis finden ihre Motivation sehr oft in der Aufgabe selber. Je interessanter, innovativer und komplexer ein Projekt ist, desto motivierter und engagierter sind sie.




Auf der anderen Seite heisst das aber, dass diese Mitarbeiter repetitive und anspruchslosere Aufgaben, wie die laufende Wartung und Betreuung bereits eingesetzter Lösungen und Programme, nicht sehr spannend und somit nicht als motivierend empfinden. "Für festangestellte Top-Spezialisten kann der Übergang von innovativen zu repetitiven Aufgaben ein Grund zum Wechsel des Arbeitgebers sein", ist Urs Käser, Marketingleiter PMC Informatik, überzeugt und fährt fort: "Da wir davon ausgehen, dass im Idealfall alle Mitarbeiter Top-Leute sind, haben Firmen dann das Problem der Zuteilung der unattraktiveren Wartungs- und Betreuungsaufgaben. Für solche Aufgaben ist der langfristige Einsatz von externem Personal ideal."




Kosten als Hauptnachteil

Eines der häufigsten Argumente, das gegen den Einsatz von Fremdpersonal auf Zeit spricht, ist die Kostenfrage. Dieses Vorurteil will Urs Käser gleich aus dem Weg räumen: "Entgegen der noch weit verbreiteten Meinung, dass externe Mitarbeiter teuer und nur eine Notlösung seien, darf heute behauptet und kann belegt werden, dass der gezielte Einsatz von externen Spezialisten ein strategischer Erfolgsfaktor der IT-Personalpolitik und des Projektmanagements ist." Dabei sollte jede Unternehmung den richtigen Mix von internen und externen Spezialisten finden und überprüfen, wie weit die bestehenden Strukturen zum sich heute schnell verändernden Umfeld passen.



Betrachtet man die Kostenstruktur etwas genauer, stellt man schnell fest, dass externe Spezialisten auf den ersten Blick um ungefähr 20 Prozent teurer sind als festangestellte Mitarbeiter. Dies allerdings nur, wenn man den reinen Stundenansatz eines externen auf Basis des Jahressalärs von internen Mitarbeitern vergleicht.




Unbeachtet bleiben bei solchen Vergleichen oft die indirekten Kosten. Dazu Urs Käser: "Vergleicht man diese Kosten mit den tatsächlich anfallenden Vollkosten für administrativen Aufwand, Rekrutierung, Aus- und Weiterbildung, Ferien- und Sozialabgaben, dann sind die internen Mitarbeiter auf das einzelne Projekt bezogen oft teurer als die externen."




Vorteil Zeitgewinn

Der sicherlich wesentlichste Vorteil von angemietetem Personal ist der Zeitgewinn bei der Rekrutierung und die sofortige Verfügbarkeit der benötigten Ressourcen und Skills - vorausgesetzt, der Externe verfügt über das entsprechende Fachwissen.



Ein wesentlicher Nachteil sind die kurzen Kündigungsfristen des klassischen Temporärpersonals, die im Normalfall während den ersten drei Monaten der Einsatzdauer bei einer Woche liegen.




Die Firma PMC kann in dieser Hinsicht mit einer innovativen Lösung aufwarten, die als durchaus wegweisend für herkömmliche Vermittlungsunternehmen gelten dürfte. Durch spezielle vertragliche Vereinbarungen können Kontinuitäts- und Einsatzdauergarantien von bis zu zwei Jahren abgegeben werden. Und zwar nicht durch irgendeinen Ersatzmitarbeiter, sondern durch den vom Kunden gewünschten und eingesetzten Spezialisten. Dadurch erhält der Auftraggeber eine gewisse Sicherheit für den erfolgreichen Abschluss des jeweiligen Projekts.



Dieses System könnte sich in der Praxis durchaus bewähren, wenn die vereinbarten Garantieleistungen eingehalten werden können. Welche Erfahrungen PMC mit diesen Mitarbeitergarantien gemacht hat, schildert Urs Käser: "Bis jetzt, und wir arbeiten seit rund 18 Monaten mit dem Franchising-Konzept, haben wir weitgehend gute Erfahrungen gemacht, da die externen Mitarbeiter mit dem Franchising-Membervertrag an die Projektdauer des Kunden gebunden und verpflichtet werden. Ausserdem nehmen wir eine sorgfältige persönliche Vorselektion und Qualifikation vor."




Know-how-Verlust bei Projektende

Ein weiteres Problem beim Einsatz externer Mitarbeiter stellt der Know-how-Verlust nach dem Projektende dar. Dieser kann nur verhindert werden, wenn der Austausch innerhalb des Projektteams mit den internen Mitarbeitern funktioniert - und dies ist nicht immer einfach.



Klassische Stellenvermittlungen können nur in den seltensten Fällen geeignete Ersatzkräfte fristgerecht zur Verfügung stellen. Auch hier versucht die Firma PMC eine Lücke zu schliessen. "Für den Fall, dass Know-how beim Weggang des externen Mitarbeiters verlorengeht, bieten wir diverse Dienstleistungen wie beispielsweise eine zeitlich beschränkte Wartungsgarantie an, die das Wissen des externen Spezialisten für den Auftraggeber weiterhin verfügbar halten", erklärt Urs Käser. Ob sich der finanzielle Aufwand schlussendlich rechnet, dürfte allerdings vom Umfang der zu erwartenden Dienstleistung abhängen.




Auf jeden Fall entstehen beim Ausscheiden von festangestellten Mitarbeitern diese Wissenslücken mit grösserer Wahrscheinlichkeit, denn diese werden ihr Know-how in den meisten Fällen dem künftigen Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Und dieses Wissen wird dann im Normalfall gar nicht mehr verfügbar sein.



Für den Einsatz von externem Personal spricht auch die Tatsache, dass dieses nur während der Projektdauer benötigt wird. Dies ermöglicht eine grössere Flexibilität bei der Kostenstruktur. "Ist das Projekt beendet, sind die Ressourcen und somit die Kosten ohne sozial- und personalpolitische Probleme reduzierbar", schliesst Urs Käser.



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