Die Zukunft der Business Intelligence

Der Trend geht in Richtung integrierter Standardplattformen statt Einzeltools in Best-of-Breed-Kombination.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/04

     

BI-Werkzeuge und BI-Suiten sind heute etablierte Bestandteile moderner unternehmensübergreifender Business-Lösungen. Zukünftig gibt es aber zwei wichtige Problemfelder zu lösen: Auf der einen Seite steht das Paradox, dass sich die Anforderungen an Business Intelligence stark verändern und deshalb standardisierte, integrierte Lösungsansätze statt unzähliger Einzelwerkzeuge gefragt sind. Auf der anderen Seite muss die Unternehmensperformance signifikant verbessert werden.
Unter Integration versteht man in diesem Kontext das Zusammenführen der Verwaltung, der Erzeugung und der Verteilung von Informationen unter Einbezug von operativen und finanzorientierten Daten. Moderne Business Intelligence steht deshalb nicht bloss für die Erzeugung von Reports als technischem Vorgang, sondern vor allem für die folgerichtige Interpretation der Inhalte.


BI auf dem Wachstumspfad

Der Business-Intelligence-Markt wächst und soll nach Gartner dieses Jahr einen Umsatz von 2,5 Milliarden Dollar generieren. Das jährliche Wachstum in Europa wird in den nächsten Jahren mit 6,4 bis 6,9 Prozent angenommen, weltweit liegt es bei 7,3 Prozent.
Der erfolgreiche und ständig erweiterte Einsatz von BI-Instrumenten in den Unternehmungen führt aus Sicht der IT-Verantwortlichen aber zu einem Paradox. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Werkzeugen, deren sinnvoller Einsatz zu Kostenreduktionen und zu Prozessoptimierungen führen soll. Auf der anderen Seite steigen sowohl die Kosten für die Werkzeuge selbst als auch die Aufwendungen zur Bewältigung der wachsenden Komplexität innerhalb des Applikationsumfelds: Nach Gartner stehen heute im Durchschnitt in einer Organisation 13 unterschiedliche BI-Tools von vier BI-Anbietern im Einsatz. Die Anzahl der parallel genutzten Werkzeuge und Anwendungen soll sich bis zum Jahr 2009 sogar verdoppeln.


Integrierte Standard­lösungen statt Einzeltools

Wen wundert es, dass dieser unbefriedigende Zustand für die IT-Verantwortlichen nicht mehr akzeptabel ist und der Ruf nach einer weitgehenden Standardisierung immer lauter wird? Dass die Kosten einer heterogenen Landschaft gegenüber einer standardisierten BI-Umgebung extrem hoch sind, liegt auf der Hand. Nicht nur die Kosten sind aber ein Argument, sondern auch die Konzentration auf möglichst wenige strategische Partner, die die technischen und geschäftlichen Anforderungen bestens verstehen.
Die wichtigen BI-Plattformlieferanten wie Hyperion, Cognos oder Business Objects haben auf diese Forderungen bereits reagiert und bieten mit ihren integrierten BI-Suiten (Hyperion System 9, Cognos 8, BusinessObjects XI) entsprechende Pakete an. Die Suiten decken die wichtigsten BI-Teil­aspekte Reporting, Analyse, Data Mining und Ad-hoc-Abfrage mit einer einheitlichen Umgebung ab. Zum eingangs erwähnten BI-Paradox gehört allerdings auch
die Kritik, diese Pakete seien wieder­um zu komplex in der Anwendung.


Forderungen an die BI-Architektur

Eine standardisierte Architektur muss in der Lage sein, eine konsistente und übergreifende Unternehmersicht sowie eine durchgängige Logik der Geschäftstätigkeiten zu gewährleisten. Wurde BI bis jetzt oft als Werkzeug zur Beschaffung und Lieferung von unterschiedlichsten Unternehmensinformationen gesehen, haben sich auch in dieser Beziehung die Anforderungen an die BI deutlich verändert.




In der Unternehmung ist ein starker Anstieg von unterschiedlichsten Informationsquellen feststellbar, getrieben vor allem durchs Internet. Gleichzeitig steigt der Anteil an unstrukturierten Informationen wie Video- und Audio-Dateien, Mails, gescannten Dokumenten oder RFID-Daten exponentiell an. Dies führt zu immer grösseren Inkonsistenzen, aber auch zu höheren Anforderungen an die Hardware und damit zu grossen Zeitverlusten in der Verarbeitung. Eine integrierte BI-Lösung muss deshalb das Informationsmanagement, die Informationserzeugung und die immer wichtigere Informationsverteilung gleichermassen unterstützen. Nur so wird sie den Forderungen nach nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen dank hoher Automatisierung und fundierter Einsicht in Prozesse, Strukturen und Marktgegebenheiten gerecht.
Das Informationsmanagement muss in der Lage sein, bestehende Systeme zu integrieren, Daten in transaktionsorientierten, operativen und finanzbasierten Systemen zu finden. Dabei soll der Zugriff möglichst transparent erfolgen, gleichzeitig muss aber die Qualität und Konsistenz der Daten gewährleistet bleiben.v




Bei der Informationserzeugung wird erwartet, dass das System mit automatischen Berechnungen, Verdichtungen und Extrapolationen Daten in Informationen überführen kann. Die Integration sowohl von operativen als auch neu von finanzbasierten Daten ist ein wichtiger Bestandteil der Informationserzeugung. Integration umfasst die Bereitstellung, Konsolidierung und Darstellung (Reporting) von Informationen. Die Analyse- und Planungsinstrumente der BI sind ebenfalls der Informationserzeugung zuzurechnen. Sie liefern historische Informationen, zeigen den Stand der Dinge in Echtzeit auf und liefern Voraussagen auf zukünftige Entwicklungen.




Die dritte wichtige Anforderung an eine BI-Lösung ist die Informationsverteilung. Dabei geht es nicht nur darum, die heute existierenden Verteilungskanäle zu berücksichtigen. Eine möglichste hohe Flexibilität erlaubt, auch zukünftige Anforderungen wie beispielsweise die Informationsverteilung über mobile Clients zu unterstützen. Diese Ansätze führen zum effizienten Informationszugriff unabhängig vom Ort und vom Zeitpunkt.


Vom Data Warehouse zum Direktzugriff

Da Daten immer kurzlebiger und dynamischer werden, lassen sie sich immer weniger sinnvoll in Datenbanken einbinden. Aus diesen Überlegungen werden zukünftige BI-Systeme kein Data Warehouse mehr benötigen – sie greifen statt dessen direkt auf die operativen Systeme zu und binden Echtzeit- und Prozessdaten ein. Ermöglicht wird dies durch Enterprise Information Integration (EII) und moderne Technologien zur Datenintegration.
Moderne BI-Systeme müssen zudem den Anforderungen nach einer intuitiven und vereinfachten Funktionshandhabung, nach verbesserten Benutzeroberflächen und grafisch orientierten Darstellungen gerecht werden. Gelingt es den Herstellern, alle hier genannten Trends in ihren Lösungen zu berücksichtigen, steht ihnen eine rosige Zukunft in Aussicht. Dass dabei nicht nur Grossunternehmen im Fokus stehen, wird durch die vermehrte Ankündigung von Produkten für das KMU-Segment deutlich.





Business-Intelligence-Plattform


Der Autor

Robert Weiss ist freier IT-Jour-
nalist und Berater. Sie erreichen
ihn unter robert@robertweiss.ch




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