Applikationsentwickler braucht das Land – Stärkung der Informatikmittelschulen

Aus verschiedenen Quellen wissen wir, dass der Anteil der Applikationsentwickler/-innen über 60 Prozent beträgt. Aus einer Analyse der publizierten offenen Stellen des ersten Semesters 2009 geht hervor, dass in 70 Prozent der Fälle solche Fachleute gesucht werden. Bei der Ausbildung aber hapert es – 2008 haben ganze 402 Jugendliche in der ganzen Schweiz eine Grundbildung in dieser Fachrichtung begonnen. Massnahmen sind nötig!

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/04

     

Auch wenn immer wieder publiziert und verkündet wird, dass die eigentliche Programmierarbeit billiger und besser im Ausland erfolge – der Bedarf von Firmen ohne Zugang zu ausländischen Märkten ist nach wie vor ungebremst. Das belegen Umfragen, Firmenanlässe etc. Und der Bedarf wird noch deutlich verschärft durch die steigende Zahl der Informatiker, die durch Pensionierung aus dem Berufsleben ausscheiden.


Das haben sich die Bildungsverantwortlichen der Kantone Aargau und Zürich zu Herzen genommen. Es geht jetzt darum, das Interesse der Jugend für diesen Schwerpunkt zu wecken und sie für die Applikationsentwicklung zu gewinnen. Das Berufsbild ist ja äusserst spannend, man hat Einblick in eine unbeschränkte Anzahl Branchen, Prozesse und Produkte. Ob man lieber technisch tätig ist und somit Software für Embedded Systems programmiert, lieber in Dienstleistungsbetrieben arbeitet und Applikationen für Banken, Versicherungen, das Rechnungswesen, das Gesundheitswesen, die Verwaltung entwickelt, oder ob man es lieber mit Shops, Lagerveränderungen oder was immer macht – es hat für jede und jeden beste Arbeit.


Aber wie kann man die Bildungsplätze rasch vermehren? Die einfachste Lösung ist die bestehende. Es gibt seit zehn Jahren die Informatikmittelschulen. Eine Vollzeitschule der Kantonsschulen, in welchen die Lernenden die Fächer der kaufmännischen Berufsmaturität erlernen und die Module der Informatik-Applikationsentwicklung. Nach drei Jahren treten sie in einen Betrieb über und erleben Informatik-Praxis. Sie arbeiten als Programmierer/-innen und schliessen ebenso wie die Lehrlinge mit einer zweiwöchigen IPA (individuelle praktische Arbeit) ab. Es ist längst so, dass der Bedarf nach Praktikant/-innen grösser ist als die Anzahl Schüler/-innen. Viele von ihnen gehen danach an eine Fachhochschule und lassen das Informatikstudium folgen – um dann genau mit dem so häufig gewünschten Profil an den Markt überzutreten.

Angesichts der immer knapper werdenden schweizerischen Nachwuchsleute sollen diese Informatikmittelschulen nun ausgebaut, sollen mehr Klassen geschaffen werden. Die öffentliche Hand macht mit, sie erwartet einzig, dass die OdA (die Organisation der Arbeitswelt) im Marketing mitmacht und die Schüler/-innen zu diesem Ausbildungsweg ermuntert, die interessante Arbeit bekannt macht. Eigentlich eine geniale Möglichkeit: Wer sich eignet und diesen Beruf ergreifen möchte, muss weder Dutzende von Bewerbungen schreiben, noch sich Sorgen um die Aufnahme machen – einfach sich zur Aufnahmeprüfung der Schulen anmelden und gut bestehen! Auf diese Weise hoffen die Initianten, dass die Anzahl IMS-Schüler/-innen von gegenwärtig rund 130 in der ganzen deutschen Schweiz auf deutlich mehr anwächst. Und natürlich auch, dass Betriebe es nachmachen und Lehrstellen für Applikationsentwickler/-innen bereitstellen.


Zusatzangebot: SAP-Ausbildung


Die Absolventen der Informatikmittelschulen haben einen Berufsmaturitätsabschluss mit sehr hohem Sprachen- und Wirtschaftsanteil. Sie sind entsprechend sehr geeignet für die Wirtschaftsinformatik – aber auch für ERP-Applikationen. In Kooperation mit SAP haben die Berufsschule Baden und die ZLI (Zürcher Lehrmeistervereinigung Informatik) einen vierwöchigen Lehrgang konzipiert, der im August 2010 pilotiert wird. Die IMS-Schüler/-innen werden vor dem Praktikumsstart eine vierwöchige SAP-Ausbildung erleben, in welcher sie die Programmierung in ABAP (Advanced Business Application Programming) lernen, die SAP-Systeme kennen lernen und einen internationalen Abschluss machen werden. Damit werden sie sehr interessant für SAP-Partnerbetriebe – die ja auch ihre liebe Mühe in der Personalrekrutierung haben.




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