In einem Land, in dem jeder «Lööli» ein Gewehr in die Hand gedrückt bekommt, sollen sogenannte Killerspiele verboten werden. Mit Verlaub, Frau SP-Nationalrätin Evi Allemann, aber das ist zu viel. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin auch nicht dafür, dass Kinder und Jugendliche gewaltverherrlichende Spiele spielen. Genauso wenig bin ich dafür, dass sie sich auf ihren Handys Pornos reinziehen und im Fernsehen brutale Horrorfilme schauen. Doch was wollen Sie dagegen tun, Frau Allemann? Wollen Sie als nächstes Handys verbieten? Oder etwa Hollywood?
Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder einigermassen normal gepolte Schweizer 30-Jährige (so alt ist der Durchschnitts-Gamer in der Schweiz nämlich) sehr wohl in der Lage ist, zwischen einem Computerspiel und der Realität zu unterscheiden. Kann er das nicht, haben er und somit auch die Gesellschaft ohnehin ein Problem – auch ohne Killergames. Genauso glaube ich daran, dass die Eltern in diesem Land den Medienkonsum ihrer Sprösslinge mehr oder weniger im Griff haben können, wenn sie es denn wollen (man mag mich naiv nennen). Dies setzt jedoch voraus, dass sie sich mit der Thematik auseinandersetzen – aber dies ist in unserer heutigen Zeit ohnehin eine Grundaufgabe des Eltern-Daseins.
Kommt das vielzitierte Argument dazu, dass ein Verbot von Spielen mit gewalttätigem Inhalt erst recht ein Kick für Kinder und Jugendliche sein kann, solche Games zu zocken. Das Verbotene reizt nun mal, und die Kids werden mit Sicherheit einen Weg finden, an die geächteten Spiele zu kommen – Internet und Pausenplatz lassen grüssen.
Abgesehen davon, dass ein Verbot für die erzieherisch wirksame Eltern-Kind-Konversation über den Medienkonsum («Mami, ich habe mir eben dieses total-hyper-mega-verbotene Game über Papis ADSL-Leitung illegal runtergezogen ... wollen wir darüber reden») kaum fördert.
Nebst dem einigermassen gesunden Menschenverstand sprechen aber auch handfeste Gründe gegen ein Verbot. So schreibt Pro Juventute – eine Institution, der das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen (und um die solls doch gehen, oder Frau Allemann?) bekanntlich nicht völlig gleichgültig ist – in einer Mitteilung: «Kindgerechte Freiräume und Förderung sind für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen entscheidend. Die derzeit populäre Forderung nach Verboten wird diesen Anforderungen nicht gerecht.» Und so spricht sich selbst Pro Juventute gegen ein Generalverbot sogenannter Killergames aus und fordert stattdessen sinnvolle Regeln und Förderung der Medienkompetenz.
Studien, etwa von der Zürcher Fachstelle für Kinder- und Jugendforensik, zeigen zudem, «dass Kriminalität bei Jugendlichen entgegen anderer Meinungen vor allem auf frühe schwierige Familienverhältnisse, psychische Probleme oder fehlende berufliche Perspektiven zurückzuführen ist.» Nichts von Killergames also!
Gerade bei den fehlenden beruflichen Perspektiven könnten Sie, Frau Allemann, doch bestimmt viel sinnvollere Arbeit leisten als mit medienwirksamen Verboten. Meinen Sie nicht auch?
(mw)