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SHAP- und SchKG-Monitoring auf dem eigenen PC
Quelle: Vogel.de

SHAP- und SchKG-Monitoring auf dem eigenen PC

Das Schweizerische Handelsamtsblatt auf Papier hat ausgedient: Eine Windows-Anwendung mit abonniertem Informationsfeed ermöglicht gezieltere Recherchen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/03

     

Man ist gut beraten, über seine Kunden, Lieferanten und Mitbewerber stets auf dem Laufenden zu sein. Die elementarsten Wirtschaftsinformationen liefert hierzulande das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB), das jeden Werktag die Neugründungen, Änderungen und Löschungen der im Handelsregister verzeichneten Schweizer Firmen und Organisationen auf Papier und in elektronischer Form publiziert. Das SHAB liefert darüber hinaus auch aktuelle finanziell relevante Informationen über Schuldenrufe und Konkurse gemäss Schuldbetreibungs- und Konkurs-Gesetz (SchKG) sowie diverse andere gesetzlich relevante Veränderungen.



SHAB-Daten im Prinzip gratis

Die SHAB-Daten stehen auf einer Website kos-tenlos zur Online-Recherche bereit. Ausserdem gibt es eine Reihe von Dienstleistern, bei denen sich die Publikationen in unterschiedlich aufbereiteten Varianten kostenpflichtig abonnieren lassen. Meist wird dazu mit dem Provider ein Monitoring-Vertrag abgeschlossen, der die laufende Überwachung einer bestimmten Anzahl von Mandanten, Stichworten und Personen ermöglicht. Typischerweise erfolgt das Monitoring dann per Zweiweg-Kommunikation: Der Kunde gibt dem Provider per E-Mail oder über ein Online-Formular an, was zu überwachen ist, der Provider gleicht diese Liste im gewünschten Intervall mit den SHAB-Meldungen ab und liefert dem Kunden den Extrakt zurück.


Monitoring zum Selbermachen

Ein Anbieter solcher Monitoring-Dienste ist die 2004 gegründete Berner Firma Monitorit. Zum Kundenkreis zählen zum Beispiel Finanzinstitute, die die SHAB-Informationen unter anderem zur Bekämpfung von Geldwäscherei einsetzen. Im langjährigen Umgang mit den Kunden hat man bei Monitorit zwei Beobachtungen gemacht: Erstens ist die Zweiweg-Kommunikation vom Datenschutz her problematisch – denn der Provider erfährt dabei, wen der Kunde überwachen will. Und zweitens könnte ein leicht zu bedienendes, preislich attraktives Softwaretool, mit dem sich der Kunde die Recherchen selbst definiert, für einen weit grösseren Anwenderkreis interessant sein. Aus diesen Überlegungen entstand Demavis, die Kombination einer Windows-Software und der täglichen Lieferung von raffiniert aufbereiteten SHAB-Meldungen. Der Produktname steht für «Den Markt im Visier» und weist darauf hin, dass der Hersteller mit seinem Angebot einen weiten Anwenderkreis bis hin zu Kleinunternehmen, Treuhändern und Journalisten ansprechen möchte.



Und täglich grüsst das SHAB

Die Demavis-Software lädt beim Aufstarten und während der Nutzung mindestens täglich die neuen SHAB-Meldungen via Internet von den Monitorit-Servern herunter und speichert sie in einer lokalen Datenbank. Die Informationen stehen dann für beliebige Offline-Recherchen zur Verfügung. Der Anwender kann die Daten also ohne Einblick durch Dritte nach seinem Bedarf durchforsten und die Suchergebnisse danach für die Weiterverarbeitung in anderen Programmen exportieren. Mit einem Rechtsklick lässt sich zudem direkt der Handelsregistereintrag (Zefix) zum jeweiligen Such-ergebnis aufrufen.


Als Besonderheit präsentiert Demavis nicht einfach den Volltext, der vom SHAB geliefert wird, sondern liefert sinnvoll strukturierte Informationen. So erscheinen zum Beispiel Firmenname, Rechtsform, Sitz, Adresse und Geschäftszweck der gefundenen Firmen in der Tabellenansicht übersichtlich dargestellt in separaten Feldern. Die gefundenen Suchbegriffe werden dabei rot, die Änderungen gegenüber früheren SHAB-Meldungen grün angezeigt.


Daneben steht aber auch der SHAB-Originaltext zur Verfügung. Für die Aufbereitung des SHAB-Textfeeds nutzt Monitorit eine patentierte Such- und Textstrukturierungstechnologie, die auf selbst entwickelten Parsing-Algorithmen basiert. Laut Auskunft des leitenden Entwicklers lassen sich so über 90 Prozent der Einträge automatisch analysieren, der Rest wird vor der Auslieferung an die Abonnenten des Dienstes von Hand aufbereitet.


Suche nach Firmen, Personen und Stichworten

Mit Demavis lassen sich die SHAB-Daten nach Firmennamen beziehungsweise CHID-Nummer, nach Personennamen oder nach frei definierbaren Stichworten absuchen. In allen drei Modi kann die Suche zudem auf einen bestimmten Zeitraum eingegrenzt werden. Bei der Auswahl des Zeitraums erscheinen die Tage, für die Daten verfügbar sind, in einem Kalender-Widget grün markiert.


Bei der Suche nach Firmennamen werden auf Wunsch auch alle mit der gesuchten Firma assoziierten Firmen einbezogen. Darunter sind alle Firmen zu verstehen, die in einer SHAB-Meldung zur gesuchten Firma vorkommen, zum Beispiel als Gesellschafter oder Revisionsstelle.


Die Suche nach Stichworten bietet volle Freiheit – der gesamte Text aller Einträge des angegebenen Zeitraums wird abgesucht. In der Praxis dürfte dieser Suchmodus jedochin erster Linie der Suche nach bestimmten Branchen und Geschäftszwecken dienen, was zum Beispiel bei der Abklärung der Markt- und Konkurrenzsituation dienlich ist. Normalerweise findet Demavis den angegebenen Suchbegriff entweder als ganzes Wort oderals Wortteil; durch Anklicken der Option «exakt» kann man die Suche auf die exakte Zeichenkette eingrenzen. Diese Option steht bei allen Suchbegriffen in allen drei Modi zur Verfügung. Durch Eingabe von «AG» oder «GmbH» mit der Option «exakt» lassen sich bei einer Firmensuche beispielsweise alle Unternehmen mit der entsprechenden Rechtsform finden.



Geografische Einschränkung

Das SHAB verzeichnet jährlich rund 30’000 Neugründungen und über 300’000 Änderungen. Angesichts dieser Datenflut drängt sich, vor allem bei einer Marktabklärung, die Eingrenzung der Suche auf bestimmte Orte geradezu auf. Bei der Suche nach Personen erlaubt Demavis optional die Angabe eines Ortes, die Suche nach Firmen und Stichworten erlaubt raffiniertere Eingrenzungsmöglichkeiten. Dazu dient das Feld «Firmensitz» beziehungsweise der Button, der rechts daneben plaziert ist: Beim Anklicken erscheint ein Dialogfenster mit einer interaktiven Schweizerkarte. Für eine grobe Sucheingrenzung klickt man die gewünschten Kantone an, die darauf rot hinterlegt werden. Irrtümlich gewählte Kantone können mit einem nochmaligen Klick deaktiviert werden. Durch Einzoomen mit dem Mausrad und Hin- und Herbewegen bei gedrückter rechter Maustaste lässt sich die Suche sogar auf Gemeindeebene einschränken. Da auf der Karte selbst nur die Umrisse ohne Namen angezeigt werden, definiert man die abzusuchenden Gemeinden aber besser namentlich über das Feld «Gemeinde suchen». Auf diese Weise lassen sich beliebige Gemeinden und Kantone kombinieren.


Die so bestimmte Suchregion lässt sich zur späteren Wiederverwendung überdies als Favorit abspeichern. Dies gilt in der getesteten Version nicht für die Stichworte – wer nach «Web», «Webdesign» und «Web Design» suchen will, muss die drei Begriffe für jeden Suchlauf wieder neu eingeben. In einer neuen Version, die unmittelbar nach Redaktionsschluss erscheinen soll, will Monitorit diese Möglichkeit ebenfalls anbieten.


Monitoring via Twixtel und Export

Die getestete Demavis-Version arbeitet für das eigentliche Monitoring, also die Überwachung eines bestehenden Adressbestandes, mit der Anwendung Twixtel zusammen. Im Telefonbuch oder einer Sammelmappe von Twixtel müssen dazu die Adressen der Monitoring-Kandidaten erfasst und fürs Monitoring gekennzeichnet werden. Mit einem Klick auf den Demavis-Button wird das Demavis-Programm gestartet und der Suchlauf ausgelöst. Die Ergebnisse lassen sich direkt in Twixtel übernehmen. In einem Übernahmefenster erscheint dabei zu jedem betroffenen Twixtel-Eintrag ein Mutationsvorschlag, den man vor dem Abspeichern noch anpassen kann. Das funktioniert gut, ist allerdings nur für Twixtel-Anwender nützlich. Die neue Demavis-Version wird auch den Import und Export der Daten als CSV-Datei erlauben. Dabei lassen sich verschiedene Formate definieren, in denen zum Beispiel die Auswahl und Reihenfolge der zu berücksichtigenden Felder festgelegt wird. Für die Verwaltung der Import/Exportfunktionen zeigt das Programm neben «Firma», «Person»und «Stichwort» einen vierten Karteireiter an.



Vielseitig nützliches Werkzeug

In der Praxis arbeitet Demavis schnell und zuverlässig, sofern man mit den SHAB-Informationen zufrieden ist. Demavis liefert gut aufbereitete Basisinformationen, für die Analyse und die nötigen Konsequenzen auf die Geschäftstätigkeit muss der Anwender selbst sorgen.


Monitorit bietet das Tool samt Datenmaterial im Abonnement zu Preisen zwischen 40 (Standard) und 200 (Premium) Franken pro Monat an, Mindest-abonnementsdauer ist ein Jahr. Die vier Varianten unterscheiden sich bei der Anzahl der speicherbaren Recherchen und definierten Gebiete oder bei der Anzahl der strukturierten Export-Datensätze für Serienbriefe. Ausserdem werden bei der Light-Variante nur 90 Tage SHAB-Daten vorgehalten, während die Premium-Variante ein ganzes Jahr speichert. Bei der Standard- und Premium-Variante steht dem Kunden zudem ein Betreuer zur Seite.



DeMavis

Demavis ist eine vielseitig nützliche Kombination von Software und Informationsfeed zur Überwachung der Geschäftspartner anhand von SHAB- und SchKG-Informationen. Das Tool ist auch für kleine Firmen erschwinglich. Allerdings sind die individuellen Konfigurationsmöglichkeiten in den Einstiegsvarianten ziemlich beschränkt.


· Liefert aufbereitete Informationen aus dem Schweizerischen Handelsamtsblatt


· Flexible Suchmöglichkeiten


+ Vertraulichkeit: Recherchen bleiben auf dem eigenen PC


+ Klare, übersichtliche Darstellung der Suchergebnisse


+ Anschauliche geografische Suchparameter via interaktive Karte


– Direktintegration nur mit Twixtel


– In der Light-Variante nur eine speicherbare Recherche


Monitorit, www.demavis.ch


ab Fr. 40.– pro Monat

(ubi)


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