My-Ditto - NAS für Anfänger


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/04

     

Als Heim-Server, den auch Personen ohne jegliches Netzwerk-Wissen einfach in Betrieb nehmen können, wird der My-Ditto von Dane-Lec angepriesen. So verspricht der französische Hersteller etwa, dass eine umständliche Konfiguration der Netzwerkeigenschaften nicht nötig ist. Und auch die Inbetriebnahme soll kinderleicht sein: Man müsse das Gerät lediglich an den Strom anschliessen und das Netzwerkkabel mit dem Router verbinden, bevor das NAS danach in zwei Minuten betriebsbereit sei. Zum Schluss gelte es dann nur noch, die auf einem USB-Stick mitgelieferte Software auf dem Rechner zu installieren. «Swiss IT Magazine» hat diese Versprechen auf ihre Wahrhaftigkeit geprüft.

Festplatten formatieren für Anfänger


Das NAS einfach an Strom und Router anschliessen und los geht’s – so zumindest die Theorie. In der Praxis hingegen hiess es warten – und zwar ziemlich lange. Denn anstatt der fünf Lampen, die angeblich nach maximal zwei Minuten leuchten sollten, waren drei Leuchten nach der angegebenen Zeitdauer noch immer inaktiv. Auch nach einer Stunde hatte sich bei den Lämpchen nichts getan. Ein Blick in die ausführliche Benutzeranleitung, die auf dem mitglieferten USB-Stick zu finden ist, offenbarte dann, dass die mitgelieferten Festplatten vor dem Gebrauch noch formatiert werden müssen – erst dann sei das NAS betriebsbereit. Davon war im der Verpackung beigelegten Quick User Guide leider nie die Rede.

Auf einen NAS-Anfänger wirkt die Aussage, er müsse die Festplatten formatieren, eher abschreckend. Die Anleitung dazu war zum Glück aber selbsterklärend und die Formatierung auch für einen Laien problemlos zu bewältigen. Nachdem die dazu erforderlichen Knöpfe gedrückt waren, startete der Formatierungsprozess automatisch – und dauerte rund zwei Stunden.
Danach konnte es endlich mit der Installation der Software losgehen. Dieser Prozess gestaltete sich herrlich einfach: den als Master Key bezeichneten Stick einstecken, Benutzername und Passwort definieren und schon kann das NAS auch tatsächlich verwendet werden.

Selbsterklärende Software


Die Benutzeroberfläche der mitgelieferten Software ist übersichtlich gestaltet. Auf der rechten Seite werden die Dateien und Ordner des lokalen Rechners dargestellt, während sich auf der linken Seite die auf dem My-Ditto gesicherten Files befinden. Will man also ein File vom lokalen Rechner auf das NAS kopieren, geschieht das via Drag-and-Drop – einfacher geht es nicht.
Dabei hat der User die Wahl, ob er die Daten in einen privaten, einen öffentlichen oder einen gesharten Ordner ablegen will. Die im privaten Ordner gesicherten Dokumente sind nur für den Anwender zu sehen, dem das Benutzerkonto gehört, während die im Public-Ordner abgelegten Inhalte für alle im Netzwerk integrierten Anwender – via My-Ditto-USB-Sticks können mehrere User auf das NAS zugreifen – zur Verfügung stehen.
Und im Shared-Ordner stehen Inhalte bereit, die ein Nutzer mit anderen teilen will. Hierbei kann er gezielt Personen auswählen und zudem bestimmen, ob sie lediglich Lese- oder auch Bearbeitungsrechte erhalten. Dieser Auswahlprozess funktionierte im Test tadellos.

App mit einigen Macken


Ein Highlight des My-Ditto, der im Betrieb übrigens angenehm leise ist, ist der Fernzugriff. Die mitgelieferten USB-Sticks, welche die zur Bedienung des NAS notwendige, speziell verschlüsselte Zugriffs-Software beinhalten, können einfach überall hin mitgenommen werden und erlauben, problemlos und in angenehmer Geschwindigkeit, den Fernzugriff auf die Dateien auf dem NAS daheim – und dies von jedem erdenklichen Rechner aus. Dazu muss man nach dem Starten der Software einzig Benutzername und Passwort eingeben und schon kann es losgehen, wie der Test zu unserer Zufriedenheit bewiesen hat.
Nebst dem USB-Stick kann für den Fernzugriff auch die eigens dafür entwickelte My-Ditto-App für Android und iOS sowie ab der Version 6.1 von Windows Mobile verwendet werden. Die App ist einfach gestaltet und nicht gerade ein designtechnisches Highlight – dafür in der Handhabung selbsterklärend und einfach, ganz nach dem Motto Schlichtheit vor Schönheit. Allerdings lässt die App bezüglich Funktionalität noch einige Wünsche offen. Während des Tests hat etwa die iOS-App einige Macken offenbart. So war sie zum einen sehr absturzgefährdet und zum anderen funktionierte etwa der Cancel-Button nicht. Diesen braucht man aber, um auf die vorherige Ebene zurückzukommen. Angesichts dieses Mangels ist die App aktuell in der Praxis noch nicht wirklich brauchbar.

Backup per Mausklick


Wirklich zu begeistern vermochte derweil die automatische Backup-Funktion des Heim-Servers. Um von den gewünschten Dokumenten oder Ordnern ein Backup zu erstellen, wählt man diese auf der rechten, lokalen Seite in der Software an und klickt dann auf den gut sichtbaren Backup-Button. Danach erstellt das NAS automatisch alle paar Stunden ein inkrementelles Backup der markierten Dateien und Ordner, wie der Test bewiesen hat. Etwas schade ist lediglich, dass man das Backup-Intervall nicht selbst definieren kann. Dafür bietet die Software in der Registerkarte «Backup» eine Übersicht über die letzten Backups und ihren Status. So wird dank einer roten Markierung sofort ersichtlich, wenn beim Backup etwas schief gelaufen ist.

Simple Bedienung

Der My-Ditto kann auch als Media Hub gebraucht werden. Dieser Umstand an und für sich ist keine grosse Besonderheit für ein NAS, verfügen doch auch die Heim-Server der Konkurrenz über solche Funktionalitäten. Zu überzeugen vermag der My-Ditto allerdings erneut mit seiner simplen Bedienung. So sind alle Lieder, Bilder und Videos, die im Public-Ordner gesichert sind, automatisch auf allen ebenfalls im selben Netzwerk angeschlossenen Geräte wie etwa einer Playstation verfügbar – ohne, dass der Anwender irgendwelche Konfigurationen vornehmen muss.

Einfacher RAID-Wechsel


Über den Button «Einstellungen» können die Anwender das Fein-Tuning des NAS vornehmen. Und auch hier sind keine Expertenkenntnisse notwendig. Will ein User etwa den RAID-Modus ändern, wird ihm zuvor genau und vor allem verständlich erklärt, was die einzelnen Modi bedeuten. Die tatsächliche Einstellung erfolgt schliesslich via Mausklick. Der dadurch ausgelöste Prozess hat in unserem Fall, also mit einem mit zwei 1-TB-Festplatten bestückten NAS, rund eine Stunde gedauert, braucht also etwas Geduld.
Nebst dem RAID-Modus kann man in den Einstellungen unter anderem auch die Benutzerrechte der einzelnen User ändern – wenn man denn über den Master Key für Administratoren verfügt – oder etwa die Sprache. Der Versuch, die Software in Deutsch zu verwenden, musste jedoch nach nur wenigen Minuten wieder abgebrochen werden – zu mangelhaft ist die deutsche Übersetzung.

Schlafmodus kommt

Nebst der mangelhaften App sorgte im Test von «Swiss IT Magazine» vor allem ein Umstand für Kopfschütteln: Das NAS versetzte sich nie in den stromsparenden Schlafmodus. Eine Nachfrage bei Testgerät-Lieferant Brack.ch ergab allerdings, dass der fehlenden Sleep Mode ein Bug der aktuellen Firmware-Version ist. My-Ditto habe aber bestätigt, dass der Stromsparmodus im nächsten Update wieder enthalten sein wird. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so gibt es abgesehen von der App eigentlich keinen Punkt, der gegen My-Ditto spricht. (abr)


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