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Berufsmeisterschaften Euroskills in Spa-Francorchamps

Von Alfred Breu

Heulende Motoren, quietschende Reifen, der Geruch von verbranntem Gummi: Dafür ist Spa-Francorchamps normalerweise bekannt. Im Oktober 2012 jedoch fand hier aber nicht der Grosse Preis von Belgien statt, sondern die dritten EuroSkills Competitions, quasi die Formel-1 der europäischen Berufswettbewerbe.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/11

     

Im Rampenlicht standen 460 Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus 27 europäischen Ländern in 44 Wettkampfberufen. Während drei Wettkampftagen arbeiteten sie am Limit der Belastbarkeit, beobachtet von ebenso vielen Experten und von mehr als 40‘000 Besucherinnen und Besuchern. Und von den Medien: 18 Fernsehsender berichteten regelmässig darüber.

Schweiz gehört weiterhin zur europäischen Berufselite
Höchste Spannung herrschte an der Schlussfeier, wo die Resultate bekannt worden. Gestaffelt werden die zu Ehrenden auf die Bühne gebeten, bevor sie ihre wohlverdienten Medaillen in Empfang nehmen können. Es herrschte eine gewaltige Stimmung, der Jubel war bei jeder Medaillenübergabe ohrenbetäubend und langanhaltend – manchmal dauert die Freude so lange an, dass die Moderatorin die Gewinner fast von der Bühne komplimentieren musste.
Das 12-köpfige Schweizer Team in 10 Berufen war sehr erfolgreich und wurde Zweiter in der Nationenwertung. Mit drei Europameistertiteln, dreimal Zweiter Rang, zweimal Dritter Rang und zwei Diplomen bestätigte es einmal mehr den guten Ruf des Schweizer Bildungssystems und die hohe Professionalität.

Informatik noch nicht dabei

Im Gegensatz zur Berufsweltmeisterschaft hat die Schweizer Informatik keine Delegation entsandt. Das könnte sich nun für die nächste Durchführung ändern. Derzeit laufen Abklärungen, ob wir auch ein Team an die Euroskills entsenden können. Nachdem die Schweizer Informatiker an den Berufsweltmeisterschaften 2011 in London in zwei von drei Informatik-Disziplinen alle europäischen Länder hinter sich gelassen hatte, könnte man sich auch gute Chancen ausrechnen.


Sind das die künftigen Weltmeister?
Ende September fanden unter den besten zwölf Informatikern der Schweizermeisterschaften 2010 und 2011 der Qualifikationswettbewerb für die WM Leipzig 2013 statt. Leider war diesmal keine Frau unter ihnen. Begonnen hat der Anlass mit einer Information über diesen Anlass und die Vorbereitung dazu, gefolgt von Gesprächen über die Bereitschaft der Teilnehmenden. Auch in Leipzig werden drei Informatiker teilnehmen. Diese werden nun bis im Juni ein intensives Trainingsprogramm absolvieren, geht es doch darum, die jeweilige Disziplin wirklich zu beherrschen und die Aufgaben rasch und korrekt zu lösen.

Das bedeutet, dass ein Systemtechniker jegliche Kombination von Serveraufbau mit zwei Betriebssystemen und Kommunikationseinrichtungen «im Traum» und genau nach Auftrag durchführt. Oder Webdesigner eine anspruchsvolle Homepage «aus dem Ärmel schütteln» – in vier Arbeitstagen, ohne Internet und andere Hilfen. Und es gilt, sich gegen die Weltbesten durchzusetzen.
Die drei Teilnehmer sind nun bekannt, sie freuen sich auf die WM. Für sie beginnt jetzt die Vorbereitung. Dazu zählen auch drei Wochenend-Trainings von Swiss-Skills mit dem wahrscheinlich 36-köpfigen Schweizer Team in 34 Berufen.

Die ICT-Teilnehmer an der WM Leipzig 2013

Jonas Wälter (1994), 4. Lehrjahr, Systemtechniker, Trade 9: IT Software-Lösungen für Unternehmen
«Ich freue ich mich über die Ernennung, denn es ist eine Ehre, die Schweiz an der Berufsmeisterschaft vertreten zu dürfen. Sowohl im Lehrbetrieb als auch im familiären Umfeld sind alle stolz. Von allen Seiten wurde mir volle Unterstützung zugesagt. Ich hoffe, dass ich an der Weltmeisterschaft meine Bestleistung abrufen und mich damit möglichst weit vorne rangieren kann. Parallel zur WM-Vorbereitung möchte ich meine Lehre erfolgreich abschliessen. Voraussichtlich ein Jahr später werde ich ein Studium im Bereich Informatik beginnen.»

Sharon J. K. Moll (1993), 4. Lehrjahr, Richtung Applikationsentwicklung, Trade 17: Webdesign
«Das Gefühl, die Schweiz an einem solch grossen internationalen Event vertreten zu dürfen, ist herrlich. Die Reaktionen im geschäftlichen Umfeld waren äusserst positiv und motivierend. Natürlich war die Freude auch im familiären Umkreis riesig. Mein Ziel an der Weltmeisterschaft ist ohne Zweifel die Spitze zu erreichen. In meiner Ausbildung strebe ich zur Zeit den Abschluss an, danach plane ich ein Studium zu absolvieren.»

Lukas Hubschmid (1992), Student Informatik an FHS Nordwestschweiz, Trade 39: IT Netzwerk System Administration
«Es ist eine grosse Freude, die Schweiz zu vertreten, und es bedeutet für mich eine weitere Herausforderung, welche ich gern annehme. In meinem Umfeld habe ich durchweg positive Reaktionen erhalten. Meine Familie und mein Freundeskreis stehen motivierend hinter mir. Mein Ziel an den Weltmeisterschaften sind mindestens die Top 5. Natürlich werde ich mein Bestes geben, um noch weiter nach vorne zu kommen. Im beruflichen Bereich wird nach den Weltmeisterschaften dann als erstes der Abschluss des Bachelors in Informatik im Fokus sein. Mein Wissen würde ich dann gerne bei Hilfswerken, NGOs oder in der Forschung einsetzen.

Berufsmeisterschaften als Talentförderung

Warum leisten sich Verbände, Teilnehmer/-innen und Betriebe den Aufwand, Berufsmeisterschaften zu organisieren und an der WM teilzunehmen? Weil diese leistungs- und qualitätsfördernd wirken und einen hohen internationalen Werbeeffekt haben. Die Teilnehmenden belegen damit, dass sie „aus dem Nebel des Durchschnitts hervorragen, wie Berge über dem Nebelmeer“.
Der Vergleich mit anderen aus anderen Regionen, Kantonen und auch Ländern fördert die Qualität der Grundbildung – es ist nämlich keiner Schule gleich, ob ihre Lehrabgänger/-innen zu den guten zählen oder nie jemand von ihnen auf dem Podium steht. Darum gibt es über die World-Skills und Swiss-Skills-Meisterschaften hinaus auch weitere Berufsmeisterschaften.
So konnten wir kürzlich über die Goldmedaille der Schweizer Militärköche lesen oder über diejenige an der Coiffeur-WM. Der hohe Lern- und Trainingsaufwand lohnt sich ganz besonders für die Teilnehmer: sie gehören dann wirklich zur Berufselite. Und jeder Betrieb, der solche unter sich hat, kann darauf stolz sein und darf das auch kundtun.


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